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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1907
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- 1907-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1907
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- Deutsch
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10368 Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel.' Nichtamtlicher Teil. 237, 10. Oktober 1S07. Während Simonides in England Manuskripte verkaufte, scheint er sich in Frankreich nicht darum bemüht zu haben. Anders war es dagegen in Deutschland, wohin Simonides im Juli 1855 ging. Sein Aufenthalt in Leipzig wurde be rühmt durch seine Machenschaften mit zwei Werken: dem ersten bekannten griechischen Exemplar des »Hirten« des Hermas, das für die Universitätsbibliothek erworben wurde und dessen Echtheit durch spätere Entdeckungen bezeugt zu sein scheint, und einem Palimpsest, der ägyptischen Geschichte des Uranius, der sich als eine Fälschung erwies. Simonides wurde in Leipzig verhaftet und zum Verhör nach Berlin gebracht. Hier erklärten sich die Behörden aber für nicht zuständig und entließen ihn. Simonides begab sich nun nach Wien, wo er eine Rechtfertigungsschrift veröffentlichte; dann reiste er weiter in Europa herum und besuchte die großen Bibliotheken. Dieser wunderbare Mensch erwies sich als von einer ganz außerordentlichen Betriebsamkeit und Vielseitigkeit. 1860 machte er wieder von sich reden durch die Entdeckungen, die er auf den Papyris gemacht haben wollte, die übrigens nicht ihm gehörten, sondern Mr. Joseph Mayer in Liverpool. Diese Papyri wurden später als unecht erkannt. In der Sammlung Mayer befinden sich noch jetzt drei unaufgerollte brüchige Papyri, die noch nicht untersucht sind. Fairer schreibt darüber: »Wenn diese auch Fälschungen sind, können sie schwerlich Fälschungen des Simonides sein, und wenn er in dieser Beziehung schuldlos war, so war er vermutlich auch bezüglich der andern unschuldig.« Wie Farrer zu diesem Trugschluß kommen kann, ist mir völlig unverständlich. Der ganze Lebenslauf des Simonides ist ein Beweis dafür, daß er zum mindesten Fälschungen verkauft hat, mochten diese nun von ihm herrühren oder nicht. Farrer kommt am Ende des Kapitels selbst zu dem Schluß, daß Simonides »erfand, fälschte oder log« — allerdings nicht immer, denn ein großer Teil seiner Tätigkeit war recht schaffen, mühsam und nützlich. Unter solchen Umständen war eine Unterscheidung sehr schwierig, und man kann es wohl begreifen, daß die Zeitgenossen des Simonides schließlich alles als verdächtig ablehnten, was mit seinem Namen zusammenhing. Im folgenden Kapitel greift Farrer auf eine viel frühere Zeit zurück, indem er die Fälschungen des Annius (eigentlich Giovanni Nanni oder Nannius) von Viterbo (1432—1502) behandelt, die in der literarischen Welt Italiens viel Aufsehen machten. Es sind dies die »^.nti- yrütatum libri grüngus euw oommkniarüs ckoauiüs ^.vnü«, die 1498 von Eucharius Silber in Rom gedruckt wurden. Amüsanter ist das Kapitel von Psalmanazar, dem berühmten Formosaner. Der Mann, der sich Georg Psalmanazar nannte und etwa von 1679 bis 1763 lebte, gab sich für einen Eingeborenen von Formosa aus, um in England das Interesse auf sich zu lenken. Da seine fabel haften Berichte aus seiner angeblichen Heimat in der Ge sellschaft Glauben fanden, veröffentlichte er 1704 eine »Uistorioal auä gsogrgplüoal ässoriptiov ok Uorwoss, au lüauä subjsot to tbe Uwperor ok ckaxan«. Dieses Buch enthielt die unglaublichsten Märchen, aus denen Farrer eine köstliche Auslese mitteilt. Später hat Psalmanazar seinen Betrug eingestanden und sich dann durch redliche Arbeit für Buch händler zu ernähren gesucht. Deshalb meint Farrer nicht ohne Humor: »Es gibt noch schlimmere Texte zu einer guten Predigt als das Leben Psalmanazars«. Im 6. Kapitel behandelt der Verfasser politische Fälschungen, namentlich das Karl I. zugeschriebene Werk »Lüron Lasüiüs«, das er kritisch untersucht, und im 7. Kapitel gibt er einen Überblick über Fälschungen in der kirch lichen Literatur. (Schluß folgt.» Fritz