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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1908
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- Deutsch
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4522 Börsenblatt d. Dtschn Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 92, 22. April 1908. Nach der amtlichen Statistik der Reichspost wurden im Jahre 1904 — zusammen mit den Zeitungen des Post- vcrtriebes — 228,96 Millionen und 1905 noch 251,18 Mil lionen (-1- 22,22) Stück außergewöhnliche Zeitungsbeilagen verschickt. Diese bestehen bekanntlich zum großen Teil aus Prospekten, Preislisten und Geschäftsanzeigen. Im Jahre 1906, wo das zweite Halbjahr schon unter dem erhöhten Tarif stand, waren es aber nur noch 235,54 Millionen (also 15,64 Millionen weniger als im Vorjahre), obwohl die Zahl der vertriebenen Zeitungsnummern wieder mächtig gestiegen war, nämlich von 1450 (1905) auf 1518 (1906) Millionen (d. h. -j- 68 Millionen). Der eine Viertel-Pfennig hat sehr gewirkt. Die scheinbar homöopathische Dose zeitigte eine starke Reaktion. Für ein ganzes Jahr berechnet, betrug der Rückgang der Beilagen 12,5 v. H. von der Summe des Vorjahres. Da aber in den letzten vier Jahren alljährlich eine natürliche Steigerung von durchschnittlich 15,5 v. H. stattfand, die jetzt ausblieb, so kann man den gesamten Verkehrsrückgang infolge der Verteuerung auf 12,5 -s- 15,5 v. H., also auf 28 v. H. oder etwa 70 Millionen Beilagen jährlich schätzen. Pf. mehr — und 70 Millionen Zeitungsbeilagen werden unter lassen! Man wird das besser verstehen, wenn man daran denkt, daß eine Steigerung von auf */? H genau eine Er höhung um 100 Prozent bedeutet und daß gewöhnlich ein einzelner Absender Tausende von Beilagen aufgibt. Für 10 000 Beilagen erhöhte sich also die Gebühr schon von 25 auf 50 Das spürt jeder Geschäftsmann. Noch mehr als die Reichshauptstadt ist die weit empfindlichere Provinz durch die Verteuerung getroffen worden. Denn die aus Berlin aufgelieferten Beilagen gingen 1906 bloß um 2^/, Millionen Stück zurück, nämlich von 92,2 auf 89,6 Millionen, obwohl die Reichshauptstadt mehr als aller Zeitungsbeilagen des Postvertriebs aufgibt. Der Gesamtrückgang betrug aber 15,6 Millionen und trifft also mit 13 Millionen die Provinz. Für ein ganzes Jahr be rechnet, sind es bei Berlin 5 und in der Provinz 26 Mil lionen weniger. Die Reichspost versprach sich von dieser Portoerhöhung eine Mehreinnahme von etwa 500 000 ^ jährlich. Nach einer halbamtlichen Mitteilung in der »Deutschen Verkehrs zeitung« (1907, S. 262) betrug die tatsächliche Mehreinnahme im zweiten Halbjahr 1906 etwa 43 vom Hundert gegen über dem zweiten Halbjahr 1905. Das entspricht einem Verkehrsrückgang von 28,5 vom Hundert jährlich. Ohne Verkehrsverminderung müßte ja die Mehreinnahme 100 Prozent betragen haben, weil das Porto gerade ver doppelt wurde. Ob aber die angestrebte Mehreinnahme von 500 000 ^ nicht vielleicht ein Danaergeschenk war, das wäre doch noch zu erwägen. Denn man darf nicht vergessen, daß gerade Geschäftsanzeigen und Reklamen in Zeitungsbeilagen des Fernverkehrs ein Hauptanlaß zur Sendung von Briefen, Karten, Warenproben, Paketen und Postanweisungen sind, denn Publikum und Geschäftsleute werden durch die An zeigen in postalische Verbindung gebracht. Wenn nun jährlich 70 Millionen Beilagen weniger verschickt werden und wenn auch nur 3 Prozent von ihnen zur Benutzung der Post führten, so können das schon 2 Millionen Postsendungen zu 5, 10, 20 oder 50 Pfennig weniger seien, als bisher. Das könnte einem Portoausfall von 4—500 000 schon nahekommen. Auswärtige Geschäfts anzeigen sind ja ein Hauptanreiz des Postverkehrs. So hat das Verkehrs- und Geschäftsleben auch seine Imponderabilien und unsichtbaren Zusammenhänge, bei denen kleine Ursachen oft große Wirkungen zeitigen! Kleine Mitteilungen. * Anregung ,u einer Stiftung für Drucklegung großer Mustkkomposttioueu. — Die Notwendigkeit einer Stiftung zur Ermöglichung der Drucklegung umfangreicher Kompositionen be gründet Herr Professor Wilhelm Altmann (Berlin) im zweiten Aprilheft der -Musik- (Berlin, bei