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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1907
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- Deutsch
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10780 Börse,lilatl s. d, Dtschn, Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 244. 18. Oktober 1S07. Professor Hartung, daß der eben verstorbene Herr Nicolai einer der größten Berliner Gelehrten gewesen sei. In seinem Testament hatte Nicolai, außer bedeutenden Legaten an Verwandte, Freunde und Dienerschaft, auch der Akademie der Wissenschaften, der königlichen Bibliothek, der Sternwarte, der Singakademie und dem Grauen Kloster wertvolle Vermächtnisse hinterlassen. Im übrigen waren Gustav Parthey und seine Schwester als die einzigen Nach kommen Nicolais und seiner acht Kinder zu Universalerben eingesetzt. über Nicolai findet man Näheres in der Schrift von L. F. G. v. Göckingk: Friedrich Nicolais Leben und litera rischer Nachlaß (Berlin, Nicolaische Buchhandlung, 1820). Göckingk hat auch aus der Korrespondenz Nicolais einiges in dem Korrespondenten von und für Deutschland veröffent licht. Außerdem hat Ernst Friede! ein Werkchen heraus gegeben: Zur Geschichte der Nicolaischeu Buchhandlung und des Hauses Biüderstraße 13 in Berlin. Mit 6 Abbildungen. Berlin, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 1891. Für weitere Einzelheiten über Nicolai sei auf das vor treffliche Buch von Parthey verwiesen. Man gewinnt darin einen Einblick in die Tätigkeit Nicolais, in sein Familien, leben und in seine Eigenheiten (so z. B. seine »Phantasmen«, wegen deren ihn Goethe als Proktophantasmisten im Faust auf den Blocksberg versetzt). Auch sein Aussehen ist darin getreulich gekennzeichnet. Von hohem Interesse sind ferner die zeitgeschichtlichen Schilderungen aus der Niederwerfung Preußens und den Befreiungskriegen, sowie die persönlichen Mitteilungen über damalige Schriftsteller, Gelehrte und Künstler. Gustav Friedrich Konstantin Parthey war am 27. Oktober 1798 in der Brüderstraße in dem Hause seines mütterlichen Großvaters Friedrich Nicolai geboren. Sein Vater Daniel Friedrich war bei seiner Heirat schon 52 Jahre alt und hatte ein sehr bewegtes Leben geführt. Als Sohn eines wohlhabenden Leinwebers in dem sächsischen Gebirgs- städtchen Frankenberg hatte er das Gewerbe seines Vaters ergriffen, dann aber sich nach Leipzig gewandt, wo er sich in der Musik und den fremden Sprachen ausbildete Er wurde dann Hauslehrer bei dem Grafen von Medern, dessen älteste Tochter Elisa von der Recke durch ihre Beziehungen zu Cagliostro bekannt wurde. Später lernte er in Nicolais Hause die älteste Tochter Wilhelmine kennen, die eine stille Neigung zu ihm gefaßt hatte und ihn 1797 heiratete, ob schon Parthey anfänglich nicht geglaubt hatte, sich um die Tochter eines so reichen und so angesehenen Hauses be werben zu dürfen. Sie starb übrigens schon 1803. Durch den Dichter von Göckingk, der Geheimer Ober-Finanzrat war, erhielt Parthey eine auskömmliche Stelle als Hofrat im General-Finanzdirektorium. Er bemühte sich, dem alternden, bereits verwitweten Nicolai das Leben so an genehm als möglich zu machen. Nach dessen Tode über nahm er die Buchhandlung. Sein Sohn Gustav Parthey besuchte die bekannte Har- tungsche Privatschule, kam an das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster und studierte dann seit 1818 vornehm lich Philosophie und A tertumskunde in Berlin und Heidel berg, wo er bereits 1820 zum Doktor promovierte. Während eines Winteraufenthalts in Paris verkehrte er in dem gast lichen Hause der mit seiner Familie befreundeten Herzogin von Kurland, wo er viele Berühmtheiten der Zeit kennen lernte. Die von Nicolai aufgchäuften Bücherschätze in dem Hause in der Brüderstraße zu Berlin waren dem