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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 92, 22. April 1908. Nichtamtlicher Teil. «Srs-nblatt s. d. Dtschn. vuchhandkl. 4521 darstellungen schließen sich ihm die beiden andern erwähnten Künstler an. Um seiner Farbenschönheit willen sei unter anderem auch auf ein Blatt von Kuniyoshi hingewiesen, das wohl als Illustration eines Märchens anzusehen ist und eine auf dem Meere wandelnde Frau zeigt, die vom Ufer aus von einem Ritter beobachtet wird. Die Ausstellung beginnt mit den Arbeiten des angeblich 1688 geborenen und bis etwa 1755 wirkenden Kiyonobu und des um die gleiche Zeit lebenden Masanobu, die beide die Kunst der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts beeinflußten und, wenn auch von verschiedener individueller Veranlagung, dennoch die Stilrichtung jener Periode fest legten. Kiyonobu ist aus der Torii-Schule hervorgegangen, und seine Kunst weist, im Gegensatz zu der Masanobus, einen entschieden ernsteren Zug auf, der sich besonders in der Betonung des Charakteristischen äußert. Daher denn auch seine Vorliebe für die Darstellung markanter Schauspieler-Persönlichkeiten. Dagegen liebt es Masanobu, anmutige Frauengestalten und heitere Szenen aus dem geselligen Leben zu schildern. Die Holzschnittfolgen jener Meister, zu denen auch ganze illustrierte Bücher gehören, muß man sich nur als Schwarzdrucke denken, da die farbigen Zutaten, die in ihren Arbeiten auftreten, als mit der Hand ausgeführtc Übermalungen anzusehen sind. Sie lieferten also gewissermaßen die Vorbilder für den erst etwa um 1743 beginnenden wirklichen Buntdruck. Chincho und Kiyomitsu weisen großzügige Formen- gebung und breite Tönung auf. Der elftere ist weicher, der letztere strenger in der Linienführung. Chincho beschäftigt sich gern mit der Wiedergabe von Frauenbildnissen, während Kiyomitsu mit Vorliebe und unverkennbarer Grazie badende Frauen darstellt. Bezeichnend für den Ausdruck der Gesichter, ja für die Auffassung der menschlichen Gestalt in der japanischen Kunst ist die Ruhe, ja oftmals Starrheit, die sich darin geltend macht. Die Gründe für diese Art der Darstellung gibt W. von Seydlitz in seiner wertvollen und bis jetzt umfangreichsten »Geschichte des japanischen Farbenholzschnitts« (Verlag von Gerhard Kühtmann in Dresden) an: »Die Unbeweglichkeit der Gesichter erklärt sich aus den besonderen Anstandsbegriffen der Japaner, die den Ausdruck eines stets gleichmütigen Ernstes zur Pflicht machen und dazu führen, daß bei den Frauen die Augenbrauen rasiert, die Lippen blaurot (mit Beni) ge malt werden, das Gesicht aber, wie in Europa übrigens auch, dick mit Puder belegt wird. Aber auch die Körper erscheinen meist in dem Zustande einer an Erstarrung grenzenden Ruhe; ein leichter Schwung, dem die lose herab hängenden Gewänder willig folgen, eine kaum bemerkbare Beugung müssen genügen, um den Charakter der darge- gestellten Person, die Regungen ihres Seelenlebens zum Ausdruck zu bringen; der Austausch der Gefühle führt auch im Leben zu keiner Berührung der Körper: der Händedruck ist ganz unbekannt, der Kuß nicht üblich; man pflegt nicht Arm in Arm zu gehen. Selbst die Tänze bieten nur selten Gelegenheit zu lebhafteren Be wegungen: meist beschränken sie sich auf die Pantomime, die durch die Stellung des Körpers, durch die Bewegung der Beine und Hände, namentlich aber durch den Blick die auszudrückenden Gefühle anzudeuten sucht. Zu Ver kürzungen und Überschneidungen ist daher wenig Gelegen heit gegeben.