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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1923
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- 1923-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1923
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Rebalnonellei Leit- 124, 31. Mai 1923, Den einzigen Lichtblick im vergangenen Jahre bot die Herb st Versammlung des Verbandes der Kreis - und Ortsvereine in K'önigsberg, auf die noch an ande rer Stelle zurückzukommen ist. Die Einführung des Schlüsselzahl systems, welche dort beschlossen wurde, konnte von Verlag und Sortiment als eine befreiende Tat begrüßt werden. Der nunmehr bei der Preisbildung eingeschlagene Weg gibt uns di« Möglichkeit, die Preise der Bücher schneller der Entwertung des Geldes anzu passen, nnd erspart besonders dem Sortiment eine nicht mehr zu leistende, aufreibende und unproduktive Arbeit. Leider steht eine wenn auch kleine Zahl von Verlagssirmen noch abseits und glaubt, sich dem heute durchaus bewährten System nicht anschließen zu können. Es muß das Bestreben eines jeden Buchhändlers sein, diese wenigen zur Einsicht zu zwingen. Die Königsberger Tagung kann in der Beziehung als das wichtigste buchhändlerische Ereignis des vergangenen Jahres be zeichnet werden. Durch Überweisung eines größeren Betrages von seiten des Börsenvereins war es möglich, vom Vorstande die Her ren Eggers, Spielmeyer und Kantorowicz zu ent senden und außerdem von den Mitgliedern die Herren vi. Bahr und Gornitzka abzuordnen. Die Tagung wurde zu einer wir kungsvollen Kundgebung nicht nur für den deutschen Buchhandel, sondern darüber hinaus in nationalem Sinn«. Die vom Vaterland abgeschnittene und heute noch bedrohte Ostmark veranstaltete uns Buchhändlern einen Empfang, der jedem Teilnehmer unvergeßlich bleiben wird. War so der Rahmen der Tagung ein würdiger und schöner, so kann auch von unseren Verhandlungen sestgestellt werden, daß in den letzten Jahren keine buchhändlerische Versammlung so von kollegialem Geiste erfüllt war. Aus den gefaßten Beschlüssen sei nur die Annahme des Schlüsselzahlsystems hervorgehoben. Auch für die buchhändlerisch« Werbetätigkeit wurden wertvolle Anregun gen gegeben. Am S. Oktober 1922 fand eine gutbesuchte Außerordent liche Hauptversammlung statt, in welcher die Bedeutung des Schlüsselzahlsystems von den Königsberger Referenten, den Herren vi. Paetel und Max Paschk«, den Berliner Kollegen erläutert wurde. Die sich anschließende Aussprache dürfte zur Be seitigung von Zweiseln beigetragen und unschlüssige Verleger zu schnellerer Annahme des Systems veranlaßt haben. Der wissenschaftliche Verlag hatte im Jahre 1922 einen schweren Stand, was auch von Vertretern der Wissenschaft rückhaltlos anerkannt worden ist. Es sei an die Bemühungen des Prof, von Harnack und anderer erinnert, Fonds zu gründen, aus denen Zuschüsse für die Drucklegung wissenschaftlicher Werke ge zahlt werden sollen. Der schönwissenschaftliche Verlag ist insofern in günstigerer Lage, als er meist mit unveränderten Plattendrucken und hohen Auflagen rechnen kann, was bei wissenschaftlichen Wer ken nur selten der Fall ist. Die meisten wissenschaftlichen Werke, die jetzt noch gedruckt werden, könnten ohne die Valutazuschlägs nicht bestehen. Allerdings ist b»i der innerdeutschen Teuerung die Spanne zwischen Ausland- und Jnlandpreis oft nicht mehr groß. Leider ist keine Aussicht, daß sich die Lage des wissenschaftlichen Verlages in absehbarer Zeit bessern wird. Das Jahr 1922 zeitigte auch für den s ch ö n w i s s e n s ch af t- lichen Verlag di« gleichen Erscheinungen, die sich auf den meisten Produktionsgebieten Deutschlands als Folge der Mark entwertung einstellten. Auch die Bücherkäufer unterlagen der all gemeinen Tendenz, verfügbares Kapital in Sachwerten anzulegen, und deshalb kam es besonders in den Perioden eines starken Kurs sturzes der Mark auf dem Büchermarkt zu »Angstkäufen», die ge eignet waren, nach außen hin das Bild einer glänzenden Konjunk tur vorzutäuschen. Da aber di« Bücherpreise sich nur allmählich der Geldentwertung anzupassen vermochten, hatte der schönwisfen- schastlich« Verlag im Gegensatz zu dem äußeren glänzenden Bild der Geschäftslage in Wahrheit erhebliche Verluste an Substanz werten zu verzeichnen. Im Zusammenhang damit steht, daß vor allem das hochwertige Buch als Kapitalanlage angesehen wurde und sich die Produktion demgemäß dem wertvoll ausgestatteten, aus bestem Papier gedruckten und in bestem Einband gebundenen Buch zuwandte, während das billige Buch, insbesondere das Terienduch, vom kaufenden Publikum stark vernachlässigt wurde. 