211, 11. September 1911. Fertige Bücher. Börsen«»» f. d. Dtschn. Bnchh»nda. 10225 Wir oersanäten soeben einen Prospekt über: Der goläene Zpiegel Erzählungen in einem Rahmen von ^akob Wassermann Sehefter M 4.;o, in Leinen M 6.—, in Leäer M /.;o Entwurf äes Amschlags unä Einbanäs von E. R. Weiß „Erzählungen in einem Rahmen" nennt Wassermann sein neues Buch. Es sinä äa vier junge Männer, Freunäe, verschieäen an Temperament unä Biläungstenäenz, äie zu einer schönen Zchauspielerin, Franziska, ein freunäschaftliches Verhältnis haben, äessen eigentümliche Innigkeit weäer äurch Eifersucht, wozu sie nacheinanäer ein Recht hätten, noch äurch äas unäurchsichtige Wesen äer schönen Frau getrübt wirä. Eines Tages ver läßt Franziska mit einem Abenteurer äie Ztaät unä vermacht äen vier Freunäen als Anäenken einen goläenen Zpiegel, ein antikes Serät von großer Zchönheit. Als sie nach Zahr unä Tag wieäerkommt, irgenäwie verwunäet in ihrem tiefsten Wesen, gerät sie auf äen Einfall, äen äpiegel, äer inzwischen wegen äer Ansicherheit äes Besitzes mehr Anruhe als Freuäe gestiftet hat, äemjenigen zuzuerkennen, äer äie schönste Geschichte erzählen wirä. Die Gesellschaft befinäet sich in äer Muße äes öommeraufenthalts, man besucht einanäer herüber unä hinüber, unä es hebt ein Erzählen an, äas, wie bei so jungen, geistreichen Leuten natürlich, äes Wetteifers gar nicht mehr beäars, um immer weiter unä abenteuerlicher in sich zu greisen. Man merkt es Wassermann an, welche Freuäe unä Genugtuung ihm seine Ersinäung schafft. Es ist ihm immer zu eng gewesen im Bereich eines thematisch vorgeschriebenen Plans, setzt kann er seiner Phantasie, seiner Lust, äurch alle Zonen unä Zeiten zu schweifen, seiner Zweifelsucht unä seinem Glauben äie Zügel locker lassen; äie Novellen selbst sinä zum Teil perlen seiner Kunst. Aber Wassermann bleibt natürlich nicht beim Zchema, läßt nicht etwa äie Geschichten, mehr oäer minäer glück lich motiviert, nacheinanäer erzählen, sonäern jeäe von ihnen erregt Gespräche, Gegensätze, Zchwankungen, Nachäenklichkeiten in äen Freunäen, was wieäerum Gelegenheit gibt, kleinere Geschichten, bis herunter zu äen wenigen Zützen einer Anekäote, einzuflechten. Zo hat Wassermann auf natürliche unä äabei kunstvolle Weise ein erstaunliches Material zusammengebunäen, äarüber aber nicht äen Rahmen seiner Erzählung vernachlässigt oäer äußerlich genommen, Zonäern in äen Voräergrunä äes Interesses ärängt allmählich äas ächicksal Franziskas, mir einem Ausklang unä Zchimmer von Zchwermut unä Zchönheit. Wer bekommt äen Zpiegel? Anä auch äas ist wieäer eine Novelle: keiner äer Freunäe; ein Affe hat ihn geraubt, in einem äer Bergseen ist er versunken. Der „goläene Zpiegel" zeigt Wassermann im schönsten Besitz seiner Kräfte. Anaufhaltsam strömen Gestalten, äie sonäerbaren Erlebnisse, äie zarten Verknüpfungen. Z. Mscher»Verlag - Berlin Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. 1330