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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1904
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- Deutsch
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3538 Nichtamtlicher Teil. ^ 92. 22. April 1904. vielmehr in seiner ganzen Bedeutung anläßlich eines Meinungsaustausches zwischen dem Internationalen Bib liographischen Institut und dem Berner Bureau über die Vereinheitlichung der Einteilung der Erfindungspatente, einer wünschenswerten und viel versprechenden Reform, vom Institut (Bull. 1903, Heft 1—3. S. 161) in folgender weit blickender und eindrucksvoller Weise verkündet worden: »Im allgemeinen sind wir der Ansicht, daß eine gleichförmige und internationale Einteilung des Stoffs sich zur Anwendung auf die verschiedensten Arten von Aktenstücken und Materialien, deren sich die geistigen Arbeiter bedienen müssen, eignen soll, zur Einteilung bibliographischer Register, wie zur Einteilung von Werken in den Bibliotheken, zur Klassifizierung der Er findungspatente, wie zu derjenigen von Notizen und Dokumenten, die für persönliche Studien und Arbeiten bestimmt sind, zur Einteilung der Inhaltsverzeichnisse periodischer Sammel werke. wie zu derjenigen irgendwelcher graphischen Urkunden, Illustrationen, Photographien, Klischees, Vorwürfe, ge werblichen Kataloge, Zirkulare und alles andern Ma terials, das im weitesten Sinn zu unsrer Belehrung dient. Wenn die zahlreichen Forscher, statt in die Geheim nisse von zwanzig verschiedenen Einreilungssystemen, die je nach den zur Aufbewahrung und Einteilung der Dokumente bestimmten Instituten immer wieder voneinander abweichen, eindringen zu müssen, mit einem einzigen Schlüssel, d. h. mit einer einzigen Einteilungstabelle sich die Schätze dieser sämtlichen Urkundenlager könnten öffnen lassen, würden sie eine bedeutende Zeitersparnis erzielen und zudem der Vorteile des engen Zusammenhanges zwischen allen Quellen unsrer Kenntnisse zu Nutz und Frommen ihrer geistigen Arbeit teilhaftig werden!« Kleine Mitteilungen. Gegen die unsittliche Literatur. — Wie auf dem Dele giertentag der deutschen Goethe-Bünde in Dresden (vergl. Börsen blatt Nr. 83 u. 86), wird jetzt auch in der Presse gegen eine die deutsche Sittlichkeit untergrabende Literatur Front gemacht. Einer der ersten Rufer im Streit, Herr Otto von Leixner, hat kürzlich seine verschiedenen Darlegungen in einem Mahnwort und Aufruf -Zum Kampf gegen den Schmutz in Bild und Wort« (Leipzig 1904, Felix Dietrich, Preis 15 H zusammengefaßt. Auf diese Broschüre iverden wir noch zurückkommen. Heute seien zwei Preß stimmen von Blättern hier mitgeteilt, die gewiß nicht im Rufe des »Muckertums« stehen. Im »Tag« führt der Dichter Richard Nordhausen unter Erwähnung einiger krasser jugendlichen Verfehlungen Klage über die allzu frühzeitige Reife unsrer Jugend, eine der verdrießlichsten Folgen der Großstadtkultur. Er sagt da unter anderm wörtlich: »Zwischen der Zeit, wo der Knabe die Schule verläßt, und dem Tage, wo er — hoffentlich — in die Kaserne wandert, preisgegeben. Die Konsuln werden über kurz oder lang daran denken müssen, die der Schule entlaufene Jugend unter strenge Zucht und Aufsicht zu nehmen. Sie werden dem Verlangen des und Stil auszurotten, folgen müssen, denn diese billigen Witz blätter für Ferkel und diese schmierigen Bücher suchen ihre Käufer fast ausschließlich bei den Unreifen. Noch vor 12 oder 15 Jahren kannte Berlin die unsaubere Presse nicht und bezog seinen Bedarf aus Wien, Pest und Paris. Heute erröten die Redakteure des .Pschütt' und des ,Caviar' über die Waghalsigkeiten ihrer vorge schrittenen Berliner Kollegen. Da das Gericht die Polizei fast regel mäßig im Stich läßt und Konfiskationen fast nie bestätigt, auf em