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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.04.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-04-06
- Erscheinungsdatum
- 06.04.1905
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- Deutsch
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- Saxonica
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so, 6. April 1S0L. SUchtamtlicher Teil. 3341 war, dachte man sofort an die Arbeit für den neuen Jahr gang. Schon am 7. November schreibt Schiller; . »Ob ich das nächste Jahr durch keinen Überrest der Krankheit werde verhindert werden, den 30jährigen Krieg ganz zu endigen, dies liebster Freund kann ich jetzt freilich noch nicht wissen, aber mein völliger Ernst, mein fester Entschluß ists, mit der dritten Lieferung auch den Krieg zu beschließen.- Den weiteren Wünschen Göschcns gegenüber, für den neuen Jahrgang auch einen Aufsatz iiber Luther und die Reformation zu schreiben, verhält sich Schiller ablehnend. - Er meint mit Recht, daß ein solches Unternehmen eine voll kommene Gesundheit voraussetze. Wenn er diese gegen Ende 1792 besäße, so ließe sich mehr darüber sprechen; sicherer wäre es, den Artikel über die Reformation für den Jahr- ' gang 1793 ins Auge zu fassen. Mit den bildlichen Dar stellungen zu der Fortsetzung der Geschichte des dreißig jährigen Krieges beschäftigt sich Schiller in den folgenden Briefen an Göschen ausführlich und gibt ihm Ende No vember nochmals das Versprechen, mit Anfang des Januar die Arbeit für den Kalender wieder aufzunchmcn und erst aufzuhörcn, wenn sie vollendet ist. Ende Mai hofft er da mit fertig zu sein. Am 13. Dezember 1791 erhielt Schiller den bekannten Brief des Herzogs von Augustcnburg und des Grafen Schimmelmann, in dem ihm, vorerst auf drei Jahre, jährlich 10v0 Taler angeboten wurden. Es war Hilfe in der Not, und die hochherzige Gabe, wie die herzlichen Worte, mit denen sie angeboten wurde, waren Balsam für den kranken Dichter und gaben ihm neuen Lebensmut; frei von den drückendsten Sorgen, konnte er nun mehr seinen Neigungen leben und mußte nicht mehr ums tägliche Brot schreiben. Körner schreibt ihm auch sofort, nachdem er die Nachricht durch Schiller erhalten hat; -Jetzt genieße ungestört der Ruhe und Muße, die Dir gewährt ist. Wirs alle Buchhändlerarbeit bei Seite, die Dir nicht Genuß giebt. Lebe für Dich und für die Zukunft. - Schiller hielt es jedoch für seine Pflicht, die Arbeit für Göschen fortzusetzen, die anfänglich nur langsam voranschritt, da Schiller noch verschiedene Rückfälle seiner Krankheit hatte. Im April oder Mai sahen sich Schiller, der in Dresden gewesen war, und Göschen in Leipzig; über die Fort setzung des Kalenders haben sie sich damals vermutlich unterhalten, und zwar wird der Dichter erklärt haben, daß für das nächste Jahr nicht auf seine Mitarbeit zu rechnen sei. Nach der Rückkehr nach Jena wurde dann die Arbeit mit frischen Kräften wieder ausgenommen. Am 25. Mai kann er Körner melden; »Der 30jährige Krieg ist seit einigen Tagen wieder angefangen, und es scheint, daß sich diese Arbeit leicht fördern wird, ohne mir zu viel Anstrengung zu kosten. Ich bestimme höchstens 4 Stunden zum Schreiben und etwa 2 znm Nachlesen, und auch diese 6 Stunden folgen nicht unmittelbar auf einander. Auf diesem Weg bringe ich, beinahe ohne daß ich es gewahr werde, jeden Tag einen Viertelsbogen zu Stande und kann zu Ende Augusts mit der Arbeit fertig seyn.» Im Juni schreibt er, daß die Arbeit langsam aber stetig fortschreite; im Juli muß er aber dem Dresdner Freunde doch gestehen, daß ihn Krämpfe oft von der Arbeit abhielten und »die Last des dreißigjährigen Krieges» noch schwer auf ihn läge. Am 21. September kann er endlich an Körner schreiben; »Wünsche mir Glück! Eben schicke