Boehle. Als ich die gegenwärtig bei Beyer L Sohn in Leipzig veranstaltete Sonderausstellung der Radierungen von Fritz Boehle in Frankfurt a. M. sah, hatte ich das Empfinden, als ob auch heute noch Zeichen und Wunder geschähen. Und zwar des halb, weil sich mir mit geradezu zwingender Überzeugung aus diesen Blättern die Tatsache ergab, daß in einer Zeit wie der heutigen, die doch durchaus im Zeichen des Verkehrs und deS schnellen Gedankenaustausches steht, es dennoch möglich ist, daß ein so ausgereifter, charaktervoller und großer Künstler, wie es Boehle tatsächlich ist, im Verlauf vieler Jahre Blatt auf Blatt erstehen läßt und trotzdem nicht bloß weiteren Kreisen, sondern auch einer gewiß nicht geringen Zahl Kunstfreunde völlig un bekannt bleibt. In Dreßlers Kunst-Jahrbuch ist nicht einmal sein Name zu finden. Wenn dies geschehen konnte, so mag die Lebensführung des Künstlers, der einsam, nur von Wenigen persönlich gekannt, seinem emsigen Schaffen lebt, zunächst dafür eine Erklärung bieten, wenn auch keine unbedingt vollwertige. Ab und zu sind auch auf größeren Ausstellungen einzelne Blätter seiner Hand auf getaucht, haben jedoch unter dem Eindruck des Vielerlei, das sich naturgemäß mit solchen umfangreichen Darbietungen ver knüpft, nicht die verdiente Würdigung gefunden. Umsomehr ver dient daher das Vorgehen der Leipziger Kunsthandlung Beyer L Sohn Anerkennung, die jetzt die willkommene Gelegenheit bietet, in einer reichhaltigen Sonderausstellung den Künstler in seinem Schaffen eingehend kennen zu lernen. Angesichts Boehlescher graphischer Schöpfungen weiß man wirklich nicht, was man an ihnen mehr bewundern soll: die Natürlichkeit der Darstellung, die schlichte und doch so bedeutsame Formensprache, die Sicherheit der technischen Behandlung oder die Größe des Stils. So weit ich auch Umschau halte in der Kunst geschichte, um ein Beispiel zu finden für eine Geistesverwandtschaft zwischen Boehle und einem Vorgänger, so will mir scheinen, als ob nur bei einem die gleiche Intimität der Naturbeobachtung, verbunden mit einer gleichwertigen Monumentalität der Dar stellung, zu finden sei, und das ist bei Holbein. Aber wohlver standen, nicht als ob der neue Meister den alten nachahmen wolle; davon ist bei Boehles Art und Weise nichts zu bemerken; er ist in jeder Hinsicht, im Sehen, Erfassen und Wiedergeben, ganz selbst ständig. Ja er ist wirklich eigenartig nach jeder Richtung, auch darin, daß in seinen aus einer völlig reinen und starken Gefühls welt hervorgegangenen Schilderungen, so gar nichts von dem zu spüren ist, was sich heute in oftmals so lauter und aufdringlicher Art als »modern- breit macht. Darum wollen wir alle, Künstler sowohl wie Kunstfreunde, uns von Herzen freuen, daß uns ein solcher Meister erstanden ist, den wir zu den unsrigen zählen dürfen, und der in seinem ganzen Denken und Empfinden so wahr und deutsch ist. Auf einzelne Darbietungen hier einzugehen, ver zichte ich, denn ich sehe auf jedem Blatt, in jedem Strich und jedem Wort den ganzen Meister. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Öffentliches Auslege« der Gewerbesteuerrollen. — Der Deutsche Reichsanzeiger gibt folgenden Erlaß des preußischen Finanzministers bekannt: Finanzministerium. Wie zu meiner Kenntnis gebracht worden ist, hat die gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Auslegung der Gewerbesteucr- rollen (Z 31 des Gewerbesteuergesetzes vom 24. Juni 1891) an einzelnen Orten zu Mißbräuchen Anlaß gegeben. Insbesondere ist es vorgekommen, daß Privatpersonen unbefugterweise aus dem Inhalt der Gewerbesteuerrollen förmliche Listen über die Ver anlagung der Gewerbebetriebe nach Klassen und Arten zusammen gestellt und diese öffentlich verbreitet haben. Derartigen Mißbräuchen wirksam zu begegnen, bietet das Gewerbesteuergesetz bei richtiger Auslegung den Gemeindevorständen die nötigen Handhaben. Zunächst sieht Z 31 a. a. O. die Auslegung nur zur Einsicht der -Steuerpflichtigen- des Veranlagungsbezirks vor. Es steht jedem Gemeindevorstand daher frei, wie dies in einzelnen Be-
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