7SN Für das billige Buch kam auch die frühere große Käuferschicht des Mittelstandes nicht mehr in Frage, da die Kaufkraft dieser Bevölkc- rungskreisc erheblich gesunken war. Die Neuproduktion des Verlages litt hauptsächlich- unter dem enormen Ansteigen der Papierpreise und der Buchbinderpreise. Die Einbandfrage, di« in früheren Zeiten nur von untergeordneter Be deutung war, rückte in den Vordergrund, sodaß sich jede Preis erhöhung im Buchbindergewerbe aufs deutlichste in den Bücher preisen fühlbar machte. Die geschilderten Verhältnisse brachten es leider auch mit sich, daß die erforderlichen Mittel, die sonst jeder Verlag für die Förderung neuer Autoren bereit hielt, in der Hauptsache dazu verwendet werden mußten, den finanziellen Bedarf für Herstellung der stark verlangten, gängigen Werke zu nächst sicherzustellen, ehe an Aufnahme neuer Verlagswcrke gedacht werden konnte. Das Geschäft im s ch ö n w i s s e n s ch a ft l i che n Sorti ment war ein gutes Spiegelbild des Standes unserer Währung. Man konnte daran erkennen, daß im wesentlichen nur noch die jenigen Kreise in der Lage sind, Bücher zu kaufen, deren Einnahmen nicht nur mit der Entwertung der Mark Schritt halten, sondern die bestrebt sind, ihre bei zweckmäßiger Anlage ihrer Vermögenswerte erzielten Scheingewinne sofort in Sachwerte umzusetzen. So wur den in der Zeit der stärksten Markentwertung, hochpreisige Gesamt ausgaben und Klassiker bevorzugt, bei deren Auswahl nicht unbe dingt literarische Bildung und Geschmack erforderlich sind. Schivie- riger war schon der Absatz neuer Romane, dies umsomehr, als eigentliche Schlager ganz fehlten. Das Geschäft vom September bis November konnte als gut bezeichnet werden, während das Weihnachtsgeschäft vollkommen ausfiel. Die Käuferzahl sank in vielen Betrieben seit Dezember um über 5V?S gegen das Vorjahr. Sie ist der beste Gradmesser sür den Rückgang der Mengenabsätze. Nur äußerste Sparsamkeit und Einschränkung der Unkosten, beson ders des Personals, wird es dem Sortiment ermöglichen, seinen Betrieb über die schwere Zeit fortzubringen. Bedenkliche Anzeichen des Kapitalmangels sind die sich häufenden Beschwerden über offene und verschleierte Verstöße gegen die Ordnungen des Börsen vereins. Konnte man in früheren Jahren Unterbietungen stets als unlautere Handlungsweise bezeichnen, so ist heute meist die Not die treibende Kraft, und es ist Aufgabe der buchhändlerischen Ver bände, durch festeren Zusammenschluß und Schaffung von Einrich tungen zur Verringerung der Spesen (Austauschstellen liegengeblie bener Werke und ähnlichem) ihre Mitglieder an unbedachten nnd die Gesamtheit schädigenden Schritten zu hindern. Die Einführung der Schlüsselzahl hat bereits segensreich ge wirkt. Auch die in der Bildung begriffene Abrechnungs- Genossenschaft in Leipzig wird von uns mit großer Freude und Genugtuung begrüßt, als eine der Zeit entsprechende dringend notwendige Einrichtung. Soweit noch nicht geschehen, sei der Anschluß dringend empfohlen. Die Schaffung einer Arbeits gemeinschaft des vertreibenden Buchhandels für Berlin ist lange Gegenstand der Beratungen gewesen, und wertvolle Vorarbeit ist bereits geleistet. Ihrer Gründung stellten sich im letzten Augen blick Schwierigkeiten entgegen, an deren Beseitigung gearbeitet wird. Die besonderen Berliner Platzverhältnisse und die Grüße der zu schaffenden Organisationen erschweren die Lösung der ge stellten Ausgaben. Der Absatz des wissenschaftlichen Buches am Platze, im Inland und nach dem Ausland war durchschnittlich be friedigend. Es muß jedoch festgestellt werden, daß auch am Jn- landsabsatz das Ausland durch hierweilende Fremde stark beteiligt war und daß der deutsche Studierende und wissenschaftlich Arbei tende als regelmäßiger Käufer leider immer seltener auf- tritt. Seit etwa Anfang Februar 1923 ist im Absatz eine gewisse Stockung eingetreten, die einerseits darauf zurückzuführen ist, daß das Einkommen des Jnlandskunden nicht Schritt gehalten hat mit der allgemeinen Preisentwicklung, andererseits daß viele Fremde abgereist sind. Seit der Hebung der Mark macht sich auch ein Ausbleiben der Bestellungen aus dem Ausland bemerkbar. Es sind jedoch aus allerjüngster Zeit Anzeichen vorhanden, die zu der Hoffnung Anlaß geben, daß bei einer Stabilität der Mark und der Preise das Geschäft nach allen Richtungen bin sich wieder beleben wird. -w.-.-w'-L a..: »
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