pfindliche Strafen fast nie^ erkennt,^so hat, die Gesetzgebung ein- 1904 wird in einem längern Artikel »Schule und Sittlichkeit« von einem Pädagogen geschrieben: »Wir wollen die Unsittlichkeit in jeder Form bekämpfen; in erster Linie unsittliche Schriften, weiter unsittliche bildliche Darstellungen. Zum voraus: Ich bin kein An hänger der lex Heinze; ich will dem bildenden Künstler das Recht meiden jeder Lüsternheit, der Darstellung des Unsittlichen um der Unsittlichkeit willen. Aber eins schickt sich nicht für alle. Woran der gereifte ^ Mensch eine Freude Haben kann, das in dem ^mpfiinglichen übergangsalter, in dem ^ der Knabe zum Jüngling, das Mädchen zur Jungfrau heranreift, wirkt die Majestät der Kunst überwältigend. Wer nicht schon verdorben durch die Bilder entblößter Büßerinnen, den kann man wohl ohne Schaden auch vor die Bilder Makarts stellen, die wohl durch ihre Riesenmaße, Farbenpracht, durch geniale Anordnung der Szenen, durch das historische Motiv, aber nicht durch die nackten Gestalten, die der Künstler um der geschichtlichen Wahrheit willen nicht entbehren wollte, die auf tausend andern Dingen eine Afterkunst breit macht, die obscön und schmutzig ist. um gekauft und verschenkt, und belacht und von unsittlichen Augen betrachtet zu werden, und diese lich genug, um ein Kinderherz zu vergiften, werden für- wenige Pfennige feilgehalten und an alt und jung ohne Be denken und ohne Unterschied verkauft. Es liegt darin eine Gefahr, vor der wenigstens Vater und Mutter ihre Kinder be wahren sollten und wir Lehrer unsre Schüler bewahren wollen, indem wir ihnen die Machwerke aus der Hand reißen und ihnen den Schund durch die »Erziehung zur Kunst«, durch die Erweckung des Wohlgefallens an dem Vollendeten, an dem Ansichschönen verleiden^. Unerbittlich sollten Eltern und Lehrer auf solch^ auf den Straßen verkauft und teilweise sogar von Automaten gegen Erlegung eines Nickels ausgeworfen werden. Wir haben vornehme, gut geleitete Scherzblätter, gegen die bekannten seichter Witz erst durch die Unterschiebung einer schmutzigen Deutung klar wird. Ich bin kein Denunziant und will keinen Namen nennen, aber wer einmal die Lesemappen der Cafes buchhändler mustert, wer darauf merkt, was die jungen Leute .bessern Standes' auf ihren Eisenbahnfahrten ins Geschäft lesen, was sie miteinander austauschen, der lernt die ganze Schmutzlektüre kennen. Und solches Zeug, das schlimmer ist als Casanova, Boccaccio und Paul de Kock, das ist unsern Kindern nicht nur erreichbar, das bietet sich ihnen an, das treibt sich in ihren Taschen und Büchermappen herum, das bringen unsere Pensionäre mit zurück aus den Ferien, das lesen sie abends im Bett, in den Pausen der Schulstunde und an heimlichen Orten, und dagegen wollen wir kämpfen und uns nicht dem Wahne hin geben, daß so etwas gerade unsre Schüler und unsre Kinder nicht kennten. Die Verbreitung dieser unsittlichen Literatur ist eine viel größere, als die meisten Eltern und leider auch viele Lehrer ahnen.« Schwindeleien. — Mit der Spitzmarke »Unter dem Deck mantel der Wohltätigkeit« berichtet die »National-Zeitung« über Betrügereien, durch die der solide Buch- und Kunsthandel sehr geschädigt wird. Sie schreibt: Aufsehen erregte seinerzeit die Entlarvung eines Kunstverlags, der unter dem Deckmantel der Religiosität und Nächstenliebe der verwerflichsten Eigensucht diente. Ein gewisser Johannsen überschwemmte das leichtgläubige Publikum mit Prospekten, die in ihrer ganzen Abfassung und Verzierung auf weichmütige Menschen Eindruck machten, und vertrieb in seinem «Kunstverlag« besonders Haussegen, deren Erlös einem Krüppelheim zugute kommen sollte. Das mild tätige Publikum zahlte gern fünf bis zehn Mark für ein Mach-
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