Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050410
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190504105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050410
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-10
- Monat1905-04
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Termin anzufangen; aber mehr als 2 Bogen könne er pro Woche nicht drucken; übrigens hätte Michaelis auch kein Papier gewählt und garnichts vorgesehen. Humboldt müßte daher alles bestimmen; an ein Fertigstellen zur Michaelis messe sei aber nicht zu denken Schiller war über diesen Zwischenfall sehr mißgestimmt. A» Körner und Cotta schreibt er darüber, an den letzter« unterm 3., nach Dresden unterm kl. September. Da heißt es am 3. September: »Es ist noch immer möglich, daß mein Almanach für dieses Jahr nicht mehr erscheinen kann, denn der Druck ist noch gar nicht angefangen. Eben ist mein Commis- sionär (Humboldt) beschäftigt, mich von Michaelis los zu machen, und ihn zu vermögen, daß er das, schon an mich bezahlte, Redactionsgeld zurücknimmt. Gelingt dieses, so bestimme ich die vorzüglichsten Gedichte der Sammlung, die über 2 Drittheile davon betragen, den Horen und gebe den Almanach für dieses Jahr ganz auf, obgleich ich eine ansehnliche Summe dabey einbüße. Aber ich will nicht, daß diese schöne Llltrepriss gleich in dem ersten Jahrgang verpfuscht wird, und dann freut es mich auch, acht bis nenn Bogen auserlesene Gedichte den Horen zu- zusührcn. Goethe hat beynahe 4 Bogen, Herder dritthalb und ich eben so viel dazu gegeben, und es ist sehr Schade, daß die unerhörte Nachläßigkeit des Verlegers diese Unter nehmung verpfuscht, nachdem von meiner Seite alles dafür geschehen war.« An Körner schreibt er ähnlich, teilt ihm mit, daß der Almanach durch Schuld des Verlegers wahrscheinlich nicht zustande komme, da dieser weder Papier bestellt, noch mit dem Drucker Abrede genommen habe; er hegt die Vermutung, daß Michaelis kein Geld habe, -denn er bezahlte hier, — heißt es — wo er gegen 1000 Gulden schuldig ist, außer mir Niemand, und antwortet auf keinen Brief». Acht Tage später kann dann allerdings Schiller nach - Stuttgart und Dresden melden, daß der Almanach doch noch erscheinen werde, und daß Michaelis sich völlig gerechtfertigt habe. Bcfremdcnd muß es erscheinen, daß Michaelis, der doch bereits Mitte August an Humboldt schrieb und sich zu recht- fertigen suchte, mehrere Wochen gebrauchte, um ausführlich darzulegen, was ihm passiert sei, und in der Zwischenzeit weder auf die Briefe antwortete, noch Anordnungen für den Almanach traf. Man kann nicht umhin, die Vermutung zu hegen, daß manche der Entschuldigungen nur Spiegelfechterei wären, daß tatsächlich die Mittel gefehlt hätten, und erst jetzt — sei es durch den Herzog, sei es durch reiche Glaubens genossen, sei es durch eine vorteilhafte Heirat — geschafft worden seien. Ganz klar ist der Fall keineswegs, und es läßt sich wohl annehmen, daß Michaelis die Schriftsteller mit Absicht hingehalten habe, und daß ihm die Machenschaften in seinem Geschäft nicht unbekannt gewesen seien, wie auch schon Hum boldt am 25. August gelinde Zweifel hegt. Am 8. September meldet Humboldt nun an Schiller, daß Michaelis bei ihm in Berlin gewesen sei, und daß sich alles aufgeklärt habe. Michaelis sei ganz unschuldig und selbst betrogen. Vor seiner Abreise aus Strelitz habe er die Führung des Geschäfts einem Bekannten übertragen, dem er völlig vertraute und dem auch Humboldt völlig vertraut haben würde. Den Abend vor seiner Abreise habe er 1000 Taler auf David Friedländer in Berlin ein gezahlt, die dieser an aufgegebene Adressen zahlen sollte, Nach seiner Abreise hätte der falsche Freund aber den Post schein über das Geld entwendet und das Geld selbst unter schlagen. Auch alle Briefe, die einliefen, und alle Briefe, die