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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19070921
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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221, 21. September 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. 9437 von Israel van Meckenem, Lucas Cranach, Hans Burgkmair, Georg Pencz, Daniel Chodowiecki u. a. — Von Werken neuerer Kunst wurden erworben u. a. solche von Anton Falger, Wilhelm Leibl, M. von Schwind, Leopold Graf Kalckreuth, Charles Meryon, Const. Meunier, Auguste Rodin, Muirhead, Bone, William Strana und Anders Zorn. — Für die Nationalgalerie wurde das Gemälde »Palaisgarten des Prinzen Albrecht- von Ad. von Menzel angekauft; ferner an Bildwerken die Bronzerohgüsse -Porträtbüste der Frau Schadow- und -Porträtbüste G. Schadows- von G. Schadow; sowie an Guaschen usw. die Blätter »Kanzelpredigt in der Pfarrkirche zu Innsbruck-, Deckfarbe — -Obsthändlerinnen in Verona-, Deck farbe — »Aufbewahrungssaal während des Museumsumbaues 1848», Deckfarbe — -Rüstungen-, Deckfarbe — »Eisenbahn Berlin- Potsdam-, Blei — und -Bildnis vr. Eitners-, Pastell — von Ad. von Menzel. — Als Geschenk eines ungenannten Berliner Kunstfreundes erhielt die Nationalgalerie die Porträtbüste C. Meuniers, Bronze — von V. Rousseau. Pariser Journalisten. — Auf die ungleich bedeutendere, freiere und aussichtsreichere Rolle, die die französischen Journalisten im Vergleiche zu den englischen und vor allem zu den deutschen spielen, ist schon häufig mit Neid und Bedauern hingewiesen worden. Den Grund dieser bevorzugten Stellung will Karl Eugen Schmidt (»Pariser Journalisten-, Neue Hamburger Zeitung 338) in einem einzigen Umstande sehen: die französischen Zeitungsschreiber unterzeichnen ihre Aussätze und Artikel und sind deshalb im ganzen Lande bekannt. -In allen andern Ländern ist die Zeitung eine anonyme Firma, und nur die Eingeweihten wissen, wer diesen oder jenen Artikel geschrieben hat. In Frankreich weiß jeder Zeitungsleser, wer ihm seine Gedanken vorkaut, und hier liest man nicht den oder jenen Leitartikler, weil er in dem Leibblatt schreibt, sondern man hält dieses oder jenes Blatt, weil die Leitartikel darin von dem Schriftsteller, dessen Art uns am meisten zusagt, geschrieben sind. Ob das für die Zeitung an sich und für den Journalismus im allgemeinen besser ist als das in Deutschland und England übliche System, weiß ich nicht, aber für den Zeitungsschreiber selbst ist es ohne jeden Zweifel besser. Der französische Journalist, der Talent, Witz und Stil hat, macht die schnellste Karriere, und eine Redaktion sucht ihn der andern wegzuschnappen. Die Zeitungsgründer und -Besitzer halten Umschau nach ihnen und gründen wohl gar ein eigenes Blatt, das nur von dem einen Mann getragen wird. In Deutschland und England hat ein Journalist die allergrößte Mühe, auch nur in dem cngern Kreise der Berufsgenossen bekannt zu werden. Das Anomymat der Presse verhindert das Bekanntwerden seines Namens nicht nur direkt, es drückt auch indirekt auf ihn. Jede freie, zwanglose, persönliche Note ist dem Manne abge schnitten, der nicht für seine persönliche Anschauung und über seinem Namen schreibt, sondern die Ansichten einer anonymen Re daktion ausspricht. Da ist es ungleich schwerer, sein Licht leuchten zu lassen, seinen Witz zu zeigen, mit originellen Einfällen zu glänzen; es ist nicht nur schwerer, der Journalist wird auch nicht durch die Triebfeder der persönlichen Eitelkeit aufgestachelt, er hat auch weniger Interesse an seiner Arbeit, als wenn sie von seinem Namen unterzeichnet und von aller Welt als sein Werk erkannt würde. Ebenso würde ein Maler bei seiner Arbeit, die nicht seinen Namen zu tragen hätte, gewiß nicht sein Bestes geben. Für den Tagesschreiber von Talent ist das französische System bei weitem vorteilhafter und besser als das deutsche.... Dieses System ist die Ursache, daß hier jeder Zeitungsleser weiß, wer die verschiedenen Zeitungen macht. In Deutschland ist die »Kölnische Zeitung- ein fach die -Kölnische Zeitung- usw., in Paris ist der -IvtravsiAsavt- Henry Rochefort, die »Librs karols» Eduard Drumont usw. Es gibt nur zwei französische Zeitungen, die das Anonymst pflegen: der -leraps- und das »lournal äss Osbats-. Das letztere ist in den letzten zwanzig Jahren sehr zurückgegangen, der erstere ist immer noch die zuverlässigste und anstän digste französische Zeitung. Diese Tatsache zeigt, daß das Anonymat auch seine Vorteile hat, vielleicht nicht für den Journalisten, wohl aber für die Zeitung, denn es hindert den Journalisten, persönliche Zänkereien anzubringen, die dann leicht in wüstes Geschimpfe ausarten.