Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1904

99. 30. April 1904. Nichtamtlicher Teil. 3805 auf der Leipziger Ostermesse die Abrechnungen besorgte, auch einen großen Bekanntenkreis unter der Verlegerwelt des deutschen Buch handels erworben. ^Hierdurch ^ wurde ihn^ sein Anfang selfr er- ließ die Firma seinem Neffen allein, bis wiederum zehn Jahre später (September 1881) ein mehrjähriger Mitarbeiter, Herr Karl Bornemann aus Großenhain in Sachsen, als Gesellschafter ein- Bornemann am 6. August 1885 das Geschäft in alleinigen Besitz übernahm. Während seiner nunmehr schon über fünf undzwanzigjährigen Tätigkeit für das Geschäft — anfangs als Gehilfe und nun schon fast 23 Jahre als Besitzer — hat sich die ^andlung il^ren ehrenvollen^ Platz ^ unte^ den Buchhandlunge^ auch dadurch, daß sich die Firma vor etwa 7 Jahren eine Buch druckerei eingerichtet hat. Es steckt ein redliches Stück deutscher Kulturarbeit in dieser langjährigen buchhändlerischen Tätigkeit der Jubiläumsfirma, das auch der deutsche Verlagsbuchhandel sicher zu schätzen weiß. Möge die Handlung auch ferner blühen zur Förderung des Deutschtums und zum Nutzen unsrer Literatur, dies sei unser Gruß zu dem denkwürdigen Festtag der Firma. Eine neue Druckschrift: Behrens-Schrift und -Zierat. — Die Rudhard'sche Gießerei in Offenbach a. M. hat soeben ein stattliches Probeheft mit Schriften, Initialen und Schmuck nach Zeichnungen und Entwürfen des Herrn Professor Peter angestrebt hat, liegt nun als umfangreiches Werk fertig ^vor: ein Material, das sich durch seine künstlerische Eigenart und seine, trotz der Reichhaltigkeit, streng durchgeführte Stileinheit vorzüg lich zur Ausstattung von Büchern und wirkungsvollen Drucksachen eignen dürfte. Die Behrensschrift umfaßt vierzehn Schriftgrade; sie besitzt in der halbfetten Behrens eine Auszeichnungsschrift und in den drei verschiedenen Arten von Initialen, sowie den Vignetten, Ornamenten und Linien wertvolle Ergänzungen zur reizvollen Dekoration. Die Linien besonders dürften sich durch Einfachheit bald in Fachkreisen einbürgern. Der Zweck des sehr reichhaltigen Probehefts ist, die schöne Eigenart und praktische Verwendbarkeit des Behrens-Materials in Satzbeispielen zu zeigen, die möglichst der Praxis entnommen sind. Durch die Aus stattung. im Satz sowohl wie in der Farbengebung, soll der Buch drucker Anregungen erhalten, die ihn in die Lage setzen, auch für den eiligsten Auftrag künstlerische Mittel in Anwendung zu bringen. Theodor Mommsen über sein Jugendwerk. — In einer Erinnerung an Theodor Mommsen, der im Jahre 1901 der »Gesellschaft der Bibliophilen - beitrat, berichtet deren Sekretär, vr. Carl Schüddekopf in Weimar, eine charakteristische Episode. Letzterer beabsichtigte für die Mitglieder der Gesellschaft einen Faksimiledruck des »Liederbuches dreier Freunde- zu ver anstalten, und fragte deswegen bei ihm, dem einzigen Über lebenden der lyrischen Dreiheit, um die Autorisation dazu an. Mommsens ironisch abwehrende Antwort lautete: »Das Lieder- sondere die Allotria liebt, teils und vor allem seiner Seltenheit, welche ohne Zweifel auf dem sehr wirksamen Wege der Maku- lierung von Ladenhütern herbeigeführt worden ist. An sich selbst kann weder der Ernst noch der Scherz darin eine ernstliche Be trachtung vertragen und möchte ich nicht erleben, daß die Herren Rezensenten es für ein Dokument der Altersschwäche erklärten, die Reproduktion — und zumal eine so originelle — dieser Börsenblatt für den dentschen Buchhandel. 