« Um so mehr fallen daher die übertriebenen Züge in den Köpfen und die lebendig bewegten Körper des Sharaku auf, der nur wenige Jahre tätig gewesen sein soll, aber in dieser kurzen Zejj eine ganze Reihe Schauspielerbildnisse ge schaffen hat, teils in Form von Köpfen, teils als ganze Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. Figuren. Der auch in der Sammlung des Herrn von Heymel mit vorzüglichen Stücken seiner eigenen Darstellungsart vertretene Künstler läßt auf den ersten Blick erkennen, daß er ein Charakterschilderer ersten Ranges ist. Die Art seiner drastischen Schilderungsweise mag manchem nichr sympathisch sein; aber vor dem eminenten Können, das in seiner Kunst liegt, und vor der Sicherheit, mit der er den Ausdruck wiederzugeben weiß, muß zweifellos jeder die höchste Achtung haben. In seinen Arbeiten offenbart sich eine ganz ungewöhnliche künstlerische Kraft. Ist Shigenaga, der liebenswürdige Schilderer anmutiger Frauen, als der Erfinder des Zweifarbendrucks anzusehen — er begann seine künstlerische Tätigkeit in den dreißiger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts — so darf der heitere und gefällige Harunobu als der Vater des eigentlichen Buntdrucks, der für seine köstlichen Blätter eine unbeschränkte Plattenzahl zu verwenden lieble, betrachtet werden. In ihm sehen wir den Begründer des japanischen Farbenholzschnitts und jenes besonderen Stils, der von Kiyonaga mit seinem unvergleichlichen Schönheitssinn ans den Höhepunkt der Ent wicklung gebracht werden sollte. Er war es auch, der die bildliche Darstellung von der Maniertheit befreite. Kiyonaga am nächsten, wenn auch von diesem in der Farbengebung ganz verschieden, steht Koriusai. Als Erben der geistigen Hinterlassenschaft Kiyonagas kommen dann noch weiter in Betracht: Peishi, Utamaro und Toyokuni, von denen Utamaro, obgleich er derjenige ist, der in eine abermalige Manieriertheit verfällt, bei uns ebenso populär geworden ist wie Hokusai. Trotz dieser Manieriert heit besitzen die Darstellungen Utamaros sowohl hinsichtlich der Form als auch der Farbe außerordentliche Reize. Hokusai, der 1849 im Alter von 90 Jahren starb, hat von allen japanischen Malern wohl das arbeitsreichste Leben geführt. Er soll etwa 30000 Entwürfe ausgeführt und gegen 500 Bände illustriert haben. Wegen seines natura listischen Stils in seinem Vaterlande nicht sonderlich geachtet, ist er im Auslande zeitweilig überschätzt worden, und erst das genauere Studium der Kunst des japanischen Farben- holzschnitts hat ihm die ihm in Wirklichkeit gebührende Stelle in der Kunstgeschichte angewiesen. Bewundernswert bleibt seine Schaffenskraft, seine Schärfe der Beobachtung und die Sicherheit seiner Darstellungsweise. Ihn also als Künstler gering zu schätzen, wie es besonders manche seiner Landsleute getan haben und heute noch tun mögen, liegt daher kein Grund vor. Von seinen Schülern begegnen wir in der Ausstellung neben Hokkei, der als sein bester gelten muß, auch Gakutei; ferner Arbeiten von Shumman, Neffen, Buncho, Shunsho, Masayoshi u. a.. so daß diese interessante Ausstellung uns ein ebenso lehrreiches wie umfassendes Bild von der Entwicklung des japanischen Farbenholzschnitts bietet. Ernst Kiesling. Rückgang der Zeitungsbeilagen. VL. — Kleine Ursachen, große Wirkungen! Wer möchte glauben, schreibt die »Verkehrs-Korrespondenz«, daß eine Portoerhöhung um einen Viertel-Pfennig beträchtlichen Einfluß auf den Verkehr ausüben würde? Und doch ist dem so. Am 1. Juli 1906, gleichzeitig mit der Ver teuerung der Ortspostkarten, wurde auch die Gebühr für außergewöhnliche Zeitungsbeilagen von ^ Pfennig auf Pfennig heraufgesetzt. Eine Bagatelle! denkt man. Aber Handel und Verkehr reagieren oft mit erstaunlicher Empfindlichkeit auch auf so geringfügige Mehrbelastungen. Im Hinblick auf künftige Portoreformen ist es stets von Wert, wenn solche Tatsachen vor der Öffentlichkeit authentisch festgestellt und näher beleuchtet werden. Das soll deshalb hier geschehen. 586
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