wissens durstigen Parthey zu seiner Fortbildung sehr nützlich. In dem Abschnitt über Literatur und Kunst schreibt er mit Be-> zug auf die Periode der Allgemeinen deutschen Bibliothek (1765 — 1805): »In jenen unschuldigen Zeiten gab es noch gar keine deutschen Literaturgeschichten und Enzyklopädien, deren jetzt mehr als zuviel ans Licht treten. Man war auf sein eignes Urteil angewiesen und konnte sich um so unbefangener dem Eindrücke der gelesenen Werke hingcben. Wollte man über die Persönlichkeit und die Lebensschicksale der Verfasser etwas erfahren, so mußte dies aus Jördens Lexikon deutscher Schriftsteller und aus Meusels Gelehrtem Deutschland zusammengesucht werden. Von diesem letzten Werk mit allen seinen Fortsetzungen fand ich Nicolais Hand exemplar mit zahlreichen von seiner Hand eingetragenen Notizen und Verbesserungen; bei der Herausgabe seiner All gemeinen deutschen Bibliothek war ihm eine solche Aushülfe unentbehrlich, um das Heer seiner 800 Mitarbeiter immer in Ordnung zu halten.« Parihey liebte mehr als Nicolai die schön ausgestatteten Bücher. So rühmt er z. B. die Prachtausgabe von Wieland, d>e schon Goethe als ein besonders erfreuliches Ereignis er wähnt hatte, und er fügt hinzu: »Goethe selbst konnte seinen sparsamen Verleger Cotta niemals zu einem so bedeutenden Kostenaufwand bewegen«. Schon während seiner Studentenzeit übersetzte Parthey für den Verlag seines Vaters den Text der Calsris mzcklio- logigns von Millin, zu dem der Pariser Verleger Soyer die Kupfer der Original-Ausgabe lieferte. Im übrigen teilt er über die Tätigkeit des Nicolaischen Verlags in der Zeit, wo sein Vater Inhaber desselben war, nur sehr wenig mit. Infolge der Kricgsereignisse hatte das Verlagsgeschäft anscheinend jede Bedeutung eingebüßt. Parthey erwähnt es in all den Jahren nicht einmal, und erst in dem Kapitel von den Befreiungskriegen (1813 und 1814) erzählt er, wie Körner seinem Vater das Liederheft »Leyer und Schwert« zum Verlage übergab In der Zeit, wo Elisa von der Recke in Berlin in Nicolais Hause wohnte, gab sie den Bericht über ihre italienische Reise von 1804 im Nicolaischen Verlag heraus. Die alte gepriesene Gastfreundschaft Nicolais ging auf seinen Schwiegersohn über, und Parthey weiß in seinen Er innerungen auch von den Personen, die damals dort ver kehrten, eine Menge interessanter Züge zu erzählen. Als sein Vater den Verlag von Savignys und Göschens Juristischer Zeitschrift übernommen hatte, verkehrten auch die beiden berühmten Herausgeber viel im Nicolaischen Hause. In dem Verlagshause wirkte übrigens als erfahrener Disponent Johannes Ritter, der ältere Bruder des be rühmten Geographen Karl Ritter. Da die Lebenserinnerungen mit der Rückkehr Partheys von seiner Studienreise nach Paris und London (1821) schließen, erfahren wir nichts über seinen weiteren Lebens lauf. Aus der Einleitung ersehen wir aber, daß er noch weite Reisen durch Italien, Griechenland, Ägypten und Palästina machte. Gleich dem Großvater Nicolai beseelte ihn die Leidenschaft, allerlei interessante Dinge, Bücher, Bilder, Karten, Altertümer usw. zu sammeln. Als Buch händler reizten ihn natürlich in erster Linie Bücher, nicht lediglich zur Vermehrung seiner Hausbibliothek, die er gleich dem großmütigen Friedrich Nicolai jedem Gebildeten gern öffnete. Was Nicolai vorschwebte, als er das Exlibris mit den Worten Uloolsi st amioornw seinen Büchern einklebte, das ist auch die mitunter schlecht gedankte Devise Gustav Partheys gewesen. Er ging aber in seiner Großmut noch viel weiter, indem er von seinen erworbenen Büchern Tausende verschenkte an die Königliche Bibliothek in Berlin, an das königliche Staatsarchiv rn Berlin, an die Deutsche Bibliothek in Flensburg, an die Universitäts-Bibliothek in
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