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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1902
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- Deutsch
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- Saxonica
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^ 111, 1«. Mai 1902. Nichtamtlicher Teil. 4087 nicht, einem beliebigen Gewerbtreibenden, der sich eine Be zugsquelle zu Buchhändlerpreisen zu öffnen verstanden hat, oder einem Sortimenter, der das Schulbüchergeschäft »so gut wie allein zu machen bestrebt ist», die Früchte unserer Arbeit zugewendet zu sehen. Der Verleger, dem an der Erhaltung eines Sortimentsbuchhandels in dem Sinne, wie er vor Ein tritt der Gewerbefreiheit sich bewährt hat, liegt, wird die ihm zugchendcn Bestellungen nicht quantitativ, sondern quali tativ abwägen: Wer ist der Besteller? Aus der im Börsenblatt Nr. 125 vom 1. Juni 1901 abgedruckten Antwort auf eine »Verlegerklage» mögen hier folgende Zeilen den Lesern des Börsenblatts ins Gedächtnis zurückgerufen werden: -So wenig wir dem Geldbriesträger das Geld zu verdanken die Pariiebestellungen von Warenhäusern und Schleuderfirmen, auch von Buchhandels-Grossisten höher zu schätzen, als die Einzel- bestcllungen des Sortimenters, und ebenso sehr ist es eine, die fleißige Vcrtriebsthätigkeit des Sortimenters geradezu unter grabende Gepflogenheit, die Barbestellungen jedes Beliebigen, der einen Vertreter in Leipzig gefunden hat, ebenso oder gar höher zu rabattierrn, als die des Sortimenters.- Gerade das Schulbüchergeschäst zeigt, wie die Mitarbeit von Buchbindern, Schreibmaterialienhändlern und solchen Firmen, die es »so gut wie allein machen möchten», dem Verleger keinen Vorteil bringt, wohl aber die ihr Geschäft in normaler Weise betreibenden Sortimenter in ihren Ein künften empfindlich schmälert, die ihnen die Mittel boten, im Interesse der Geschäftsverbindung mit den Verlegern auch andere Arbeiten zu leisten, für die ihnen eine direkte Honorierung nicht zu teil wird. Und so zeigt denn das Schulbüchergeschäst auch ganz be sonders, wo die von einer Anzahl hervorragender Verleger bereits ins Auge gefaßte Beschränkung der Firmen, denen die Eigenschaft als Buchhändler zuzuerkennen ist, mit Erfolg und ohne Schädigung ihrer eigenen Interessen einsetzen sollte. Wo die Verleger über den Geschäftsbetrieb einzelner Firmen im Zweifel sind, werden sie von den Orts- und Kreisver einen bereitwillige Auskunft erhalten; in den beiden am meisten exponierten Städten Berlin und Leipzig werden sie sich am besten an die dort bestehenden Sortimentervereine wenden. Leipzig. Paul Beyer. Die Ausstellung der Berliner Serestion 1902. Wieder ist sie ein Ereignis im Berliner Kunstleben, die neue Ausstellung in dem barocken Häuschen der Sezession. Kaum daß man bemerkt, wie die Zahl der zugehörigen Künstler sich im vorigen Jahr, gleichsam eine Sezession der Sezession, durch Austritt einer Anzahl von Mitgliedern ver mindert hat. Man drängt sich in den Sälen und Zimmern wie früher, unterhält sich eifrig, Beifall und Mißfallen äußernd, Jedermann ist gepackt. Die 54 ordentlichen und S2 korrespondierenden Mitglieder haben unter Hinzuziehung von einigen Werken Verstorbener laut Katalog 382 Bilder und Bildwerke ausgestellt. Wir müssen uns hier Raum mangels halber darauf beschränken einiges hervorzuheben. Besonderes Interesse erregt Liebermanns »Simson und Delila». Das Bild zeigt die Erniedrigung Simsons durch die nackte und unschöne triumphierende Delila in einem Grade, der Widerwillen erwecken kann. Wie eine schamlose Megäre emporgereckt, den abgeschnittenen Haar schmuck Sinisons ihren Mitverschworenen am Zelteingang zu reicht, wie der Riese, zusammengesunken, das Antlitz nach unten, daliegt, das ist mit großer Kraft zum Ausdruck gebracht. Louis Corinths »Der Fluch aus König Saul« sührt uns Gestalten von Charakter in großen Zügen und matter Farbengebung vor. Seine »Drei Grazien» halten wir für eine treffliche Aktstudie, weniger für ein Kunstwerk, das seinem Titel voll entspräche. Desselben Künstlers Selbstbildnis stellt ihn zu sammen mit einem Modell dar. Jsaac Israels, der Nieder länder, hat ein Mädchenporträt und ein Bild »Esel am Strande» ausgestellt. Bei ihm, wie bei Andreas Zorn, der einige Porträts vorsührt, erscheint gewissermaßen die Zeichnung aufgelöst, das Bild scheint aus der fließenden Farbe wie von selbst zu entstehen. Hans Thoma mutet in seinem »Charon« an wie ein alter Vertrauter. Da ist nichts Auffallendes, aber auch nichts, was man hinweg wünschen möchte, am wenigsten die Innerlichkeit, fast möchte man sagen die Innigkeit des Empfindens dieses Lyrikers unter den heutigen Malern. Aus den Sammlungen der Hamburger Kunsthalle sind einige Werke des Grafen Kalck- reuth zur Ausstellung beigesteuert, von denen das Bildnis des jüngst verstorbenen Händelforschers Chrysander fesselt. Es stellt den verdienstvollen Musikgelehrten in seinem Studier zimmer dar, das zugleich die Werkstatt ist für die Platten herstellung und den Druck. Die Schlichtheit der äußeren Erscheinung, der Ernst des Forschers, ja selbst ein gewisser Fanatismus des Sammlers vereinigen sich hier zu einem harmonischen, ergreifenden Bilde. Einen Gegensatz hierzu bietet Max Slevogt, »d'Andrade als Don Juan, das Champagnerlied singend«, mit seinem kühnen Farbenstrich und der Treffsicherheit der blendenden Erscheinung, dessen Kopf volles Leben sprüht. Lebendig erfaßt und fesselnd dar gestellt erscheint uns das sonderbare »Gesellschastsbild» von Zuloaga, vornehme Spanierinnen im Freien sich ergehend, Gestalten voll Race, in Lebensgröße dargestellt. Viel be wundert wird das weibliche Bildnis von Reinhold Lep- sius, dessen Wirkung in erster Linie der herrlichen Ruhe und vornehmen Farbenstimmung zuzuschreiben ist, welche Vorzüge in dieser Ausstellung als Besonderheit auffallen. Der bekannte Humorzeichner Schlitigen sandte ein Doppelporträt, das den Charakter bestellter Arbeit deutlicher zeigt als die Vorzüge des talentvollen Künstlers. Thomas Theodor Heine ist mehr in seinem Element geblieben bei seinem köstlichen »Dichterling», der vom Pegasus gerutscht ist und ausgelacht wird. Mehr frappierend als erheiternd wirkt desselben Künstlers »Vestalin». Wenden wir uns aber zu dem bilderreichen Cyklus des Norwegers Munch, so schwanken wir zwischen Heiterkeit und Betrübnis. Darf denn der erwachsene Mensch noch stammeln, wenn er gesund ist? Ist das die gesuchte Naivetät einer alten Kokette oder rückständige Kunst, die sich an großen Motiven vergreist? Giebt es Menschen, denen solche Malereien Genuß zu bereiten im stande sind? Die letztere Frage dürfte wohl zu verneinen sein. Aehnlich erging es uns früher mit den Werken L. von Hosmanns, der sich jedoch eines Besseren besonnen hat und uns in seinem »Verlornen Paradies» und den »Badenden Mädchen« Kunstwerke vorführt, die packen und erfreuen. Dieses Erfolges ist der talentvolle Walter Lei- stikow fast immer sicher. Sein »Norwegisches Gebirge» und sein »Pechsee im Grunewald- sind so verschieden in Cha rakter und Stimmung wie natnrwahr und fesselnd. Darin gemahnt er an Hans von Volkmann, dessen »Bachbett zwischen Aeckern» und »Sommerlichen Fluren« man die Liebe zur Natur und das Talent getreuer Wiedergabe gleicherweise nachrühmen darf. Hans Baluschek frappiert auch hier wieder durch die Wahl seiner Motive und ihre kraftvolle, bisweilen etwas rücksichtslose Darstellung. Sein »Bahnwärtergliick« muß jedermann ergreifen, wie sein »Der Mai ist gekommen« er heitern. Es sei noch erwähnt, daß von den verstorbenen Größen LS5-
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