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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1877
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum Lei Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. 116. Leipzig, Mittwoch den 23. Mai. 1877. Nichtamtlicher Theil. Zum Schristwcscn im Mittelalter.*) Im Jahre 1871 unternahm es der Professor W. Wattcnbach, ein Werl über das Schristwcscn im Mittelalter herauszugeben, welches eine wahrhaft erstaunliche Fülle des Stoffes ans sehr zer streuten Gebieten der Literatur enthält und dem wir die für den vorliegenden Zweck wichtigen Stellen dem Wortlaute nach entlehnt haben. Das außergewöhnlich hohe Interesse, welches der Gclehrten- stand dieser mühevollen Arbeit cntgegcnbrachte, erhellt am besten daraus, daß bereits im Jahre 1875 eine zweite vermehrte Auflage des streng wissenschaftlichen Werkes erscheinen konnte. Da in dem Buche gleichsam nur die Bausteine zur Kunde des Schriftwesens im Mittelalter durch Anführung der zahlreichen Bei spiele zusammengetragen werden, so wollen wir im Nachstehenden versuchen, eine den Verhältnissen unseres Blattes entsprechende kurz gedrängte Skizze über Normen und Sitten des mittelalterlichen Schristwcsens, als des Trägers und der Grundlage des Verkehrs wesens zu entwerfen. Die christliche Kirche bedurfte von ihren ersten Ansängen her geschriebener Bücher, und wenn man sich zu deren Anfertigung häufig auch professioneller Kalligraphen bedienen konnte, so lag doch ein großer Bortheil darin, daß die Geistlichkeit selbst aus diese Kunst sich verlegte. In den ersten Jahrhunderten bildete noch die Kalli graphie ein Handwerk, das als Lebensausgabe besonderer Personen betrachtet wurde. Später wurden Mönche die eigentlichen Bücher- schrciber und fanden in solcher Beschäftigung mehr und mehr ihre Lebensaufgabe. Die abzuschreibendcn Werke Ware» naturgemäß vorzugsweise geistlichen Inhalts, doch wurde diesseits der Alpen die profane Literatur weniger ausgeschlossen, weil man sie als noth- wendiges Rüstzeug der gelehrten Studien betrachtete. Auch Nonnen übten schon früh die Schreibkunst. Die Weltgeistlichen wurden, im Gegensatz zu den Mönchen, meist durch geschäftliche Schreiberei in Anspruch genommen. Unter den Karolingern fielen Kapelle und Kanzlei zusammen, und viele Jahre hindurch wurden die Urkunden fast sämmtlich von Geistlichen geschrieben, da der Stand der Notare erst nach dem 13. Jahrhundert von Italien aus nach anderen Ländern sich verbreitete. Ganz all gemein war die Führung der Korrespondenz geistlichen Händen anvertraut. Jeder Mann von einiger Bedeutung mußte seinen cloricus, oloro, olorlr, Psaff haben, der die Briefe las und schrieb. Eine solche Stellung war am geeignetsten,sichjcinenLebcnsunterhalt, dann auch Reichthum und Ehre zu erwerben. Fast regelmäßig wurden die Verdienste des kaiserlichen Kanzlers durch ein Bisthum belohnt; den übrigen fielen geringere Pfründen zu. Die Anleitung zum Briesschreiben bildete deshalb seit alter Zeit einen sehr wichtigen Theil des Unterrichts; man nannte das „ckiotars". *> Aus dem „Archiv für Post und Telegraphie". Bierundvierzigster Jahrgang. In den Klöstern, vorzüglich in den alten und reichen Stiftungen wurde es vom 13. Jahrhundert an immer seltener, daß die Mönche selbst schrieben: cs kommt der Stand der Lohnschreiber in Auf schwung, und bald übertreffen die gewerbsmäßigen Schreiber aus dem Laicnstande an Zahl die geistlichen. Die bürgerlichen Schrei ber beschäftigten sich hauptsächlich mit Büchern in den Volks sprachen, während die Vervielfältigung kirchlicher und gelehrter Schriften noch immer vorzugsweise den Geistlichen und dem ent stehenden Gelehrtenstande zufiel. Vielfach schrieben auch Schüler und Studenten, um ihren Unterhalt zu verdienen oder die sür ihre Studien nothwendigen Werke zu erlangen. Von einem eigentlichen Buchhandel kann in dem größten Theile des Mittelalters wohl nicht die Rede sein, wenn auch ein zelne Bücher käuflich zu erlangen waren. Die vielfachen Kriegs- Plünderungen, sowie die Bedrängnisse der Kirchen und Klöster, welch letztere — trotz aller Verordnungen dagegen — ihre Bücher selbst an Juden verpfändeten oder verkauften, trugen zur Verbrei tung literarischer Werke wesentlich bei. In Deutschland kam außerhalb des geistlichen Standes erst spät ein Lesebedürfniß aus. Die Frauen hatten ihren Psalter, welcher in der Regel in einem Kloster angcscrtigt worden sein wird. Im 13. Jahrhundert wußte sich indessen der aufstrebende Bürger stand in den bedeutenden Städten seine eigenen Schulen zu ver schaffen, und, indem das Monopol literarischer Bildung dem Klerus entgleitet, entsteht ein zahlreicher Laienstand, welcher zu lesen ver mag und zur Unterhaltung lesen will. Fürsten und Edle begnügen sich nicht mehr mit den Sprüchen der sahrenden Leute; sie wollen die schönen Rittergcschichten und lustigen Schwänke in Abschrift habe». Konnten sie vielleicht auch selbst nicht lesen, so fand sich doch Jemand im Hause, der daraus vorlcscn konnte. Häufig schrieb der Hoskaplan oder ein gemiethcter Schreiber die Bücher ab, aber gleich zeitig fand man sie schon käuflich beim Stadtschreiber oder Schul meister oder auch bei einen, Pirmetcr (Pergamcnthändlcr), welcher mit seiner Waarc die Messe bezog. Einem derartigen Handel öffne ten sich die Pfarrkirchen, und nicht lange ist es her, daß, aus jener Zeit stammend, die Marienkirche in Lübeck zwischen den Pfeilern der Außenwand Buden beherbergte, in welchen »eben Schreib materialien Bücher verlaust wurde», und daß auch in der schöne» Brieskapellc eine solche Bude stand. Briese nannte man nämlich die mit Gebeten versehenen Heiligenbilder, welche dort ausgeboten wurden; von ihnen haben auch die Briesmaler ihren Namen. In Hamburg, Metz und Wien wurde ebenfalls bis zur neueren Zeit in den Nebengängcn der Kirchen Buchhandel betrieben. Mit der wachsenden Nachfrage nach Büchern sinnt man aus Mittel zu schneller und wohlfeiler Vervielfältigung. Die gangbarsten Schriften werden in Holzplatten geschnitten, dann die Lettern gc- 259
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