ich den letzten Bogen Manuskript fort. Jetzt bin ich frei, und ich will n es für immer bleiben. Keine Arbeit mehr, die mir ein Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. anderer auflegt, oder die einen anderen Ursprung hat als Liebhaberei und Neigung,» — und an Göschen schreibt er; »Ich kann nicht läugnen, daß ich himmelsroh darüber bin, und danke dem Himmel, daß ich gesund genug geblieben bin, um Wort halten zu können. - So war das Werk, das Schiller bei seiner körperlichen und Gemütsverfassung als eine Last empfinden mußte, vollendet. Dieser Schlußteil bildete den alleinigen Inhalt des Kalenders von 1793, der gleichfalls großen Erfolg hatte, wenigstens fand Göschen, wie Schiller schreibt, sein Geschäft dabei. Die Geschichte des dreißigjährigen Krieges erschien dann 1793 in Buchform, mit 48 Kupfern geziert, bei Göschen und wurde mehrfach von ihm neu aufgelegt, allerdings zum Teil mit andern Kupfern. Der Nachdruck bemächtigte sich der Arbeit auch sogleich; in Frankcnthal, Frankfurt, Karlsruhe, Wien erschienen Nachdrncksansgaben. Die Mitarbeit an den Kalendern für die nächsten Jahre lehnte Schiller ab, und Göschen, der an dem Gedanken fest hielt, in dem nächstjährigen Kalender die Geschichte der Re formation zu bringen, glaubte in Pestalozzi den geeigneten Bearbeiter gefunden zu haben. Schiller behagte dieser Plan durchaus nicht, und er glaubte Göschen vor diesem Unter fangen warnen zu müssen, sprach auch Körner gegenüber seine Bedenken aus. An Göschen schrieb er; »Sie haben ganz Recht, lieber Freund, daß Sie sich, was den Calender betrifft, nach einem sichrem Mann Um sehen, als ich dermalen bin. Für's nächste und zweyt- nächste Jahr könnte ich ans keinen Fall etwas ver sprechen, da, selbst, wenn ich mich ganz erhohlte, die an gefangenen Opera beendigt werden müssen. »Aber ob Sie mit Pestalozzi nichts wagen und ob es überhaupt rathsam ist, die Reformation zum Gegen stand zu nehmen (die nur bey einer äußerst glücklichen genialischen Behandlung Interesse erwecken kann) ist eine Frage, die ich Ihnen aufwerfe, und in scharfe Über legung zu nehmen rathe. Erstlich möchte ich schon einen Zweifel darüber auswerfen, ob cs gut ist, in der Calenderform fortzusahren, da diese Schriften ihre Neu heit verloren. Da Sie darinnen viele Nebenbuhler- Haben, und die Caprice der Mode gar zu wandelbar ist. »Zweytens glaube ich, wäre es bester, wenn Sie jetzt (im Fall sie auf einem Calender bestehen) eine leichtere allgemeiner anziehende Materie erwählten — denn noch einmal, an der Reformation wird und muß unser Pesta lozzi scheitern. Diese Geschichte muß mit philosophischem, völlig frcyem Geiste geschrieben seyn; von der Schreibart nicht einmal zu reden, die hier leichter als Key einer jeden anderen Materie ins Trockene fallen muß.» Schiller erklärte sich des ferncrn bereit, eventuell die Redaktion des Kalenders beizubehalten, aber nur wenn Pestalozzi nicht Mitarbeiter oder vielmehr Bearbeiter der Geschichte der Reformation sei. Ausführlich schreibt er darllber auch an Körner; »Göschen hat die sonderbare Idee, die Geschichte der Reformation, die der nächste Calender enthalten soll, von Pestalozzi schreiben zu lassen. Da ich sie nicht schreiben muß, so könnte mir das einerlei sein — aber er möchte noch gern meinen Namen vor dem Kalender haben, und bittet mich, seinen Mann in einer Vorrede förmlich cin- zuführen. Ich fürchte aber, Pestalozzis Gesichtspunkt ist dem meinigen schnurgerade entgegengesetzt, und unter dieser Voraussetzung werde ich ihm ben Dienst nicht leisten können. Sonst thäte ich es nicht ungern, wenn die Arbeit gut würde — denn bezahlen müßte mir Göschen auf jeden Fall diese Gefälligkeit.« In den letzten Monaten des Jahres beschäftigt sich 441
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