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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1877
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- Deutsch
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1922 Nichtamtlicher Theil. 116, 23. Mai. sondert und beweglich hergcstellt; die Buchdruckerei wird erfunden. An zahllosen Orten beschäftigt man sich mit der Herstellung von Druckwerken, das Volk hat sich an das Lesen gewöhnt, und die Buchführcr finden reichlichen Absatz aus den Messen. Dieser Lage der Dinge kommt Martin Luther mächtig zu Hilfe; ein vielgeädertes Getriebe läßt die Flugschriften in alle Welt ans- flicgen. Bald erwacht aus den schüchternen Ansängcn der Boten anstalten ein geordnetes Postweseu und spannt seine Netze über die Cultnrwclt. Alle diese Erscheinungen bezeichnen das Erwachen eines andern Zeitalters mit neuem Geiste und frischem Schaffen. Die wichtigsten Schreibstoffe im Mittelalter bilden das Per gament und später das Papier. Das besteMaterialzumPergamentliesernZiegen- undKälber- selle. Die Zubereitung des Rohstoffes bildete ein besonderes Ge werbe, für welches sich in Deutschland der Ausdruck „Buchseller" findet. Das vom Buchfeller gelieferte Pergament mußte der Schreiber vor dem Gebrauche erst zubereitcn. Zu dem Zwecke wurde der Stoff mit einem Eisen abgeschabt, mit Bimsstein geglättet und mit Kreide behandelt; Nisse und Löcher wurden verklebt oder znsammeugcnäht. Das Papier, dieser jüngste Schrcibstoff, welcher nach und nach alle übrigen verdrängt hat, hüllt seinen Ursprung in ein dichtes Dunkel und soll schon seit uralten Zeiten von den Chinesen aus Baumwolle zubereitet worden sein. Bei der Eroberung von Samar kand um das Jahr 704 wurde cs den Arabern bekannt und von denselben später in Spanien eingeführt. Mit dem Verfall der ara bischen Herrschaft in Spanien verpflanzte sich die Papicrfabrikation aus Italien. Von Venedig und Mailand wurde das südlicheDcutsch- land mit Papier versorgt, und sogar Görlitz bezog nach Rechnungen aus den Jahren 1376—1426 diesen Schreibstoff von dort. Dem westlichen und nördlichen Deutschland wurde das Papier ans Frank reich und Burgund über Brügge, Antwerpen und Cöln zugesührt; man erkennt dasselbe an den Lilien und anderen Wappenzeichen. Später erscheinen auch Papiere aus Lille und Lüttich. Die ersten Papierfabriken in Deutschland befanden sich um das Jahr 1320 bei Mainz. In Nürnberg errichtete Ulman Stromer unter Benutzung von Wasserkraft im Jahre 1390 eine Papierfabrik. Um das Jahr 1407 finden wir eine solche in Ravensburg, welche mit der Zeit das feinste Papier lieferte. Hier wurde das Papier, „so man gar gern in den Kanzleyen nutzt", mit einem Ochscnkops (ohne Bezeichnung der Augen) versehen. Mit dem 13. Jahrhundert werden die Handschriften auf Papier häufiger als diejenigen auf Pergament. Neben diesen Schreibstoffen finden im Mittelalter noch Wachs- tascln, Holz, Papyrus und Leder als Schreibstoff Verwendung. Wachstaseln, deren Gebrauch schon im Alterthum sehr allge mein war, dienten zu allerlei Auszeichnungen und Entwürfen, welche später aus Pergament übertragen wurden; ferner als Schultaseln, zum Verzeichnen von Rechnungen, vorzüglich auch als Zinsregistcr und zur vorläufigen Auszeichnung gerichtlicher Vorgänge. Während in der neueren Zeit an den meisten Orten Wachs durch Papier ver drängt wurde, erhielt sich der Gebrauch des erstcren bei einigen Salzwerken, beispielsweise in Halle, wo der Gebrauch erst 1783 durch königliche Verordnung aufgehoben wurde. Holztaseln kamen zum Schulgebrauch vor und dienten auch zur Aufzeichnung von Kalendern. Papyrus wurde in Deutschland nie viel gebraucht; als man hier zu schreiben anfing, war schon Pergament der gewöhnliche Schreibstoff. Leder gelangte seit uralten Zeiten als Schreibstoff zur Ver wendung. Die Juden behielten den asiatischen