Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1923
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- 1923-05-31
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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über Bnchreklame geschrieben worden, aber gemerkt hat man wenig davon. Es bleibt nichts anderes übrig: Zuerst muß einmal Reklame dafür gemacht werden, daß auch, das Buch die Propaganda drin gend nötig hat. Leider sind aber davon die meisten Buchhändler nicht überzeugt, denn sonst hätten die vielen Artikel doch irgendeinen Erfolg zeitigen müssen. Und solange nicht alle Buchhändler wie Verleger von dem Gedanken überzeugt sind, daß Reklame für das Buch gemacht werden muß, hat jede Arbeit auf dem Gebiete keinen Zweck; denn wie sollen sie für irgend etwas eintreten, wenn ihnen das Wichtigste, die Überzeugung, dazu fehlt! Kürzlich brachte ein Kollege, Herr Wagner, einen Artikel (Bbl. Nr. 91), in dem er um Zusammenschluß aller derjenige)! ersuchte, die irgendwie auf dem Werbegebiet für das Buch tätig sind. Ich kann auf diesen Artikel nur nachdrücklich Hinweisen und alles, Wort für Wort, kräftig unterstreichen. Auf diesem Wege könnte etwas Posi tives erreicht werden, wenn, ja wenn sich alle zur Verfügung stellen würden. Aber ich habe das Gefühl, und die bisherige Erfahrung be stärkt mich darin, daß sich auf diesen Artikel nur wenige gemeldet haben werden. Es soll ja kein Verein gegründet werden. Gott be hüte uns davor! Es gibt genug solche Dinge, die na, reden wir nicht darüber. — DcrZusammenschluß derWerbefachlente könnte wirklich für den ganzen Buchhandel von größtem Nutzen sein. Man denke sich: Die Leute kommen zwanglos zusammen, genau wie in Lauenstein. Es wer den die Propagandafragen u. a. erörtert, Gedanken und Erfahrungen ausgetauscht. (XL. keine Statuten gemacht.) So muß dieser Weg doch unbedingt zum Erfolge führen. Was könnte geleistet werden, . wenn von jeder größeren Stadt ein bis zwei Leute an einem be stimmten Platze zusammenkämen! Wenn -dann alle Fragen, Gedanken und Ideen gemeinsam behandelt worden sind, müßten sie nach der Rück kehr in die Tat umgesetzt werden; denn das ist die Haupt sache in dieser Angelegenheit. Nicht nur reden, sondern durch Taten beweisen! Warum muß man denn eigentlich im Buchhandel immer und immer wieder solche Fragen erörtern, bis jetzt ohne einen jeden Erfolg? Ich dachte immer, der Buchhändler sei ein Pionier des Fortschritts, der tatkräftig für das Neue eintritt, auch unter manchmal großen Opfern! Warum verschließt er sich- denn diesem Gebiete so ganz, um so mehr, da er geschäftlich doch nur Er folg haben kann! Hat er denn keine Ahnung, was eine gute Reklame wert ist? Weiß er nicht, wieviele Menschen es auch heute noch gibt, die dem Buche fernstehen? Weiß er nicht, daß er durch die von ihm so verpönte Reklame diese heute heranholen kann, und daß er dadurch noch immer der gleiche Buchhändler und Idealist bleiben kann? Er wird ja immer noch den Unterschied zwischen einem Buchhändler und einem B ü ch e r - H ä n d l e r machen können. Heute schreiben wir 1923. Und daß wir in dieser Zeit nicht mehr die gleichen Vertriebsmaßnahmen treffen können wie vor ca. 30 Jahren, das dürfte doch einleuchten. Und trotzdem arbeiten noch viele Buch handlungen nach ihrem alten Muster, getreu der Überlieferung. Ist es da verwunderlich, daß der Absatz der Bücher immer mehr ins Stocken kommt? Da sind nicht nur die »hohen« Preise daran schuld. Was nützt es denn, wenn immer und immer davon geredet wird, es soll anders werden. Solange der alte Geist festsitzt, wind es nicht anders. Gewiß, Rom ist nicht an einem Tage erbaut worden. Aber wenn jemand auf seinen! Platze stehen bleibt, ist das Fortschritt? Sollen denn frische Ideen, die doch auch aus der Liebe zum Buche, vielleicht in ivcit größerem Maße, entspringen, immer unterdrückt werden? Soll es denn stets heißen: »Um Gottes willen, nur keine frische Luft«! Ich will einmal annehmen, man wäre tatsächlich so weit, daß man von der Idee der Buchreklame überzeugt ist. Der Auftakt des Werbefeldzugs müßte in ganz Deutschland, auch im kleinsten Neste, mit einer »B uchwo ch e« beginnen. Möglichst zu Anfang eines Monats, da dann erfahrungsgemäß bei dem Publikum noch etwas Geld vorhanden ist. Also z. B.: »Buchwoche vom 6.