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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1905
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- 1905-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1905
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- Deutsch
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88, 10. April 1905. Nichtamtlicher Teil. 31S7 Jugendfreund Friedrich von Hoven schreibt Schiller unterm 21 November 1791 über diesen neuen Verleger, den er dem Freunde als Verleger einer Arbeit empfiehlt! -Weniger als 1 Carolin pro Bogen sollst Du nicht erhalten, aber soviel drüber, als dem Buchhändler Volke sich nur abzwacken lassen. Dafür, daß es elegant gedruckt wird, will ich sorgen. Du mußt Dich nicht daran stoßen, wenn ich Dir vielleicht einen Juden (einen solchen nehm- lich, der wirklich beschnitten ist) zum Verleger aussuche. Es ist wirklich in Strelitz ein solcher, als Buchhändler, aufgestanden, und er hat von mir einen Musenalmanach im Verlag. Die Sächsischen Juden haben viel Cultur, und bedeuten etwas. Dieser, der sich Michaelis nennt, ist ein junger unternehmender Mann, der Kenntnisse be sitzt, in guten Verbindungen steht, und bey dem Herzog von Mecklenburg viel Credit hat.-') Der Kontrakt, den seinerzeit Schiller mit Michaelis schloß, wird von Urlichs mitgeteilt.") Er ist am 15. August 1791 abgefaßt und — wie es scheint —- bei einer An wesenheit von Michaelis in Jena aufgesetzt. Schiller ver pflichtet sich in dem Kontrakt, vom Jahre 1795 an jährlich einen Musenalmanach oder poetische Blumenlese, zwischen 10 bis 12 Bogen in Groß-Duodez enthaltend, hecauszugeben. Für die Redaktion erhält er ein jährliches Honorar von 300 Rtlr., das auf Begehren pränumerando gezahlt wird. Der Verleger verpflichtet sich ferner, den Mitarbeitern das jenige Honorar zu zahlen, das der Redakteur ihnen be stimmt; doch soll dieses für sämtliche Gedichte 150 Rtlr. nie übersteigen dürfen. Cotta war nicht angenehm davon berührt, daß Schiller auch andre Verleger bedachte. Am 31. Dezember 1791 schreibt er gelegentlich andrer Mitteilungen an Schiller: -Ans Ihrem Schreiben ersehe ich, daß Sie einen Musen-Almanach herausgeben; ich werde doch diesen auch im Verlag erhalten?« Schiller antwortet darauf eingehender am 9. Januar 1795: »Den Musen-Almanach konnte ich Ihnen nicht an- biethen, weil die Entreprise gar nicht mein Einfall, sondern ein Gedanke des Buchhändlers Michaelis in Neu strelitz war, dem ich also den Verlag überlassen mußte, sobald ich mich zu dem Buche entschloß Auch gestehe ich, würde ich Ihnen jetzt nicht gerne etwas, wobey Geld ge wagt wird, anbietheu, weil Sie Sich gegenwärtig doch zu den Horen zusammennehmen müssen. Dieser Musen- Almanach ist eine ziemlich theure Sache, weil man den Preiß des Buchs durchaus nicht erhöhen darf, und doch die Honorarien sehr beträchtlich find. Es ist berechnet, daß 1500 abgehen müssen, ehe der Verleger Profit hat. Auch hat ihn der Verleger bloß gewünscht, um etwas zu haben, womit er, da er jetzt erst seinen Buchhandel an sängt, seinen Nahmen bekannt machen kann.» Unterm 19. Januar antwortet darauf Cotta, daß er bereits durch Hang erfahren Hobe, daß Michaelis Verleger des Musenalmanachs sei, und daß er sich die Angelegenheit auch so zurechtgelegt habe, wie sie Schiller ihm geschildert habe, denn er schmeichle sich mit der Hoffnung, nun für immer Schillers Verleger zu sein. Er fügt dann hinzu; »Aber wenn ich auch selbst den Musenalmanach ver legte, so wäre mir doch seine Erscheinung nicht lieb, und dieß einzig und allein dcßwegen, weil ich glaube, für Ihr und mein Interesse den Wunsch hegen zu müssen, daß auch die geringste Ihrer Kräfte für die Horen verwendet, und der kleinste Ihrer Aufsätze diesen bestimmt werden möchte. Ich hoffe, Sie glauben mir, daß an diesem Wunsch *) übrigens erschien das Werk von Hovens nicht dort. ") Urlichs, Briese an Schiller. kein bloßer Eigennuz, sondern vorzüglich das Interesse, das ich für Sie habe, mit den größten Antheil hat.» Schiller verwahrt sich gegen diese Annahme: »Fürchten Sie nicht, daß ich durch Neben-Unter- nehmungen den Horen Abbruch thun werde. Vom ganzen Jahre ist alle meine Zeit, biß etwa auf 6 Wochen, Ihnen gewidmet. Diese 0 Wochen, in welchen höchstens 2 oder 3 Gedichte zu Stande kommen, habe ich für den Musen- Almanach bestimmt. Den Horen entgeht dadurch kaum I Bogen Arbeit von mir, und wenn ich rechne, daß ich durch diese kleine Aufopferung von Zeit eine fortlaufende poetische Schrift beleben und unterhalten kann, so ist die Zeit nicht schlimm angewendet. Ohnehin wäre es nicht gut, wenn die Horen mehr Beyträge von mir erhielten, als sie ohnehin bekommen werden, weil nicht bloß die Güte, sondern auch die Abwechselung der Aufsätze zur Aufnahme eines Journals dient. Seyen Sie also keinen Augenblick in Sorgen, daß ich unseren Horen auch nur im geringsten meine Aufmerksamkeit entziehen werde.« Der Musenalmanach sollte Schiller bald sehr verleidet, zu einer Quelle des Ärgers und Verdrusses werden und ihn nötigen, den Verlag für das nächste Jahr Cotta anzu tragen. Ganz klar sehen wir ja heute nicht mehr in diesen Sachen, ob Michaelis wirklich so unschuldig an der ganzen Angelegenheit war, wie es aus seinen Briefen und Hum boldts Nachrichten hervorgeht, oder ob er von den Machen schaften seines Teilhabers doch mehr gewußt hat, als er zu gab; seltsam erscheint sein Vorgehen bei der ganzen Sache jedenfalls. Goedeke') nimmt ihn zwar in Schutz; aber schon Urlichs") hat nachgewiesen, daß es zu nachsichtig sei, wenn Goedeke schreibt: »Es ist fast tragisch zu sehen, wie dieser offenbar strebsame Mann trotz alles guten Willens und trotz aller sorgsamen Vorkehrungen doch nicht erreichte, was er wollte, den Autor zum Freunde zu haben. Er verfiel der Untreue eines Freundes und mußte, obwohl vollständig ge rechtfertigt, doch die Folgen eines Schurkenstreiches tragen, an dem er völlig schuldlos war.» Der Hergang der Sache war folgender. Michaelis war im Mai 1795 in Jena gewesen und war auch von Schiller mit Empfehlungen an Goethe, der Mitarbeiter am Musen almanach war, nach Weimar gesandt worden Während der Anwesenheit in Jena hatte er augenscheinlich Schiller das Honorar für die Redaktion des Almanachs bezahlt. An ver schiedene Mitarbeiter, u a. an Goethe, Herder, Engel, Mathisson, Wilhelm Schlegel, schrieb Schiller wegen Beiträge und ersuchte um deren baldige Einsendung; am 20. Juli schrieb er an Körner, daß von den ersten Tagen des August an der Druck des Almanachs angefangen werde, den der neue Hof-Buchhändler in Neustrelitz verlege und Unger in Berlin drucke. Aber schon sehr bald scheint es zu Mißhelligkeiten ge kommen zu sein. Bei Michaelis war auch das Werk von Schillers Vater Uber die Banmzucht verlegt, und als weder Schiller noch sein Vater Exemplare oder Geld empfingen, wurde Schiller stutzig und erfuhr aus Nachfrage in Jena, daß der Neustrelitzer Buchhändler dort niemanden außer ihm bezahlt habe. Der Dichter erregte sich sehr darüber, und schon am 2. August schrieb er an Cotta: »Stellen Sie sich vor, daß der elende Mensch, der Michaelis, der das Buch meines Vaters verlegte, ihm noch nicht einmal ein Exemplar und noch weniger Geld ge schickt hat. Auch hat er, außer mir, noch keine Seele be zahlt und ist hier wenigstens 800 Rthlr. schuldig. So debutirt dieser Mensch in dem Buchhandel. Leider hat er mich für den Almanach bezahlt, denn gerne nähme ich ') Goedeke, Geschäftsbriefe Schillers. S. 99. ") Urlichs, Briese an Schiller. S. 212. 157'
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