12810 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 262, 10. November 1308. Pitt und Fox, die Liebeswege der Brüder Sintrup. Ein Roman von Friedrich Huch. Über den Inhalt des Buches ist folgendes zu sagen: /^s ist die Zugendgeschichte zweier ungleichen Brüder „aus guter Familie", die für beide mit anscheinend glücklicher Ehe endet. Das alte Problem vom betrachtenden und vom tätigen Leben wird an diesen beiden Erben eines etwas leichtsinnigen Vaters und einer allzu gut mütigen Mutter in neuer Weise abgewandelt. Neben manchem beruflichen Streben und Scheitern tritt das für unfern innersten Seelenbesitz entscheidende Erleben zwischen Jüngling und Mädchen in den Vordergrund. Der ältere der beiden Brüder, Pitt, eine vornehme, feingeistige Lamletnatur, versagt lange vor der Aufgabe, einem schönen und glücklichen Liebeserlebnis sich mit voller Kraft hinzugeben, und bereitet so sich und den Frauen, die sein natürlicher Adel gewinnt, schwere Enttäuschung, bis endlich in entscheidender Stunde die frühe Jugendfreundin ihm wieder begegnet. Der Jüngere, Fox, als optimistischer Draufgänger sehr ein Typ unserer aus ungestüme Tatenlust posierenden Zeit, gerät durch seine oft mit recht wenig Verantwortungsgefühl bestandenen Abenteuer vielfach in Mißhelligkeiten, die sich gerade auf der Kippe zwischen Komik und schlimmem Ernst bewegen, rettet sich aber am Schluß in die von dem zarter geschnitzten Bruder ausge schlagene „gute Partie". Über die Gestalt dieses Fox, der in seinem naiv-trutzigen Lineinbeißen, in seiner unerschüttlichen Selbstschätzung durchaus mit Liebe und Wärme geschildert ist, hat der Dichter den gerade ihm so eignenden verblüffend schlichten Lumor ausgegoffen, der die Dinge durch ihr bloßes Aussprechen, ohne jedes poffenreißerische Dabeistehen, zu unmittelbarer Lachwirkung bringt. Noch manche andere Figur des Buches — eine empfindsam-männersüchtige alte Jungfer ein arg verspäteter Lochzeiter, ein braver, entwaffnend braver Lehrer — ist mit kräftiger, unter- haltlich-erziehlicher Komik ausgestattet. In ein höheres Reich aber führt uns die an manchen Stellen hervorbrechende, mit plastischen Schilderungen innig verbundene Lyrik, die aus dem Erleben Pitts und der ihm Nahen heraus strömt. Träume und Dinge des zweiten Gesichts treten da mit zwingender Glaubwürdigkeit in taghelles Leben hinein Eine echt deutsche, Dürerische Mischung von Lumor und Mystik bietet uns so das in seinem äußeren Geschehen musterhaft natürliche Buch, an dessen höchsten Stellen uns der befreiende und verheißende Glaube überkommt, daß wir alle im letzten Sinne unendlich, daß wir unbewußte Mitwisser eines hohen und wundervollen Geheimnisses sind. biegsam gebunden eleganter Pappband (in Ganzleinen mit Goldschnitt 3 Mark)