11244 Sopendiatt f. h Dtschn. Suchhund. Künftig erscheinende Bücher. ^ 227, 29. September 1911. « Verlag wir lhonMMelL (lv; Verlm Ü) g <L> Demnächst erscheint: Äie Eeele und die Aormen Zehn Essays von Georg von Lukacs Geheftet M. 5.—, gebunden M. 6 50. Ein Brief an Leo Popper. — Rudolf Kaßner. — Sören Kierkegaard und Regine Olsen. — Novalis. — — Theodor Storni".- Charles-Louis Philippe. — Richard Beer-Lofmann. — Lawrence Sterne. — Paul Ernst. Ein Buch ist ein organisches Wesen, kein Herbarium; durch seinen Inhalt nicht durch seinen Einband muß es ein Ganzes sein. — Wer von einem Essay nichts weiter als das „Porträt einer Persönlichkeit" verlangt, hätte drum auf den ersten Blick eine gewisse Berechtigung, die Wahl jener zehn Namen ein bißchen — wahllos zu nennen. Wie reimt sich örtlich, zeitlich, entwicklungsgeschichtlich, kurz „psychologisch" Storm und Sterne, wie reiht sich Paul Ernst an Veer-Lofmann?! Nur die barocksten Parallelismen könnten hier einigermaßen eine Einheit schaffen. Aber Lukacs hat sie nicht nötig, die bei den Haaren herbeigezerrken Vergleiche, die Zusammenhänge s laut prix, in denen sich die heutige Essayliteratur fast ausschließlich bewegt, und die im Grunde nicht minder spielerische Kinkerlitzchen sind, als die Tüpfel und Lichter des kritischen Impressionismus. Was Lukacs gibt, ist ja nicht die übliche, auf ein paar Grundlinien gebrachte Darstellung eines repräsentativen Lebens, — was er gibt, könnte man vielmehr als die letzte Rechtfertigung solch eines repräsentativen Lebens vor dem höchsten Richterstuhl bezeichnen. — „Die höchste Richterin des Lebens ist die Form", das ist der Aus- aber auch der Grundklang dieses Buches. In der letzten Tiefe, dort wo die Seelen und die Formen, wo Chaos und Kosmos sich treffen und miteinander den ewigen Liebeskampf der Vereinigung kämpfen, dort ist die Heimat dieses Buches. Von dort bringt es seine Einheit als etwas Selbstverständliches und Gegebenes mit: jedes große Menschensein ist Stoff und Stätte des selben urtiefen, uralten Ringens. Wer aber jenen Grundklang richtig zu erhorchen versteht, dem gibt sich auch eine andere, eine rhythmische Einheitlichkeit dieses Buches kund; der kann dies Buch genießen wie einen Roman: „Das Zerschellen der Form am Leben" heißt dessen erstes Kapitel — „Metaphystik der Tragödie" sein letztes. Sören Kierkegaard bis Paul Ernst: vom verworrensten Formungs versuch eines Lebens zur souveränsten Überwindung alles Nur-Lebenhaften, das ist der Bogen, den dies Buch spannt. Wie Leben Form und damit höchstes Leben wird, das ist sein Thema. — Nur hier angezeigt I — Bestellzettel in der Beilage.