Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1907

^ 173, 27. Juli 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 7433 selben Verlage erschien ein .Revolutionskalender- mit Martyro- logium auf alle Tage des Jahres und mit vielen Illustrationen. Das Buch wurde bereits konfisziert. — Ein internationales Komitee zur Unterstützung der russischen Arbeitslosen wendet sich an hervorragende russische Schriftsteller und Künstler mit der Bitte um Beiträge zu einem Sammelband, der dem Andenken Alexander Herzens gewidmet und dessen Reinertrag für die russischen Arbeitslosen bestimmt sein soll. — In Moskau erschien der erste Band einer »Kritischen Rundschau-, die Neuerscheinungen aus den Gebieten der Philosophie, Geschichte, Jurisprudenz, Staatswifsenschaft, Literatur und Kunst, namentlich aber aus der Geschichte der Freiheitsbestrebungen in Rußland, dem konstitutio nellen Recht usw. parteilos besprechen wird. Monatlich soll ein Heft im Umfange von 4 bis 6 Bogen zum Preise von 25 bis 40 Kopeken erscheinen. -Das neue Buch- ist der Titel einer kritisch-bibliographischen Wochenzeitung, die von K. L. Weidemüller (M. Dnjeprow) redigiert und vom Verlag »Pallada- herausgegeben wird. — Eine Monats schrift »Der Frauenbund-, die hauptsächlich dem Kampfe um die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts gewidmet sein soll, die aber auch allgemeine politische und soziale Fragen behandeln will, ist im Erscheinen begriffen. — Die St. Petersburger Monarchisten beabsichtigen eine große politische Zeitung »Die russische Duma- herauszugeben. Die Mittel sollen unter den Gesinnungsgenossen gesammelt werden. Graf Dorer soll bereits 20 000 Rubel gespendet haben. Man hofft, von der Regierung eine jährliche Subsidie im Betrage von 20 000 Rubel zu erhalten. — Das konservative Organ der russischen Volkspartei »Wladimirsche Stimme« hat aus Mangel an Geld und Abonnenten sein Er scheinen eingestellt. In Warschau ist die zweite Lieferung eines Werkes von Wittig über die Exlibris der polnischen Bibliotheken aus dem sechzehnten bis zwanzigsten Jahrhundert erschienen. — In der zuletzt heraus gegebenen zweiten Lieferung des vierten Bandes der polnischen Zeitschrift -Historische Rundschau- befinden sich neue Mitteilungen zur Geschichte des Pseudo-Demetrius. — Als Organ der russischen und internationalen Sozialdemokraten soll in Genf eine literarische, wissenschaftliche und politische Monatsschrift in russischer Sprache unter dem Titel: »Der Regenbogen« erscheinen. Adresse: Ksnövs, M cku pont ä'^.rvs, 8. Lboäjamiriantri, Preis 10 Frcs. jähr lich. — Ein Herr Tagejew hat eine dem Handel und der Industrie gewidmete Wochenzeitschrift in russischer und japanischer Sprache in Nangasaki herauszugeben begonnen. Die erste Lieferung der -Materialien zur Geschichte des russischen Buchhandels. Mit Porträts und Abbildungen, herausgegeben von P. Simoni,- ist kürzlich erschienen. Sie enthält Biographien von N. Nowikow und der Buchhändlerfamilie Koltschugin in Moskau. Uber diese für die Geschichte des russischen Buchhandels hochinteressante Publikation hoffen wir noch Näheres berichten zu können. — Herr A. F. Devrient in St. Petersburg hat über seine neuen Verlagsunternehmungen einen Prospekt versandt, worin er berichtet, daß von seinem großen Verlagswerk -Ruß land. Eine vollständige geographische Beschreibung unsers Vater lands, herausgegeben von P. P. Ssemjonow-Tjanschanskij und W. Lamanskij- (22 Bände), bereits sechs Bände erschienen und zwei im Druck befindlich sind. Das Werk ist reich illustriert und mit Karten versehen. Bon Devrients andern zahlreichen Ver lagswerken erwähnen wir hier noch folgende: Botanischer Atlas. Beschreibung und Abbildung der Pflanzen russischer Flora. Mit 88 kolorierten Tafeln und 813 Holzschnitten (Preis 13 Rubel 50 Kopeken); Im Herzen Asiens. Pamir, Tibet, Ostturkestan. Reisen von Sven Hedin, 1893—1897. Zwei Bände mit 257 Abbildungen und drei Karten (6 Rubel 50 Kopeken); Die Käfer Rußlands und Westeuropas von Jakobson (18 Rubel); Die Vögel Europas. Von Cholodkowskij und Ssilantjew (18 Rubel). Herr Devrient hat ferner noch eine Reihe großer und wertvoller aus dem Deutschen übersetzter Werke herausgegeben und damit eine fühlbare Lücke in der wissenschaftlichen Literatur Rußlands ausgefüllt. — Dem ersten russischen Buchdrucker Iwan Feodorow (fi 1583) wird in Moskau an der sogenannten Chinesischen Mauer ein Denkmal durch den Architekten I. Maschkvw gesetzt. Das Piedestal soll in Marmor ausgeführt und