221, 22. September 1811. Künftig erscheinende Bücher. Börjenblart f. d. Dlschn. Buchhandel. 10861 Verlag von Egon Fleischet 6c Co., Berlin W. 9 W KZ lE pW Wir versandten Rundschreiben über: s Das dritte Licht Roman von Hans von Hoffensthal Geh. M. 5.— Geb. M. 6.50 In Bozen, das in diesem Roman wirkt, wie in einem bekannten andern Roman Graz, wo sich die jungen Mädchen über das wenig schmeichelhafte Zeugnis, das darin ihrer Tugend ausgestellt wurde, beschwerten, beginnt Loffenthals Buch, und die Tiroler Mädchen, die diesem Don Juan ihre Gunst zuwenden, sind mit einem Liebreiz ausgestattet, daß man es kaum versteht, wie er sich von ihnen ab und nach München wendet. Lier wird er mit Bewußtsein Don Juan, und nun erst erkennt er, wie Bozen ein viel verführerischer Platz ist als die bayerische .Haupt stadt, Mit großer Kunst und ohne jede Prüderie, beschreibt.Hoffensthal das Leben seines Leiden, der nur zu bald der Aebersättigung verfällt. Wundervoll ist im Gegensatz zu dem Don- Juan-Leben der Stadt das einsame Leben hoch oben in der Jagdhütte gegeben, Lier, wo noch einmal ein Mädchen in sein Leben tritt, das ihn gewissermaßen entsühnt durch seine Reinheit, erhebt sich Loffenthals Schilderung zu ihrer ganzen Löhe, die selbst bei diesem innerlich Schaffen den weit über die bisherigen Glanzleistungen seiner Kunst hinausragt. Der stark realistische Anteilen des Buches ist durch einen romantischen Schimmer gemildert, der dem brutalen Frauen- verführer , die Sympathie erhält, die er seiner Landlungen wegen eigentlich kaum zu bewahren imstande wäre. Ein junger Mann von Welt Roman von Friedrich Werner van Oesteren Geh. M. 3.50 Geb. M. 5.— Jede Zeitepoche hat ihren besonderen Typus des jungen Mannes von Welt, dessen Leben sich um das Weib dreht, wie sich die Erde um die Sonne. Den jungen Mann von Welt unserer Tage zu zeichnen und einen Ausschnitt aus seinem abenteuerreichen Dasein zu geben, hat Oesteren unternommen; und wer den Dichter aus seinem großen Iesuikenroman „Christus, nicht Jesus" und aus seiner köstlichen Satire „Die Exzellenzen' als Gesellschaftsschilderer kennt, weiß auch, daß dazu niemand berufener war als er. Die Gefahr, einen durchaus erotisch gefärb ten Roman zu gestalten, lag nahe: Wenn der Autor auch keineswegs mit unkünstlerischer Prüderie den Liebesabenteuern seines Leiden aus dem Wege ging, so hat er doch dank seinem moralischen Ernst und seiner Vertrautheit mit dem Leben der großen Welt das Wertvollste, das sich ihm im Stoff bot, erfaßt und mit seiner eminenten satirischen Begabung zur überwiegenden Note des Werkes gemacht. So ist nicht nur ein amüsantes Buch entstanden, sondern zugleich auch ein tiefgrabendes und ernstes, das ins innerste Wesen moderner Sitten und Bräuche hineinleuchtet und deren Lügen aufdeckt. Zettel in der Beilage. »W WA