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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1923
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- 1923-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1923
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-c- 123, 3Ü. Mai 1923. Redaktioneller Teil- Freiburg) auf, zu den schönsten Werken gehörten vor allem auch die Drucke der Maröesgesellschafi. überhaupt hatte man anscheinend die deutsche Abteilung besonders gepflegt und reich beschickt, über raschend war auch, welche hervorragend gut gedruckte Bücher — geschmacklich und technisch gänzlich einwandfrei — der italienische Tisch zeigte. Man war geneigt, denen rechtzugeben, die Werke wie visoZnl üella Oallorla ckegli llkklol (Olschki, Florenz) und l'ietro Laoletti: I-'areüitstlma 6 1a seoltura in Vonvria (Olschki, Florenz) zu den technisch besten der Ausstellung rechneten. Das englische Kunstbuch ist immer recht gut gewesen. Soweit die Ausstellung ein Urteil erlaubt, hat man in England in den letz ten Jahren wenig experimentiert und sich mit der Pflege des tradi- lionell einfachen und soliden, dabei aus guten Materialien herge stellten Buches begnügt. Allerdings vermißte man hier, ebenso wie auf dem französischen Tisch, irgendwelche besonders hervorragende Leistungen. Der Vorzug der französischen Kunstbücher besteht we sentlich darin, daß sie den Geschmack sehr breiter Schichten des Pu blikums mit geringen Mitteln sicher zu treffen wissen. Die Bild tafeln der meisten ihrer Bücher lassen manches zu wünschen übrig, aber der Text ist gut gesetzt, und vor allen Dingen sind sie heute meist nicht unwesentlich billiger als das deutsche Buch. Der Preis deutscher mit Ausfuhrabgabcn, Valutazuschlägen und italienischem Zoll be hafteten Werke <in Verbindung mit dem noch nicht überwundenen Preischaos) wird in absehbarer Zeit Wohl kaum gegenüber den französischen und noch weniger gegenüber den italienischen Bücher- preisen konkurrenzfähig sein. Trotz vieler kostbarer Einzelwerke fehlte das eigentliche Luxusbuch. Man hatte Snobismus vermei den und sich auf Gebrauchsbücher, soweit sie für das italie nische Publikum Interesse haben, beschränken wollen. So fand man denn auch in der deutschen Abteilung illustrierte Jnselbücher und die kunsthistorische Bibliothek von E. A. Seemann. Die vertretenen Verlage waren ferner: R. Piper L Co., Julius Bard, Julius Hoffmann, Verlag für Kunstwissenschaft, A. Schroll L Co., Georg Müller A.-G., Bruno Cassirer, Kurt Wolfs Verlag A.-G., Insel- Verlag, F. Bruckmann A.-G., Delphin-Verlag, Olschki, Alinari, Apollo Verlag, Fratelli Danesi, Orlandini, Celanza, Georg Allen, Methuen L Co., A. L CH. Black, Flammarion, Hachette, Crss, Larousse, Lafitte, Ollendorff, Nilsson u. a. Unaufhörlich slntetc während der etwa Iltägigen Dauer der Ausstellung ein solcher Menschenstrom durch den Saal, daß es in den Nachmittagsstunden fast Mühe machte, an die Tische heranzu kommen. Ob es nun auf eine geschickte Ausstellungsleitung zurück zuführen ist, oder ob das Interesse der Italiener für solche Dinge spontan so lebhaft ist, jedenfalls war die Ausstellung sowohl in Bologna wie später in Florenz und Rom jedesmal ein Ereignis, das von der Presse sehr lebhaft in langen Artikeln als eine höchst bedeutsame Kulturangelegenheit Italiens erörtert und gelobt wurde, und in den Sälen selbst konnte man Minister, bekannte Wirt schaftler und Professoren antreffen. In Florenz war die Ausstellung Ende März, Mitte April in Rom. Später will man — auch für etwa je zwei Wochen — Mai land, Genua, Turin und Venedig besuchen. Der Werbe-Er- folg ist ohne Zweifel für den Buchimport und vor allem für die »ziesssWsrie Italiano« selbst, die, wie schon gesagt, heute bereits das bedeutendste Einfuhrhauz ist, recht bedeutend und auch sür den deutschen Verlag beachtenswert. IVk. Ar. Kistner 1823- 1923. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Musik-Verlages von Richard Linne- mann. Leipzig: Fr. Kistner 1923. vill, 139 S. mit 2 Bildnissen. Gr. 8". Die deutsche Musikgeschichte könnte ihrer Forschung viele inter essante Früchte sichern, wenn sie tiefer in, die Geschichte des deutschen Musikverlages etndrlngen würde. Aber diese Geschichte ist noch nicht geschrieben und wird auch so bald nicht geschrieben werden. Uni so dankbarer müssen wir darum jeden Beitrag begrüßen, der einen Bau stein darstellt zum Bau eines solchen Denkmals deutscher Musikkultur, zumal In einer Zelt, wo eine Flut auf den Augenblicksgcschmack der breiten Masse gegründeter neuer Bcrlagsuuternchmen sich von den vornehmen Traditionen des deutschen Musikverlages abwendet. Denn eS läßt sich nicht leugnen: der deutsche Musikverlag steht an einer entscheidenden Wende. Durfte er sich früher mehr als im Dienste Apolls und der Musen stehend betrachten, so sieht er sich heute durch die wirtschaftlichen Verhältnisse gezwungen, sich mehr und mehr unter