die Figur von Wolnuchin in Erz gegossen werden. Die Höhe des Denkmals soll etwa sieben Meter betragen. — Die Arbeiten zur Errichtung eines Gogol-Denkmals Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. in Moskau haben bereits begonnen; es soll bis zum nächsten Mai fertig werden. — Der russische Historiker und Archäolog Gr. Worobjow, Verfasser vieler wertvollen Arbeiten über Polens Vergangenheit, ist in Warschau gestorben. — Der in Lausanne gestorbene Professor A. Herzen (Sohn von Alexander Herzen - Isländer) hat alle von seinem Vater hinterlaffenen Manuskripte und Bücher dem Rumjanzow- Museum in Moskau vermacht. — Im Polizeidepartement zu St. Petersburg wurde ein ganzer Band Gedichte des ukrainischen Poeten Taraß Schewtschenko gefunden. Die vom Verein russischer Buchhändler und Verleger erwählte Kommission zur Revision der Statuten dieses Vereins beklagt sich über die ihm im Vereinsorgan gemachten unverdienten Vor würfe und über die Gleichgiltigkeit der meisten Vereinsmitglieder. Sie hebt namentlich hervor, daß man sich weder an der Revisions arbeit beteilige, noch auf eine Besserung der jetzigen chaotischen Zustände im russischen Buchhandel zu hoffen scheine. Es handelt sich hauptsächlich um die Schaffung eines Bureaus für Kredit angelegenheiten, einer Auskunftstelle, eines Schiedsgerichts, eines Fachunterrichts für Lehrlinge, um Lohnverhältnisse, Schutz der Angestellten u. a. m. Den Buchhändlern im Innern des Reichs, die an einer Besserung der gegenwärtigen, für sie besonders un günstigen Verhältnisse am meisten interessiert sind, wird der Vor wurf gemacht, daß sie cs bisher versäumt hätten, ihre Anliegen, Forderungen und Wünsche zu äußern, und daß sie sich um die Arbeiten der Kommission fast gar nicht kümmerten. Unter der Firma -Schule und Wissen- ist in Moskau eine Aktiengesellschaft im Entstehen begriffen. Sie will hauptsächlich Schul- und Lehrbücher herausgeben, wissenschaftliche Kollektionen und Lehrmittel verbreiten, Ausstellungen veranstalten u. a. m. Das Kapital soll eine Million Rubel in 4000 Aktien L 250 Rubel betragen. — In den St. Petersburger Buchdruckereien sind jetzt 19 Setzmaschinen in Tätigkeit; 20 weitere sollen nächstens angeschafft werden; bis zum Schluß dieses Jahres hofft man es aus 250 solcher Maschinen gebracht zu haben. — In den Buchdruckereien Moskaus und St. Petersburgs finden beständige Kämpfe mit den Arbeitern statt, die unerfüllbare Forderungen erheben. Die vereinigten Buchdruckereten St. Petersburgs haben dem Ver band der Druckeretarbeiter eine zweijährige Tarifkonvention vorgeschlagen, mit der Bedingung, daß während dieses Zeitraums keine Streiks stattfinden dürfen. Der Vorstand des Arbeiter verbands erklärte, damit einverstanden zu sein, und es soll nun eine Kommission gewählt werden, um mit den vereinigten Buch- druckeretbesitzern Unterhandlungen zu führen. — Die Papierfabrik der BrüderWargunin in St.Petersburg, eine der ältesten und größten in Rußland, ist kürzlich abgebrannt. Sie beschäftigte 800 Arbeiter. — R. Hinlein, Herausgeber des ersten Adreßbuchs russischer Buch händler, Verleger, Leihbibliothekare, Herausgeber und Redakteure von Zeitungen und Zeitschriften usw. wird eine vierte, umge arbeitete und ergänzte Auflage seines Adreßbuchs herausgeben. Kleine Mitteilungen. »Konkurs Gebe. Loos in Base». (Vgl. Nr. 74 d. Bl.) — Im Konkurs der Buchhandlung Gebr. Loos in Basel sollen, wie wir dem Schweizerischen Handelsamtsblatt (Nr. 185 vom 24. Juli 1907) entnehmen, am Montag den 29. Juli, nachmittags l'/s Uhr, im Ganthaus, Basel, Steinenthorstraße 7, verschiedene Guthaben versteigert werden. Einziehung der allen 50 Pfennigstücke. — Dem Ver nehmen nach soll nunmehr mit der Einziehung der alten Fünfzig pfennigstücke schärfer als bisher vorgegangen werden. So lange kein angemessener Betrag von dieser Münzsorte mit dem neuen Gepräge, also von '/? Markstücken, vorhanden war, mußte bei der Herausziehung der alten Stücke aus dem Verkehr Vorsicht geübt werden, damit nicht etwa dieser selbst darunter litt. Jetzt fällt diese Rücksicht fort. Nach dem letzten Münzausweis waren nicht weniger als für 105,7 Millionen Mark Fünfzigpfennigstücke im Verkehr, nachdem bereits für 37,1 Millionen Mark zur Einziehung gelangt waren. Eine Verkchrserschwerung wird, wie halbamtlich versichert wird, bei schärferer Einziehung der alten Münzen nicht zu befürchten sein. Es sind denn auch die öffentlichen Kaffen an gewiesen worden, die betreffenden Münzen nicht nur in Zahlung, 970