Schuster L Loeffler) mit fol genden Ausführungen: -Wenn man im »Allgemeinen deutschen Musiker-Kalender- die Zusammenstellung der mancherlei Stiftungen, die für Tonkünstler und Musiker gemacht sind, sich ansieht, so muß man darüber er- reut sein, trotzdem das Kapital vieler dieser Stiftungen nicht gerade groß ist. Eine Stiftung aber vermisse ich, die meines Er achtens heute unbedingt notwendig ist: eine Stiftung, die talent vollen Komponisten die Mittel zur Drucklegung umfangreicher Werke gewährt. -Wir haben, Gott sei Dank, in Deutschland noch immer eine große Anzahl recht begabter Tonsctzer, die ideal genug gesinnt ind, uns Symphonien, große Chor- und Kammermusikwerke zu chaffen, obwohl sie wissen, daß es ihnen sehr schwer sein wird, für diese Werke als Vorbedingung für eine Reihe von Aufführungen einen Verleger zu finden, der wenigstens die Kosten der Druck legung trägt, ohne ein Honorar zu zahlen. Zahllose sehr wert volle Werke bleiben im Pulte der Komponisten verschlossen, ohne je gedruckt und aufgesührt zu werden. Mißmutig verkümmern häufig dann selbst sehr begabte Tondichter, oft wenden sie sich von der ernsten Musik ab und produzieren nur noch leichte Ware, weil sie dadurch allein und ohne große Mühe sich ihren Lebens unterhalt erwerben können. Die Folge dieser Zustände dürste unausbleiblich die sein, daß Deutschland die seit wenigstens anderthalb Jahrhunderten behauptete führende Stellung auf dem Gebiet der Komposition verlieren muß. »Die deutschen Musikoerleger trifft die Schuld nicht. Wenn man die Summen, die sie allein in den letzten 20 bis 30 Jahren idealen Zwecken geopfert haben, addieren würde, so würde man allgemein Uber deren Höhe staunen. Der Absatz, den sie mit größeren Werken ernsterer Art erzielen, ist leider verschwindend gering; so gar Werke gefeierter Komponisten, die sie mit schweren Opfern erworben haben, gehen nicht; jedes Salonstück aber, jedes Couplet wirft sicheren Gewinn ab. Die allgemeine musikalische Bildung oder der Geschmack des großen Publikums ist leider sehr zurück gegangen, hat sich entschieden verschlechtert. Wer kauft heute z. B. den Klavierauszug eines Oratoriums? Selbst Künstlerver einigungen, die z. B. ein neues Streichquartett aufführen wollen, sehen es als ganz selbstverständlich an, daß ihnen die Noten gratis zur Verfügung gestellt werden. Dazu kommt, daß die Herstellungs kosten infolge Verteuerung des Papiers und vor allem der Arbeits löhne in den letzten Jahren eine solche Höhe erreicht haben, daß die Kosten der Herstellung z. B. eines Streichquartetts in den seltensten Fällen gedeckt werden. Kann man es daher den Ver legern verdenken, wenn sie sich für solche Werke, besonders un bekannter Komponisten, nicht interessieren, wenn sie zum mindesten einen Zuschuß zu den Druckkosten verlangen, den aber der meist nicht mit GlUcksgütern gesegnete Komponist beim besten Willen nicht aufbringen kann? -Hier müßte, da eine staatliche Unterstützung wohl nicht zu erreichen wäre, obwohl die Staaten ja für wissenschaftliche Zwecke und die bildenden Künste viel Geld aufwcnden, ein Mäcen ein- treten oder vielmehr, da heute diese Gattung Menschen doch nur sehr selten aufzufinden ist, eine Stiftung. Deren geeigneter Ver walter wäre der »Allgemeine Deutsche Musikverein-, dem bereits einige den Musikern zugute kommende Stiftungen anvertraut sind. Freilich müßte dafür gesorgt werden, daß nicht bloß die ultramoderne, bei den Tonkünstlerfesten des »Allgemeinen Deutschen Musikvereins- bevorzugte Richtung und die Schüler der Leiter dieses Vereins berücksichtigt würden, sondern auch die Außenseiter. Die gewährten Beihilfen zum Druck müßten nach einem Abkommen mit dem betreffenden Verleger wieder in die Stiftung zurückfließen, sobald der Absatz des betreffenden Werkes die Kosten gedeckt hat. Weitere Einzelheiten über die Art, wie die Stiftung zu verwalten wäre, mache ich absichtlich nicht, wie ich denn überhaupt hier nur eine Anregung geben will, die Be rufenere weiter verfolgen sollen. ^ -Woher aber sollen die Mittel zu dieser Stiftung beschafft
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