Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-02-06
- Erscheinungsdatum
- 06.02.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080206
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190802060
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080206
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-02
- Tag1908-02-06
- Monat1908-02
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1478 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 30, 6. Februar 1908. Verbotene Druckschriften. Durch rechtskräftiges Urteil der 1. Strafkammer des hiesigen Landgerichts vom 16. Januar 1908 ist die Unbrauchbar machung aller Exemplare der nachbezeichneten Ansichts-Postkarten: 1. Aufschrift: -Ach, komm mein süßer Engel, mein Liebling bist du». Verlag von Selmar Bayer, Berlin 8., Dresdener straße 35s 4.. O. 16», ^ ^ sowie der zu ihrer Herstellung bestimmten Platten und Formen mit den sich aus K 41* St -G.-Bs. ergebenden Einschränkungen an geordnet worden. BreSlau, 30. Januar 1908. (gez. Der Erste Staatsanwalt. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 2697 vom 4. Februar 1908.) Nichtamtlicher Teil. Franz Goerlich -j-. (Vgl. Nr. 27 d. Bl.) Bon einem Freunde des Bcrstorvenen wird uns geschricb^.^ Geschlossen ist die Gruft über den sterblichen Überresten eines Kollegen, der mit jeder Faser seines Lebens unserem Berufe angehörte. Nach den Lehr- und Wanderjahren, die ihn von seiner Geburtsstätte Neustadt in Obelschlesien nach Sagan, Münster i. W., Brünn und Essen a. d. Ruhr geführt hatten, begründete Franz Goerlich am 1. September 1866 mit seinem Freunde Coch in Breslau eine Buch- und Kunst handlung unter ihren Namen. Wie jedoch schon in seiner Gehilfenzeit der Drang zur Verlegertätigkeit in ihm sich regte — er gab damals ein Gehilfen-Adreßbuch heraus —, so begann Franz Goerlich auch schon als Sortimentsbuchhäudler Werke in Verlag zu nehmen. Sein Augenmerk richtete sich zunächst auf weniger umfangreiche Werke, die jedoch großen Absatz zu erzielen wohl geeignet waren. Am 2. Januar 1873 verkaufte Goerlich — der Mit inhaber war inzwischen gestorben — seine Sortimentsbuch handlung und widmete sich ganz seinen Verlagsunter nehmungen. Mit geschäftskundigem Blick wußte er Autoren heranzuziehen, die dem Namen seiner Firma Ehre machten und deren Werke im Laufe der Jahre hohe Auflagen er lebten. Wir nennen u. a. den Seminar-Oberlehrer Königlichen Musikdirektor Bernhard Kothe (musiktheoretische Werke), den Seminar-Oberlehrer L. Heinze und den Seminarlehrer, spätem Seminardirektor Max Hübner (beide gaben zusammen aus gezeichnete Rechenbücher heraus); letzterer Autor, ein univer selles Genie, verfaßte außerdem eine große Anzahl patriotischer Jugendschriften, die sich verdienter guter Aufnahme er freuten, ferner Geschichlswerke, Sprachbücher, im Verein mit Seminarlehrer Richter auch Realienbücher u. a. Von weiteren Autoren nennen wir den königlichen Musikdirektor F. Dirschke (Breslauer Diözesangesangbuch), Rektor Hermann Bauch (humoristische Werke in schlesischer Mundart). An viele anoere, deren Namen besonders auf pädagogischem Gebiet guten Klang haben, sei hier nur erinnert. Welch hervorragendes Verlegertalent Goerlich auszeich nete, bewies seine Gründung der »Katholischen Schulzeitung für Norddeutschland«, deren silbernes Jubiläum zu Beginn dieses Jahres er noch erlebte. Vorher halte die katholische Lehrerschaft der östlichen P ovinzen kein eigenes, wöchent lich erscheinendes Organ. Das Bedürfnis zur Gründung eines solchen machte sich fühlbar. Da wurde eines Tages der Wunsch nach einem derartigen Blatt in einer Tages zeitung ausgesprochen. Obwohl an das Krankenbett gefesselt, griff Goerlich sofort diese Anregung auf, und bereits am nächsten Morgen kündete dieselbe Zeitung das Erscheinen der »Katholischen Schulzeituug für Norddeutschland« an. So schuf sein schneller Entschluß ein Unternehmen, das für seinen Verlag von großer Bedeutung wurde. Freilich stellten sich gerade hier Schwierigkeiten in den Weg, die das neue Unternehmen zu gründe zu richten drohten; doch mit der ihm eigenen Energie wußte der Verleger auch sie zu überwinden. Später begründete Franz Goerlich noch die »Praxis der katholischen Volksschule«, die Zeitschrift für katholische Kirchen musik »Cäcilia«, zwei Klerusanzeiger, eine Rundschau auf dem Gebiete der katholischen Volks- und Jugendliteratur, eine Zeitschrift »Jugendfreund« zur Unterhaltung und Be lehrung für Kinder. Dabei begnügte er sich nicht, die Heraus gabe dieser Zeitschriften den Redakteuren zu überlassen; sondern jede Nummer, die erschien, las er selbst sorg fältig zuvor. Wer da weiß, welche Vorsicht und Umsicht, welch ein Wägen und Erwägen der manchmal recht schwierigen Fragen bei der Oberleitung von Zeitschriften nötig ist, der wird beurteilen können, welch ein Bienenfleiß, verbunden mit Geduld und Feingefühl, nötig ist, die Aufgabe Woche um Woche zu bewälrigen. Doch seinem regen Schaffensgeist genügte diese Arbeit, an der mancher andre überreich zu tun hätte, noch nicht. Selbst Autor zu sein, das dünkte ihm des Verlegers höchstes Ziel. So gab er durch viele Jahre Volkskalender heraus, später eine gesichtete Auswahl von Christoph von Schmids Jugendschriften, eine Hausbibliothek unsrer hervorragendsten Klassiker (bis jetzt erschienen 114 Bändchen) und schließlich eine Reihe von Fach- und Volksliederbüchern, die unter seinem Pseudonym Franz Weber so beliebt geworden sind, daß namentlich von letzteren immer und immer wieder neue Auflagen nötig werden. Mit seiner Berufstätigkeit begnügte Franz Goerlich sich nicht. In politischen und sozialen Vereinen wirkte er als Vorstandsmitglied, und zweimal berief ihn das Vertrauen der Mitbürger in das Stadtoerordnetenkollegium der Stadt Breslau. Zweimal brach sein Körper unter der aufgebürdeten Arbeitslast zusammen; doch immer wieder siegte seine gesunde Konstitution. Trotz seines hohen Alters von 68 Jahren hatte er sich mit neuen Plänen eigener Autorschaft wieder befaßt — da wurde er plötzlich am frühen Morgen des 30. Januar d. I. aus dieser Zeitlichkeit abgerufen. Allezeit ist er dem von ihm geschaffenen Motto treu geblieben: »Ohne Rast und Ruh' hehrem Ziele zu!«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder