^ 96, 27. April 1908. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 4703 Einige Arteile über „Semper der Jüngling": „Was Börne einst von Jean Paul sagte, er sei durch die Herzkammern dem deutschen Volke verbunden, darf über Otto Ernst wiederholt werden. Auch ihm eignet der echte deutsche Humor, der in einem reichen und schönen Gemütsleben wurzelt und, wie er aufs herzlichste sich äußert, den Lesern auch zu Herzen geht. Dabei aber hält sich Otto Ernst von all den krausen Schnörkeln frei, von all den auf Witz und Geistreichigkeit sich hinausspielenden Arabesken, mit denen Jean Paul seine Werke zu zieren glaubte. Otto Ernst ist in seinen Asmus Semperbüchern auch zugänglicher als Naabe, der nach der Weise der alten englischen Humoristen den Leser nur Schritt vor Schritt in der Erzählung vorwärts gelangen läßt. Eher dem herrlichen englischen Humoristen des 19. Jahrhunderts, Dickens, dürften wir Otto Ernst vergleichen. Doch ist vor allem er selber ein von Jugend auf echt deutscher Idealist, dabei doch keineswegs ein Träumer, sondern eine das wirkliche Leben fest ins Auge fassende Kernnatur. Sein neuer Roman ist in vorbildlichem Sinne von großer Bedeutung für die Jugend unserer Tage. Man möchte wünschen, daß jeder junge Mann ihn in seinen Entwicklungs- und Bil dungsjahren läse. Es ist ein hervorragend pädagogisches Buch, ohne an irgend einer Stelle deshalb in langweiliges Moralisieren zu verfallen. Davor schützt ihn schon der frische lebendige Vortrag, dem man anspürt, mit welcher Lust der Verfasser sich in seine äußerlich und innerlich drangvollen, aber durch die Gemüts- und Gedankenerlebnisse doch unaussprechlich herrlichen Iünglingsjahre zurückversetzte." (Berner Bund.) „An ethischem Gehalt, an Wahrhaftigkeit und Freimut, an künstlerischer Ehrlichkeit und an Humor ist „Amus der Jüngling" so reich wie sein Vorgänger. An gesundem Selbstobjekti vieren, an treffsicherer Bildlichkeit der Sprache übertrifft er ihn vielleicht." (Schwäbischer Merkur.) „Zum Schluß ein Wort an alle, die für sich, für ihre Söhne ein Buch oft vergeblich suchen, das vollen Lebensinhalt bietet, das über die harte Alltäglichkeit hinaussteigt, ohne sich in weltentlegene Fernen zu verlieren. „Semper der Jüngling" bringt uns die Erfüllung dieses Wunsches. Er wandelt auf den Bahnen unserer Zeit, er hat getrunken am reichen Bildungsborne unseres Volkes und ist nicht übersättigt worden, er ist ein Kind unserer Tage und versteht unser Kämpfen und Suchen. Er ist kein hohles Ideal, aber ein gläubiger Idealist, ein strauchelnder, irrender Mensch, der langsam und treu den Weg der Weisen zur Wahrheit sucht. Ihn hat ein Dichter gezeichnet, der selbst an die Kraft des Guten in der Welt glaubt und der die wundervollste Gabe eines deutschen Dichters sein eigen nennt, das herrliche, befreiende Lachen." (hessische Morgenzeiiung.) „Sagen wir es von vornherein: Der Bildungsroman scheint uns seinem Vorgänger gleich wertig zu sein. Das ist alles so frisch, so wahr, so ohne Pose, so ohne jede schmeichlerische Eitelkeit geschrieben, daß man schon an dieser Ehrlichkeit seine Freude haben muß." (Kreselder Zeitung.) „Sein Semper ist jedenfalls ein Werk von starken dichterischen Qualitäten. Eine vortreffliche Beobachtungsgabe, die in der Schilderung des Verkehrs Sempers mit seinen Schülern namentlich Triumphe feiert, und ein stellenweise bezwingender Humor, den ich, offen gesagt, Ernst nicht zugetraut hätte, zeichnen das Werk vor allem aus." (Kieler Neueste Nachrichten.) Verlag von L. Staackmann. Leipzig