—12. August«. In der Presse müssen vorher Aufklärungen über den Zweck der »Bnchwoche« erfolgen, die -durch Inserate unterstützt werden. Der Zweck der »Buchwoche« soll sein, daß sich ein jeder in der betreffenden Woche ein Buch oder mehrere erwirbt, sei es zum Geschenk oder für seine Bibliothek. Wie oben schon erwähnt, müßten in der Presse Hinweise sein, die näher den Wert des Buches auseinandcrlegen und besonders erwähnen sollten, daß man in dieser Woche alle seine Freunde, Bekannten und Verwandten usw. mit einem Buche beglücken sollte. Die Buchhandlungen müßten in der betreffenden Woche ihr Hauptaugenmerk auf die Auslagen richten, um so schon einen ötanfanrejz ausznüben. Dann gibt es doch in jeder Stadt irgendeinen geeignet?» Saal. Hier müßte von den ansässigen Sortimentern gemeinsam eine »Buchansstellung« veran-. staltet werden. Vorträge von bekannteren Schriftstellern über den Wert des Buches würden den Zweck der Unternehmung bedeutend erhöhen. Große Plakate, die auffällig auf das Ereignis Hinweisen, dürfen natürlich nicht fehlen. Sie müßten an allen möglichen Stel len und Plätzen angebracht werden. Kino-Reklame darf nich-t fehlen. Erfolgt nun diese »Buchwoche« einheitlich im ganzen Reiche, überall den Verhältnissen entsprechend önrchgeführt, so ist es für das Buch ein gewaltiger Schritt nach vorwärts. Man denke sich einmal, man würde in dieser Zeit durch Deutschland reisen und in jeder Stadt das Gleiche finden, welch ein Erfolg wäre das, und wieviele Bücher würden verkauft werden, die sonst nicht gekauft würden! Ist dann einmal das Interesse der weiteren Kreise durch die »Buchwoche« ge weckt worden, dann darf man es nicht einschlafen lassen. Jetzt muß folgerichtig, Stufe für Stufe, eine zielbewußte Reklame cinsetzen, um diese Leute dauernd zu gewinnen. — Warum sind denn, um auf eine anderes Gebiet zu kommen, be stimmte Jndustrieunternehmungen so groß geworden? Doch nur durch Reklame. Selbstverständlich ist der Unterschied zwischen der Buch reklame und der Reklame z. B. für »Odol«, »Manoli« usw. ein himmel weiter. Was für das eine gut ist, paßt nicht für das andere. Aber ich darf vergleichsweise davon reden, wie man etwas noch wenig Bekanntes durch geschickte Reklame in den Vordergrund rückte. Und wenn man, der Eigenart des Buches Rechnung tragend, ebenfalls geschickte Reklame dafür macht, so kann das einein kein Mensch ver übeln. — Etwas ist mir bis heute noch unerklärlich. Wie kommt es, daß Buchhändler und Verleger (in Gesamtheit! Einzelne Firmen natür lich ausgenommen) der Reklame, die für den modernen Geschäfts mann ganz unentbehrlich ist, so geringschätzig gegenüberstehen? Diese Leute würden heute geschäftlich ganz ankurs dastehen, wenn sie endlich einmal ihr Vorurteil ansgebeii würden XV. Buchhandlung und Arbeiter. Erziehung zum Bücherkäufer. (Aus der Fachzeitschrift »Der Buchhändler«, Halbmonatsschrift für den Buchhandel in der Tschechoslowakei.) Als Buchhändler in einer größeren Industriestadt habe ich viel Gelegenheit, die literarischen Bedürfnisse des Arbeiters kennenzulernen und so seine Beziehungen znm Buche zu ermitteln. Oft kann man beob achten, besonders bei jüngeren Leuten, wie sie sich vor dem Buchladen hernmdrücken, durch die Schaufenster gucken, bis endlich einer de» Mut faßt und den Buchladen betritt. Bevor er mit seinen Wünschen kommt, blickt er sich überrascht im Laden um und staunt darüber, so viele Bücher zu sehen. Bisher war er lediglich Kolporteuren ausge liefert, die seinen Hunger nach Lesestoff ausschließlich mit den bekann ten Serienheften stillten. Solche Neulinge nehme ich mir gewöhnlich selber vor, um sie daran zu gewöhnen, dem Buchhändler als Berater anzusehen. -- Bei dieser Gelegenheit habe ich verschiedene Erfahrun- gem gemacht, die ich hier kurz wiedergeben will. Den Vertrieb jedweder Schundliteratur vermeide ich, und ich habe anfangs alle derartigen Wünsche brüsk zurückgewiesen-, damit aber nur das eine erreicht, daß mir der Betreffende nicht mehr in den Laden kam. Seinen Bedarf hat er sicherlich weiterhin bei seinem Kolporteur gedeckt. Auf Grund dieser Erfahrung habe ich bei einem weiteren Fall versucht, von dem gewün-schten Ankauf, sagen wir des »Schinderhammes«, abzuraten, und gab dem Interessenten als Ersatz Hefte der Gartenlaube, Buch für Adle, Bibliothek des Wissens u. dgl. — kostenlos — mit, um ihn zunächst an die Kost zu gewöhnen. Falsch geraten! Auch dieser Käufer kam nicht mehr wieder. Diese Wege waren also nicht gangbar, und ich mußte andere suchen, um den Kunden für das gute Buch zu gewinnen. Ich habe den richtigen Weg gefunden, und zwar wie folgt: Kam ein Neuling in den Laden und verlangte beispielsweise »Die Räuber von Ulm«, oder sonst dergleichen, so habe ich seinen Wunsch erfüllt und die Hefte besorgt. Samstag wurden dann jeweilig von ihm 2 bis 3 Hefte abgeholt, und bei dieser Gelegenheit habe ich dem Interessenten jedesmal einige gute, billige Bücher vorgelegt und auf den Inhalt aufmerksam gemacht. Fürs erstemal war natürlich nichts zu machen. Mehr Erfolg brachte die nächste Ge legenheit, und ich konnte ihn dazu bewegen, sich einige Schaffstein bändchen anzuschaffen. Am darauffolgenden Samstag wurde er schon kühner und verlangte von selbst, neben seine» Serienheften, noch weitere Bändchen. So, nun war der Betreffende gewonnen, das Vertrauen znm Buchhändler befestigt, sodaß es gar keine Schwierigkeiten wachse, ihn zu veranlassen, den weiteren Bezug der Serienheftc zu unter lassen. 759
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