den Flügelstab Merkurs zu beugen: In solch kritischer Zelt der Um stellung wendet sich der geistige Blick gern zur Rückschau auf das Einst, das nun verklärt im Lichte einer ruhigen, steten Entwicklung daliegt. Daß aber auch die Vergangenheit nicht ohne Röte nnd Kämpfe, vor allem aber nicht ohne schweres Ringen war, das, auch die gute alte Zeit ihre Schatte» hatte, das vergessen wir über den Nöten der Gegenwart nur zu leicht. Nun ist uns Gelegenheit gegeben, ein Jahrhundert deutscher Mnsikverlagsgcschlchte zu überblicken, die Geschichte einer einzige» Firma nur, aber einer, deren Name besonderen Klang hat und die darum auch mit der Geschichte der deutschen Musik eng verknüpft ist. Schon daraus ergibt sich, daß die hundertjährige Geschichte der Firma Fr. Kistner, die einer ihrer jetzigen Inhaber, der im gesamten deutschen Buchgewerbe höchsten Ansehens sich erfreuende Herr Hosrat Richard Llnnemann, anläßlich der Hundertjahrfeier seiner Firma herausgegebcn hat, nicht nur die Kurve eines kommerziellen Auf schwungs darstellt, sondern vielmehr hochinteressante Kulturbilder aus der Geschichte der deutschen Musik entrollt, die dem Werk weit über die Verufsgrenzen hinaus Beachtung sichern. Es spricht genug für die persönliche Gesinnung des Verfassers als eines der jetzigen Verwalter des durch den Verlag Kistner angehänf- ten Kulturgutes, daß er seine Schrift nicht vom Standpunkt des Mer kurjüngers mit dem volkswirtschaftlichen Rüstzeug trockener Statistiken in Angriff genommen, sondern in liebevoller Versenkung in die Schätze des Verlagsarchivs all die kleinen Züge znsammengearbeitet hat, die imstande sind, von der engen Verknüpfung des deutschen Mustkvcrle- gers mit der Welt der schöpferischen Musiker ein anschauliches Bild zu geben. Es ergibt sich, daß zu allen Zelten der Verkehr der Inhaber des Verlages Fr. Kistner mit ihren Komponisten von einer Herzlich keit war, die cs beinahe vergessen laßt, daß dieser Verkehr doch aus einer geschäftlichen Grundlage ruht: und daß Hofrat Linnemann gerade diese kulturell ungemein wichtige Seite der Verlagsgeschlchte in den Vordergrund seiner Arbeit gestellt hat, beweist, daß die jetzigen Ber- lagslnhaber fest ans dem Boden der vornehmen Tradition ihrer Vor gänger stehen und ihren Berns mit demselben Idealismus ausfassen, der dem deutschen Muslkverlag im vergangenen Jahrhundert sene einzigartige Bedeutung als Kulturfaktor gab> die man sonst kaum bei anderen geschäftlichen Unternehmungen so stark spürt. Aus den Beziehungen zwischen Verleger und Musikern ergibt sich eine Unmenge feiner kleiner Züge, die für die Charakteristik namhafter Größen der Musikgeschichte wesentliche Beiträge liefern. Die freund schaftlichen Beziehungen werbe»' durch das Geschäftliche nicht getrübt, wie das sonst leicht zu geschehe» pflegt: das Menschliche ringt sich überall gegen die Konvention durch, und darum bleibt es immer bei dem gemütlichen Ton, der dem Persönlichen entspringt, und der die geistige Grundlage des alten deutschen Musikverlages charakterisiert. Von Menschen, die »och Zelt hatten, sich um Kleinigkeiten, um Ein zelnes zu kümmern, die auch im geschäftlichen Verkehr ihre Briefe persönlich zu färben verstanden und für persönliche Interessen des Alltags auch ans der anderen Seite ein Gcgeninlerefse voraussetze» dursten, sprechen die zahlreichen Belege über die Beziehungen zwischen Verlag und Musiker so deutlich und eindringlich, daß das kultur geschichtliche Ergebnis, das ganz nebenher herausspringt, die Bedeu tung des Werkes weit über seine eigentlichen Grenzen hinaus erweitert. Tic verlagsgcschlchtlichcn Feststellungen des Werkes sind bereits anläßlich des Verlagsjubiläums in einem Rückblick sBbl. Nr. lüüj dar- geboten worden und brauchen deshalb hier nicht wiederholt zu werden. Was ans den Schätzen des Verlagsarchivs ans Licht geholt und der Öf fentlichkeit dargeboten wirb, begrüßen wir voll Dankbarkeit und hoffen, daß aus dieser Gabe auch die Musikwissenschaft Gewinn ziehen wird. In manchem Verlagsarchiv schlummern sicherlich noch viele solcher Dokumente, die für eine Geschichte des deutschen Muslkverlages frucht bar gemacht werden könnten. Wer jedoch soll sie heben? Nur wer mit dem betreffenden Verlag durch die allerlnnlgsten Fäden verknüpft ist, wer mit seinem Herzen an ihm hängt, nur der allein ist imstande, mit jener liebenden Hand solche Bilder eines Ausstieges zu zeichnen, die nicht trockene Sachlichkeit bieten, sondern Vergangenheit z» wir! lichem, auch für das Heute fruchtbarem Lebe» erwecken. Dies aber ist dem Verfasser gelungen, und er hat darum nicht nur den, Verlag Fr. Kistner ein Denkmal errichtet, sondern dem gesamten deutschen Mnsik- oerlag, zu dessen besten Vorkämpfern sich die Firma zählen darf, und dem Geist, von dem er getragen und der hoffentlich auch weiterhin in ihm lebendig bleiben wird. vr. MaxSchnmann. 743
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