71. Jahrgang. bttden. ^ ^ (Nat.-Ztg?) Diebstahl einer alten Handschrift. — Bereits im Jahre 1900 wurde aus dem Stiftsarchiv im Lateran in Rom ein sehr wertvoller Band, der die einzige bekannte eigenhändige Nieder schrift eines Musikstückes von »G. Pierluigi da Palestrina-- enthält. Einige Seiten dieser Urschrift befinden sich im 25. Bande der vollständigen Werke Palestrinas, die in Leipzig bei Breit kopf L Härtel herausgegeben wurden, photographisch nach gebildet. Bis jetzt hat man noch keine Spur über den Verbleib dieses wertvollen Manuskripts gefunden. Mitteilungen darüber erbittet das Polizeiamt zu Leipzig, Abteilung III. Gefährliche Bilder. — Polizeilich beschlagnahmt wurden bei verschiedenen polnischen Vereinen Kopien berühmter Bilder aus der Geschichte Polens, die agitatorischen Zwecken dienen sollen. die »Polonia- von Styka usw. Die Vereine haben gegen die Konfiskation der in einem galizischen Verlage erschienenen Bilder Beschwerde erhoben. (Welt am Montag, Berlin.) Weltausstellung in St. Louis 1904 — Postpakete mit Ausstellungsgütern sind nach dem Ausstellungsplatz zulässig. Die selben sind mit den erforderlichen Zolldeklarationen zu versehen und an die betreffende Person »Oeneral Delivery« kost Oküee, Xckmini- unter dem Stellvertreter des Reichskomnnssars für die Weltaus stellung in St. Louis. Oberregierungsrat vr. Wagner, in Berlin verbliebene Ausstellungsbureau wird Ende dieses Monats nach St. Louis verlegt. Es wird ergebenst ersucht, fortan sämtliche Briefschaften unter der Adresse des Reichskommissars nach St. Louis, Mo.,^Lindell Boulevard 4936, zu richten. — Das fertigt werden sollen. Adressen-Material. — Der soeben erschienene zweite Jahr gang 1904/05 des »Geographen-Kalenders« (Gotha, Justus Perthes) enthält als 7. Abteilung ein geographisches Adreßbuch von etwa 18 Druckbogen, auf das der Verlags-, Sortiments- und Anti quariatsbuchhandel aufmerksam gemacht sei. Das Material ist von und in folgende Abteilungen geordnet worden: Geographen und Gelehrte verwandter Wissenschaften. — 6. Lehrstühle, Gesell schaften und wissenschaftliche Anstalten der Erdkunde und ver wandter Wissenschaften (über 3000). — 6. Geographische und ver wandte Zeitschriften (gegen 2000). Als erster Anhang ist noch bei gegeben ein Adressenverzeichnis einiger Verlagsanstalten, die die geographische Literatur besonders pflegen. Verbot in Österreich. — Die Broschüre »Patent vr. Krüsi in Gais--, Bruchheilung und Krankenfreund, Heilung der Große Kunstausstellung Dresden 1904. — Der Ge werbebuchhandlung Ernst Schür mann G. m. b. H. in Dresden wurde für die Dauer der Ausstellung die Ausstattung und Verwaltung des Lesezimmers übertragen. Sie wird stellung bringen. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien. — In der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 9. März 1904 legte der Sekretär die vom Autor übersandten Freiexem plare des mit Beihilfe der Klasse gedruckten. Werkes vor: »Nonu- mento, üi8toriea ckueatu8 Oarintbiae. Geschichtliche Denkmäler des Herzogtumes Kärnten. Dritter Band. Die Kärntner Geschichts quellen 811 bis 1202. Im Aufträge der Direktion des Geschichts vereines für Kärnten herausgegebcn von dessen Archivar August von Jaksch, Landes-Archivar von Kärnten. Klagenfurt 1904.- — Der Sekretär verlas ferner eine Zuschrift der koz'al Soeiet^ in London, in der mitgeteilt wird, daß die vriti8Ü ^.eackem^ kor tüe Promotion ok Hi8torioLl, ?üiIo80püioa.1 auä vüiloloAieal Stückle.-; in der nächsten Vollversammlung der internationalen Vereinigung