Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1907

s 9 0 2 VSrs-nblLtt f. d. Lisch». Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. Ä 229, 1. Oktober 1907 Den geehrten Inhabern — dieser angesehenen Firmen und ihren Mitarbeitern sprechen wir zum heutigen ehrenvollen Anlaß unsere aufrichtigen Glück- und Segenswünsche aus. Red. * Wohltätigkeit»ko«»«rt des Buchhandlungs-Gehilfen- Vereins z» Leipzig. — Das Konzert, das der Leipziger Buch- handlungs-Gehilfen-Verein zu gunsten seiner Witwen- und Waisen kasse am Sonnabend den 28. September veranstaltet hatte, bot Gelegenheit, den geschätzten Dichter Detlev von Liliencron persönlich kennen zu lernen und eigene Dichtungen vortragen zu hören. Im ersten Teil des Konzerts las der Autor der »Adjutantenritte- aus diesem Werke die Schilderung -Aus einer Januarschlacht- vor. Meisterhaft, in kurzen und klaren Sätzen weiß der Dichter uns den Oberbefehlshaber der ersten deutschen Armee, General von Goeben, inmitten seines Stabes vor Augen zu führen, wie er am 18. Januar die Operationen gegen die französische Nord armee bei St. Quentin leitete, deren vollste Auflösung nach einer opferreichen Schlacht erreicht wurde. Grausige Bilder des Krieges weiß er zu malen, wenn er das vom Oberkommandierenden be fohlene schwierige Vorrücken der Artillerie in eine beherrschende Stellung schildert. Die lebendige Darstellung wirkte um so eindrucksvoller, als sie den Hörern durch einen Teilnehmer an der Schlacht vermittelt wurde. Die heitern Dichtungen, die der liebenswürdige Dichter im zweiten Teile des Konzerts aus seinen Werken vortrug, zündeten noch mehr. Die launige Dichtung -Das Gewitter-, ebenso -Das Mädchen- ernteten durch ihren Humor lauten Beifall. Sehr sprach auch die fein-humoristische Dichtung -Die Laterne- an, während die schaurig-lustige »Ballade in U-Dur- von dem unverwüstlichen Rittersmann mit ihren dumpfen Reimen große Heiterkeit erregte. Trotz seiner 63 Jahre und seiner Verwundungen in den Feldzügen erschien der gefeierte Dichter jugendfrisch. Sein Vortrag war außerordentlich deutlich; doch nötigte der allerdings sehr weite Raum der Alberthalle die entfernt Sitzenden zu gespanntester Aufmerksamkeit, wenn ihnen nicht die Feinheiten der Liliencronschen Dichtungen entgehen sollten. Der Raum ist für solche Vorlesungen zu groß. Herr Alfred Käse vom Leipziger Stadttheater füllte mit seiner prächtigen Baritonstimme die große Halle voll aus. Er trug drei Lieder von Robert Schumann vor, von denen -Aus alten Märchen- die Zuhörer wohl am meisten ergriff. Auch Fräulein M. Marx (ebenfalls vom Leipziger Stadttheater) erfreute die Hörer durch den Wohllaut ihrer geschulten Stimme.—Zum ersten Male, wie wir erfahren, trat das neugebildete Henning-Hamann- Hansen-Trio vor die Öffentlichkeit. Herr Konzertmeister Hamann (Violine) und Herr Robert-Hansen (Violoncello), beide vom Gewandhausorchester, sind als Solisten und Kammermusiker in Leipzig rühmlichst bekannt. Im Verein mit Herrn Or. Henning, einem sicheren und verständnisvollen Klavierkünstler, brachten sie ein Trio von Brahms (op. 40) und eins von Mendelssohn- Bartholdi) (op. 66) meisterhaft zu Gehör. Leider war die Alberthalle, wie es für den guten Zweck des Konzerts zu wünschen gewesen wäre, nicht ausoerkauft; von den teureren Plätzen waren viele unbesetzt. Bei den zahlreichen und engen Beziehungen der Buchhandlungs-Gehilfenschaft zu den Be wohnern Leipzigs muß das auffallcn. Vielleicht lug es auch hier an der -Verwendung- für die Billets, die das nächste Mal nach drücklicher sein müßte. * Beschlagnahme. — Das -Leipziger Tageblatt- und die -Leipziger Neuesten Nachrichten- melden übereinstimmend die am 28. d. M. in Leipzig auf Antrag der Staatsanwaltschaft erfolgte Beschlagnahme der beiden Bücher -Die Opale, Blätter für Kunst und Literatur- und -Blühende Gärten des Ostens; 78 Erzählungen, Gedichte und Schwänke aus den Literaturen des Ostens-. Der Antrag der Staatsanwaltschaft stütze sich, wie mitgeteilt wird, aus Z 184 Ziffer 1 des Reichsstrafgesetzbuchs <Verbreitung un