Gebrauch bei, und die Gesetzesrollen in den Synagogen sind noch jetzt aus Leder ge schrieben. Als Form der Schriftstücke war im Alterthum die Rolle am gebräuchlichsten. Im Mittelalter kommt diese Form ebenfalls häufig vor, und namentlich sind Urkunden in dieser Gestalt geschrie ben. Von der weiten Verbreitung der Rollensorm legen Ausdrücke, wie inrotularo, onröler, Musterrolle, Zunftrolle re. sprechendes Zeugniß ab. Unter den Notariats-Instrumenten kommen Jnventaricn bis zu 100 Fuß Länge vor. Auch Acten bildete man bisweilen, indem man Briese, Entwürfe der Antworten re. zu einer langen Rolle zu sammennähte. In England wurden alle königlichen Erlasse auf eine lange Pergamentrolle geschrieben; an allem alterthümlichen Her kommen sesthaltcnd, thut man cs noch jetzt. Die Forni unserer Bücher entstammt von den Wachstafeln und wurde später aus Pergament und Papier angewendet. Papyrus kommt dagegen nur selten in Buchform vor. Was die Form der Briese (littorus oluuoas) betrifft, so wurde Pergament in der Regel gefaltet. Man druckte das Siegel aber nicht unmittelbar darauf, sondern zog einen ganz schmalen Streifen Pergament durch den Brief und das Siegel, so daß derselbe ohne Zerschneidung des Streisens nicht geöffnet werden konnte. Bei päpstlichen littoris olanois wurde im 12. und 13. Jahrhundert die Hanfschnur, woran die Blcibulle befestigt war, durch Löcher der Seitenränder gezogen. Mit dem päpstlichen Fischerringe versehene Breven wurden durch einen schmalen Pergamentstreifen zusammen gehalten. Vom 14. Jahrhundert an nähern sich die Briese immer mehr der modernen Form und haben sich in großer Anzahl erhalten. Fürsten und Städte hielten sich eigene Briefboten; die Stadt Ham burg zahlte 1367 dem Maler Bertram vier Schillinge pro cks- piotiono ckos broolvatbon (iborluor oursoris, 1372 zwei vor breok- vutb uucks roowou, 1383 wieder vier aä äopinxsncknm brootvutb oivita-tis. Die Schreibgeräthe bestanden in Blei, Lineal, Tinte, Rohr, Federn, Bimsstein, Messer und Schwamm. Alle sorgsältig geschriebenen Manuscripte zeigen eine Liniirung. Häufig finden sich fest eingedrückte, mit dem Griffel gezogene Linien. Im 11. Jahrhundert kommen Bleistiftlinien aus, im 13. Tinten- linicn, doch sind oft nur die Ränder durch Tintenlinicn abgegrenzt, im inneren Raum aber keine Linien enthalten, wie man denn bei zunehmender Vielschreibern häufig ganz ohne Linien schrieb. Im Alterthum war das Schreibrohr im allgemeinen Gebrauch, welches man bündelweise „l?ascos calumornin" lauste; die Feder kommt erst später vor. Zum Schneiden des Rohres oder der Feder diente das Federmesser „soalprum librarium". Stumpf geschriebene Rohre wurden mit Bimsstein geschärft. Die Tinte erscheint in alten Handschriften schwarz oder bräun lich, immer von ausgezeichnet guter Beschaffenheit. Nachdem aber das Schriftwcsen mit dem 13. Jahrhundert einen massenhafteren Umfang angenommen hatte, verschlechterte sich die Tinte und sieht grau oder gelblich, zuweilen auch ganz verblaßt aus. Recepte zur Bereitung der Tinte sind mehrfach erhalten. Als Tintenfaß diente ost ein einfaches Horn, welches durch eine Oeffnung des Schreib- pultcs gesteckt wurde. Zur besseren Uebersichtlichkeit des Textes wurden nicht nur die Abschnitte durch Anwendung rother Farbe — davon der Aus druck „Rubrik" — hervorgehobeu, sondern ost auch alle bedeutenden Wörter roth unterstrichen. Vom 13. Jahrhundert an war Mennig und blaue Farbe regelmäßig sür die Anfangsbuchstaben und son stigen Verzierungen im Gebrauch. Auch Goldschrift war, nament lich im byzantinischen Reiche, sehr beliebt. Bald schrieb man ganze Handschriften in Gold, bald nur die Ueberschristen oder die ersten Seiten, den übrigen Text häufig in Silber. Gern erhöhte man den Glanz des Goldes durch purpurnes Pergament. Im 13. Jahr-
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