- Schmidt charakterisiert dann — nach einer Besprechung des mangelhaften Auslandsdienstes auch Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. der großen Pariser Blätter — einige der Journalisten, die solcher maßen der Stützpfeiler ihrer Zeitung sind, insbesondere Rochefort (-I/lntransigoant-), der seit 40 Jahren tagtäglich seinen Leitartikel schreibt, Drumont (»La libro karols»), Georges CIsmenceau (»L'^urors»), der augenblicklich allerdings in seiner journalistischen Tätigkeit dadurch behindert ist, daß er das Amt eines Ministerpräsidenten bekleidet. Auch Jules Huret gehört zu den französischen Journalisten von Ruf, und er hat diesen Ruf seit kurzem auch in Deutschland durch die zahlreichen Reisebriefe gefestigt, die er im -Ligaro- und kürzlich auch unter dem Titel -Ln ^llswagns, Köln ot ^Vestxbaiis- alS Buch (Paris, Fasquelle, deutsch bei Grethlein L Co. in Leipzig) hat erscheinen lassen. Max Nordau, der dieser bemerkenswerten Publikation ein längeres Feuilleton widmet(-Deutsch-Französisches-, N. Fr. Pr. 15 415), gibt bei dieser Gelegenheit einen kleinen Rück blick auf die französischen Schriften über Deutschland seit hundert Jahren und zeigt, wie erst Frau von Staöls -Vs l'^llsmagos- siebzig Jahre lang das Schema für ein romantisch-patriarchalisches Deutschland in der französischen Anschauung geliefert, wie dann nach dem Kriegsjahr Victor Tissots haßerfüllte -Vo^axs au pa^s äss miliiaräs- (1875) die karikierte Kehrseite dazu geschaffen habe und wie man schließlich in Frankreich zu der Vorstellung von einem zwiefachen Deutschland gelangt sei, dem alten idyllischen Lande der Dichter und Denker, das in Provinz und Kleinstadt fortlebe, und dem neuen preußisch-militärischen, das besonders in Berlin verkörpert sei. Huret sei der erste Franzose, der Deutsch land ganz voraussetzungslos bereist und überall mit eigenen Augen beobachtet habe, ohne alle Rücksicht auf die landläufigen und überkommenen Anschauungen seiner Landsleute. (Literar. Echo.) * Lhrlley-Brief«. — Aus London berichten die Tageszeitungen: Dem Britischen Museum sind soeben eine bedeutende Anzahl von Jugendbriefen Shelleys an seine Freundin Miß Hitchener über wiesen worden, die auf des großen Dichters stürmischer Frühzeit ein erhellendes Licht werfen. Die Briefe, die im Laufe eines Jahres, vom Juni 1811 bis Juni 1812 geschrieben sind, befanden sich im Besitz des Reo. Charles Hargrowe, der sie dem Museum geschenkt hat. Der kaum neunzehnjährige Shelley enthüllt in diesen ausführlichen Bekenntnissen der geistvollen Freundin seine inner sten Gedanken und Empfindungen. Schon damals hatte ja Eng lands größter Lyriker den Kampf gegen die Welt für seine Ideale ausgenommen; er war wegen »Atheismus- von der Uni versität Oxford verwiesen worden. Er lebte nun in bedrängter und schwieriger Lage, die noch durch seine abenteuerliche Neigung für die junge Harrtet Westbrock verschlimmert wurde. Bekanntlich entführte Shelley das sechzehnjährige Schulmädchen, um sie vor ihrem Vater zu erretten, der sie zum Schulbesuch zwingen wollte. Miß Hitchener ist die Vertraute dieser Liebe; voller Begeisterung erzählt ihr der Dichter von seiner Braut, und so eng ist das Ver hältnis zwischen dem jungen Baronet und der Schullehrerin von Hurstpierpoint, daß Miß Hitchener nach der Heirat zu dem jung vermählten Paar zieht. Bald aber müssen Unzuträglichkeiten ent standen sein, denn die Freundin verließ das Haus Shelleys wieder, und er sprach von da an nur noch von ihr als dem »Schwarzen Dämon-. Besonders deutlich tritt aus diesen Briefen nun hervor, wie harmlos und wenig radikal im Grunde der be rüchtigte -Atheismus- Shelleys war, der ihm sein ganzes Leben als schlimmste Verdächtigung angehaftet hat und den er in dem jugendlichen Trotz seiner Studentenzeit absichtlich forcierte. »Ich habe viel mit Ihnen zu besprechen-, schreibt er an Miß Hitchener, -von eingeborenen Leidenschaften, von Gott und Christenheit. Ich denke, ich kann Ihnen beweisen, daß unser Gott derselbe ist. Wenn jeder Tag immer mehr von der Hitze meines Gegensatzes zum Christentum fortnimmt, so fügt er dafür neue Abneigung hinzu gegen das christliche System und Dogma-. Im übrigen spiegeln die Briefe die Bedrängnis des jungen Idealisten wider der, von der Gesellschaft ausgestoßen, von seinem Vater nur wenig unterstützt, vergeblich sucht, sich ein Heim zu begründen, und schließlich in bescheidenster Form seinen Haushalt einrichten muß. Cs sind vielfach -Geschäftsbriefe-, auf die ihm die Freundin mit Rat und Tat antworten soll. 1230
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