züchtiger Schriften). Archiv io Ezernowitz. — Der Archivrat hat in seiner letzten Sitzung die seit längerm von wissenschaftlicher Seite geforderte Errichtung eines eignen Archivs bei der Landesregierung in Czernowitz befürwortet. Die Verwirklichung dieses Plans, die für die Geschichtsforschung in der Bukowina von hohem Wert ist, steht unmittelbar bevor. Mit der Errichtung des neuen Archivs der Bukowinaer Landesregierung wurde der Universitätsprofessor Or. Wladimir Milkowicz betraut. (Wiener Zeitg.) * Bismarck - Sammlung. — Die Hamburger Stadt bibliothek hat beschlossen, eine Bismarck-Sammlung zu be gründen, die alles Erreichbare an Drucken, Porträts, sonstigen bildlichen Darstellungen und womöglich auch an handschriftlichem Material vereinigen soll. Die Vorarbeiten dazu sind in Angriff genommen. Der neuen Schöpfung wird von vielen Seiten tat kräftige Förderung zuteil. * Königlich Preutzische Kunstsammlungen. — Die Amt lichen Berichte aus den Königlich Preußischen Kunstsammlungen, die bisher vierteljährlich als Beilage zum Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen erschienen, werden vom 1. Ok tober d.J. ab monatlich herausgegeben, und zwar reich illustriert und mit fachwissenschaftlichen Beschreibungen der Neuerwerbungen versehen. * Post. — Bekanntmachung. Von der im Kursbureau des Reichs-Postamts neu bearbeiteten Post- und Eisenbahnkarte des Deutschen Reichs sind jetzt die Blätter l und XV erschienen. Es umfaßt: das Blatt I den nördlichen Teil von Nisderland, OstfrieÄs land sowie den nordwestlichen Teil von Oldenburg, i das Blatt XV den südlichen Teil von Polen sowie einjen Teil von Galizien und angrenzende kleinere Teile vöm Ungarn. j Die Blätter können im Wege des Buchhandels zum Preisä von 2 ^ für das unausgemalte Exemplar und 2 F6 25 H für^ das Exemplar mit farbiger Angabe der Grenzen von dem Verlagl dem Berliner Lithographischen Institut Julius Moser (Berlin 1V35) Potsdamer Straße 110), bezogen werden. 1 Berlin IV. 66, 24. September 1907. / Der Staatssekretär des Reichs-Postamts. ) Im Aufträge: Gieseke. ^ s Personalnachrichten. * Auszeichnung.—Dem altenburgischen Staatsangehörigen, Herrn Verlagsbuchhändler Hermann Schroedel in Halle a. S., wurde der Charakter und Titel eines Herzoglich Sächsischen Kommerzienrats verliehen. Der Schrödelsche Verlag wurde im Jahre 1792 gegründet, 1850 ging er an den Vater des Inhabers über, und 1885, im Alter von 21 Jahren, übernahm Herr Hermann Schroedel die Firma. Der angesehene Verlag entwickelte sich in diesen letzten beiden Jahrzehnten zu schöner Blüte. * Jubiläum. — Aus Halle a/S. wird uns geschrieben: Herr Buchhändler Theodor Busse in Halle a/S. vollendet am 1. Oktober das sünfunddreißigste Jahr seiner Tätigkeit in der Ver lagsbuchhandlung Hermann Gesenius in Halle a/S. Er hatte an dem auch für ihn glücklich verlaufenen Feldzug 1870/71 gegen Frank reich teilgenommen und nach dessen Beendigung mit seinem Truppen teil noch längere Zeit bei der Okkupations-Arme? in Feindesland gestanden. Nach seiner Rückkehr in die Heimat trat er dann als Ge hilfe bei Hermann Gesenius ein. Mit sicherer Geschäftskenntnis und nie versagender Arbeitskraft, mit lauterem Charakter und solidester Lebensführung ist er in dieser langen Reihe von Jahren der Firma treu geblieben und hat an ihren bekannten und aner kannten Bestrebungen und Erfolgen mitgearbeitet. An die Öffent lichkeit ist der Jubilar zwar nicht getreten, ist vielmehr still und bescheiden seines Weges gewandelt; es dürfte aber in unfern Tagen nichts schaden, auch öffentlich auf einen Mann in privater Stellung hinzuweisen, der wegen seiner durch lange Jahre be währten Pflichttreue und Gcsinnungstüchtigkeit von seinem Chef hochgeschätzt wird, ebenso von allen, die ihn kennen. - ( * Jubiläum. — Wie wir verspätet erfahren, feierte Herr I. P. Hannessen, bekannt als langjähriger Obmann des All gemeinen Deutschen Vuchhandlungsgehilfen-Verbandes, am l. Sep tember d. I. das 25jährige Jubiläum als treuer Mitarbeiter der Firma Bangel L Schmitt (Otto Petters) in Heidelberg.