ihm von Michaelis zur Weiterbesorgung übergeben worden .i, hätte er zurllckbehaltcn, so daß Michaelis nichts über Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. das Geschäft erfahren habe und stets der Meinung gewesen sei, daß Schiller ihm Briefe schuldig wäre. Nun hätte sich alles aufgeklärt; er hätte allerdings Exemplare der Baum zucht nicht liefern können, weil das Paket, das dem Betrüger zur Besorgung übergeben worden, noch nicht wieder aufzufinden gewesen wäre; das Honorar für Schillers Vater hätte er in dessen an Humboldt abgeführt Der Almanach wurde also gedruckt, und mit Unger sei auch alles abgesprochen. Michaelis hätte ihn zwar gebeten, bei Schiller ein gutes Wort einzulegen, damit die Fortsetzung des Almanachs ihm bliebe; trotzdem rät Humboldt ab: »Sie lassen ihn ihm nicht, und sagen, was auch wahr ist, daß Sie schon andere Verbindungen eingegangen sind. Es ist einmal, ob er gleich hier unschuldig ist, kein an genehmer Mensch, und Sie werden ihn so gut los, da Sie so der Zufall scheidet. - Es scheint, als habe Humboldt an Michaelis' Unschuld doch nicht so recht geglaubt Er findet es auch seltsam, daß dieser nicht direkt an Schiller und Unger schrieb, wenn er eine Antwort von dort erwarten mußte. »Jetzt ist er in der That — sagt Humboldt — zu beklagen. Dennoch wiederhole ich nochmals, daß ich Sie bitte, sich nicht überreden zu lasse», ihm den Almanach ferner zu lassen. Ungeachtet seiner jetzigen Unschuld, d. h. ungeachtet er jetzt nicht so schuldig ist, als wir dachten, bleibt er doch ein unschlüssiger, umständlicher, einmal nicht zu Geschäften gethancr Mensch, und selbst wenn dies nicht wäre, so klebt ihm jetzt das Andenken an diesen unangenehmen Vorfall wie ein böses Schicksal an. Da nun weder Sie eine Verbindlichkeit gegen ihn haben, noch auf dem Almanach sein Glück beruht, so begriffe ich nicht, warum Sie sich noch fernerem Verdruß aussetzen sollten! Sie passen einmal nicht zusammen, und so etwas muß sich ja, sagt Goethe, scheiden.» Humboldt macht dann noch Mitteilungen über Michaelis' persönliche Verhältnisse. Er habe kein Vermögen »aber der Herzog (Karl Ludwig Friedrich, Vater der Königin Louise von Preußens, der mit seiner Liebhaberei für diese Buchhandlung, die er fast täglich persönlich be sucht, das Register der Launen deutscher Fürsten vermehrt, hat ihm aufangs 5000 Thlr. baar, und jetzt in einem Instrument, das ich selbst gesehen, eine Bürgschaft auf 2000 Thlr. Credit gegeben. Außerdem heirathet er jetzt eine Frau, mit der er 16 000 Thlr. bekommt. -— Soviel, mehr aus menschlicher Pflicht, als aus persönlicher Zu neigung. Denn mir ist und bleibt der Michaelis un angenehm.» So konnte der Druck des Almanachs beginnen. Er brachte noch manchen Ärger mit sich, und Schiller konnte froh sein, daß Humboldt in der Nähe Berlins weilte, oft nach dem Rechten sehen und ihm den Kleinkram und viel fachen Arger fernhalten konnte. Immer und immer kehrt im Humboldts Briefen das Wort wieder: »Michaels ist und bleibt ein unausstehlicher Mensch», und auch Schiller hatte alle Ursache, an der Wahrheitsliebe des Verlegers zu zweifeln; denn Anfang Oktober hatte Schiller weder einen Brief von Michaelis, noch die Exemplare für seinen Vater, noch hatten die Herausgeber des Philosophischen Journals in Jena das angekündigte Geld erhalten. Größere Unannehmlichkeiten sollte Schiller noch nach der Fertigstellung und Ausgabe des Almanachs haben. Am 25. November teilte ihm Michaelis mit, daß der Almanach fertig sei und mit der nächsten Post Exemplare an Schiller gesandt würden. Aber Monate vergingen, bis die Exem plare kamen, und die Briefe Humboldts und Schillers aus der nächsten Zeit enthalten nur Klagen, daß der Almanach noch nicht eingetrosfen, und die Bemerkung, daß Michaelis 458
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder