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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-05-02
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1907
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- Deutsch
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zwischen Mitteln und Bedürfnis in orvorsto darzutun, Tausende und aber Tausende von kleinen, durchaus individuelle Beurteilung fordernden Posten vorzuführen gezwungen sein. Weshalb es allgemeine Übung geworden ist, bei den Klagen über die Unzulänglichkeit der verfüg baren Mittel einerseits diejenigen Erscheinungen zu fassen, die die Anforderungen an die Bibliotheken erhöht haben, wie namentlich die ungeheure Zunahme der wissenschaftlichen Arbeit und der literarischen Produktion, und andererseits die Momente zu bestimmen, die die Ausgiebigkeit des Geldes fortgesetzt verringern, wie die Steigerung der Bücher preise und der Buchbinderarbeit, um auf Grund solcher allgemeiner Berechnungen eine entsprechende Vermehrung der Mittel zu fordern. Ein Weg, der trotz einiger Un sicherheiten recht wohl zu brauchbaren Ergebnissen hätte führen können, wenn die unentbehrliche Voraussetzung für ihn zuträfe, d. h. wenn die Etats, deren Verstärkung man verlangt, seinerzeit aus dem Bedürfnis heraus nach be stimmtem Plan und auf Grund sorgfältiger, die ungeheure Masse des Details nicht scheuender Prüfung festgestellt wären. Das ist aber, wie die Entwicklung der Dotationen, das bald zögernde, bald sprunghafte Steigen und die in den tat sächlichen Verhältnissen nicht begründete Buntheit des gegen wärtigen Bildes unwiderleglich zeigt, niemals der Fall gewesen. Dazu kommt ein anderes. Unleugbar ist die Ver stärkung, welche die Anschaffungsfonds in den letzten Jahr zehnten erfahren haben, fast auf der ganzen Linie außer ordentlich groß; das springt sofort in die Augen; daß die selben indes zu einer Zeit wirtschaftlicher Enge und auf Grund unzureichenden Verständnisses der Bibliotheken von vornherein ganz unzulänglich bemessen worden sind, das wird erklärlicherweise nicht genügend festgehalten; und daß andererseits die Steigerung trotz ihrer Lebhaftigkeit mit der gleichzeitigen Steigerung der Büchererzeugung nicht gleichen Schritt gehalten hat, das wird, wie begreiflich, als Beweis für die Notwendigkeit weiterer Erhöhung so lange nicht zu gelassen, als nicht mittels eines anerkannten Verfahrens für jede Bibliothek festzustellen ist, in welchem Umfange an dieser Steigerung diejenige Literatur beteiligt ist, welche für sie in Frage kommt. Auch damit ist indes eine ausreichende Erklärung für diese auffallende Erscheinung noch nicht gewonnen. Zum vollen Verständnis gelangt man vielmehr erst, wenn man noch tiefer hinabsteigt und sich vergegenwärtigt, wie die Bibliotheken im Gegensatz zu den übrigen wissenschaftlichen Instituten und Sammlungen von der überraschenden Teilung und Entfaltung, die der anstaltsmäßige Wissenschaftsbetrieb in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, unberührt geblieben sind und heute wie ehedem die uvivs-Litüs lüsraruw, un verkürzt in ihr Programm schließen In die Aufgabe, die noch vor einem halben Jahrhundert der einen Universitäts krankenanstalt oblag, teilen sich heute sechs, sieben und mehr Institute. Und wie die Annahme berechtigt ist, daß für diese Aufgabe heute nicht entfernt die gegenwärtigen Mittel zur Verfügung ständen, wenn sie noch von der einen Anstalt zu leisten wäre, so scheint es außer Zweifel, daß für die Sammlung der wissenschaftlichen Produktion heute ungleich reichere Quellen fließen würden, wenn z. B., ähnlich wie bei der Sezession des technischen Unterrichtswesens, die wunderbare Entwicklung der medizi nischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen zur Begründung medizinischer und naturwissenschaftlicher Fachbibliotheken ge führt hätte. Sicherlich wäre, wenn dies Verhältnis klar ins Auge gefaßt würde, nicht die entmutigende Tatsache festzustellen, daß gegenüber der scheinbaren Unersättlichkeit der Bibliotheken an den maßgebenden Stellen selbst solche Männer ungeduldig und zurückhaltend geworden sind, die ihr Interesse und ihr Verständnis für die Wissenschaft tausendfach außer Zweifel gestellt haben. Diese Sachlage aber wird nicht günstiger dadurch, daß die berufenen Vertreter der Wissenschaft, die im allgemeinen der Biblio thek gegenüber ihre eigenen Forderungen recht wohl dringlich zu machen verstehen, in bedauerlicher Kurzsichtig keit die Vertretung der Bibliotheksforderungen dem Biblio thekar allein überlassen. Mußte doch sogar Gesner und zwar einem Münchhausen gegenüber die Erfahrung machen, daß er als »lbbliotbsosrius das ist Vorsprecher eines oorporis mortui«, weniger imstande war, das »Interessante« seiner Bitten augenfällig zu machen als die Professoren, wenn sie den Kurator um die Hilfsmittel für ihre eigenen Arbeiten angingen. So geeignet diese Erwägungen scheinen, von der Ver antwortung für den gegenwärtigen Zustand diejenigen in etwas zu entlasten, die berufsmäßig, sei es als Fordernde, sei es als Gewährende, an der Zumessung der Fonds be teiligt sind, so wenig wird dadurch die Lage erträglicher gemacht. Nach allen Berichten ist es keine Übertreibung, wenn bereits 1765 von der jungen Göttinger Bibliothek gerühmt wird, daß in keinem Fache die vornehmsten Haupt bücher leicht vermißt würden, hingegen die »nur auf einige Weise beträchtlichen Werke« gewiß größtenteils bei der Hand wären, und daß überdies nichts versäumt würde, um bei jeder günstigen Gelegenheit einzelne Fächer auch mit kleineren Schriften so viel möglich vollständig zu machen. Heute gibt es in ganz Deutschland keine Bibliothek, die das gleiche von sich sagen könnte oder der ihre Mittel es gestatteten, sich zu einem gleich umfassenden Programm zu bekennen. Die un geheure Entwicklung der wissenschaftlichen Arbeit im neun zehnten Jahrhundert ist in den Beständen unsrer großen Bibliotheken nicht zum Ausdruck gelangt. Vergebens wäre das Bemühen, aus ihrer Zusammensetzung einen richtigen Begriff zu gewinnen von der gewaltigen Ausdehnung, die die angewandten Wissenschaften gewonnen haben; sie geben kein Bild von dem reichen Leben, das die Forschung auf dem Gebiete der schönen Künste entfaltet; nur ganz undeutlich spiegeln sie die staunenswerte Ausgestaltung der naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen wieder, trotz der ruinösen Größe der Quote, die die Anschaffungen aus diesen Gebieten bei der Teuerkeit der Veröffentlichungen verschlingen; die schöne Literatur, als eine der vornehmsten Äußerungen des menschlichen Geistes immer einer der würdigsten Gegenstände wissenschaftlicher Untersuchung, ist auch mit den längst dem Urteil des Tags entzogenen Schöpfungen nicht mehr als andeutungsweise vertreten, und selbst in den sogenannten Geisteswissenschaften, dem einzigen Felde, das angemessen zu versorgen die Bibliotheken in begreiflicher und durch die Tradition überdies gegebener Bevorzugung des stärkern Bedürfnisses sich haben angelegen sein lassen können, sind sie meist traurig hinter den Leistungen in der Zeit ihrer Armut zurückgeblieben. Nicht überall treten die Wirkungen dieses Zustands so deutlich zutage wie bei den Universitätsbibliotheken, die in folge der schärferen Umgrenzung ihrer Aufgabe und bei der Übersichtlichkeit ihres Benutzerkreises mehr als die Landes bibliotheken in der Lage sind zu beurteilen, in welchem Grade sie ihrer Aufgabe gerecht werden. Eine der be klagenswertesten Erscheinungen, die hier zu beobachten sind, ist die, daß ganze große Kreise der studierenden Jugend durch die fortgesetzten Enttäuschungen, die sie mit ihren Büchergesuchen erleben, der Bibliothek entfremdet werden. Selbstverständlich wirken hier noch andere Dinge mit; in der Hauptsache muß es aber doch auf die Unzulänglichkeit der Bibliothek zurückgeführt werden, wenn z. B. die Juristen sich
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