Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1923

Redaktioneller Teil. Xr 138. 16. Juni 1923. 1L48—1923 ablegt. Aus diesem mögen hier, des beschränkten Raums wegen, nur erwähnt werden: die weltbekannte Originalausgabe von ^ Karl Marx: »Das Kapital«, die von Otto Meißner im Jahre 1867 veröffentlicht wurde. Der Verlag dieses schwer-wissenschaftlichen Werkes bedeutete sciuerzeit ein großes Wagnis für den Verleger, aber er erkannte die Bedeutung des Buches frühzeitig und konnte dann auch den Erfolg für sich buchen, allerdings konnte auch er seinerzeit noch nicht ahnen, welch tiefe Wirkung nach Jahrzehnten die Ideen, die diesem Hauptwerke des Sozialismus zugrundelagen, zeitige« würden. Ein anderes weltbekanntes Buch ist die Fibel von Gurcke, die, von Speckter illustriert, bald eins der beliebtesten Schulbücher Norddeutschlands geworden ist, auch im Ausland vielfach gebraucht wird und in vielen Auflagen erschienen ist. Von den übrigen Autoren des Verlags mögen u. a. hier noch genannt werden: Vr. Leuckfeld und vr. Mathies, Prof. vr. Pauconcelli-Calzia, Prof. vr. Dennstedt, Architekt Faulwasser, Ilse Frapau, vr. Gabain, vr. Hestermann, Höft, Prof. vr. Llorens, Schwieker, vr. A. Sieveking, Prof. Vogel, Pro fessor Weimar, vr. Wulff, Prof. vr. Weygandl, Vr. Moeller. In neuester Zeit erschienen im Verlag Meißner noch »Die historische Topo graphie von Hamburg von 1895—1922« von Oberbaurat a. D. Melhop. Dieses bedeutende Werk ist infolge seines großen Umfangs in sechs Lieferungen zerlegt, wovon zwei bereits vorliegen. Seit über 60 Jahren erscheint ferner die in weitesten Kreisen der Juristenwelt bekannte und beliebte »Hanseatische Gerichtszeitung«,'ferner seit Gründung der Hamburger Universität auch die vom Allgemeinen Studentenausschuß herausgegebene »Hamburger Universitätszeitung«. Im Kommissions verlag der Firma erscheinen die Jahrbücher der hamburgischen wis senschaftlichen Anstalten, sowie die Statistischen Mitteilungen und die Statistik des Hamburgischen Staates, die vom Statistischen Landes amt Hamburg herausgegeben werden. Von der Tätigkeit des Exportgeschäfts und der eigentlichen Buch handlung legen die reich illustrierte deutsch-spanische Exportwerbe schrift und eine Jubiläumsfestschrist Zeugnis ab. Zur Charakterisie rung des Umfangs der Betriebe möge an dieser Stelle die Angabe genügen, daß zurzeit etwa 7?s Angestellte unter Leitung von fünf Proku risten die Arbeit bewältigen. Dem Gründer des Unternehmens, Otto Carl Meißner, der im Jahre 1902 nach einem arbeitsreichen Leben verstarb, folgten seine drei Söhne, die Herren Otto C. Th. I. Meißner, Max Meißner und Gustav Meißner, in der Jnhaberschaft, nach dem sie ihm zum Teil schon seit Jahrzehnten helfend zur Seite gestanden hatten. In den ersten Jahren der Entwicklung waren außerdem noch »inige Teilhaber (Schirges und C. Behre) in der Firma tätig, doch schieden sie schon sehr bald wieder aus. Der zweiten Generation folgten seit Anfang dieses Jahrhunderts als dritte Generation Meißner vier Enkel: Herr Otto Heinrich Meißner, Herr Gustav Meißner j u n., Herr Rudolf Meißner und Herr Max Meißner j u n., von denen allerdings zwei (Gustav Meißner jun. und Max Meißner jun.) im Weltkriege den Tod fanden. Die zweite und dritte Generation haben das Werk des Gründers, dem sich im' Laufe des letzten Jahres noch zwei Tochtergesellschaften, der Deutsch spanische Verlag »Ca8a vcUtorial IHusto 6. m. b. v.« und »Ham burger Kartenvertriebsstelle und Kartenvcrlag Otto Meißner L Co.«, zugesellten, in seinem Sinne fortgesetzt und namentlich in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut. Zurzeit sind Inhaber der Firmen die Herren Otto C. Th. I. Meißner (seit 1875 in der Firma tätig), Otto Heinrich Meißner (seit 1902) und Ru dolf Meißner (seit 1919). Neben dem Wirken für ihr Geschäft haben die Inhaber der Jubel firmen sich allezeit mit Rat und Tat für die Allgemeinheit ihres Standes eingesetzt; der Ceniorchef Herr Otto C. Th. I. Meißner hat viele Jahre in den Vorständen des Hamburg-Altonaer Buchhändler vereins und des Buchhändlerverbandes »Kreis Norden« gewirkt und hat beide Vereine wiederholt als erster Vorsitzender geleitet. Er ge hört zu den ständigen Besuchern der Ostermesse und hat oft beruhigend und besänftigend in den Streit der Meinungen eingegriffeu. Daß Herr Meißner seine bewährte Kraft auch dem Börsenvcrein nich-t ver sagt hat, ist selbstverständlich; im Ncchnungsausschuß ist er von 1902 bis 1908, das letzte Jahr als Vorsitzender, tätig gewesen, er hat der Kommission zur Beratung der Teuerungszuschläge angehört und ist gegenwärtig noch Mitglied des Wahl-Ausschusses. Im Verband der Kreis- und Ortsvereine hat er von 1903 bis 1909 das wichtige Amt des Schatzmeisters versehen und in Gemeinschaft mit seinen Kollegen Hermann Seippel und Justus Pape viel zum Wohle des Buch handels getan. Ihm und seinen Mitinhabern werden zum Jubel tage seines Hauses, der, wie es die Zeit erheischt, ohne Gepränge vor- «30 übergehen soll, aus den Kreisen der Berufsgenossen viele von Herzen kommende Glückwünsche zufliegen; ihnen sich anzuschließen, ist der Re daktion des Börsenblattes ein Bedürfnis und gern geübte Pflicht. Verband der alpcnländischen Buchhändlervcreine Österreichs. — Die Hauptversammlung dieses Verbandes findet am 29. Juni um 9 Uhr vormittags im Sitzungssaale des Handelsgremiums in Salzburg, Faberstraße, statt. Begrüßungsabend am 28. Juni, um 8 Uhr abends,, im Mozartzimmer des Stieglkellers in Salzburg. Am 30. Juni ge meinsamer Ausflug nach Berchtesgaden und zum Königssce. An meldungen rechtzeitig an Herrn AdolfStierle (Ed. Höllrigl), Salz burg, Nitzerbogen, erbeten. Arbeitsgemeinschaft kultureller Buchhändler. — Entgegen den irreführenden Angaben in der von der Vereinigung für Deutschen Wertbuchhandel herausgegebenen »Rundschau für Literatur und Kunst« wird mitgeteilt, daß die Arbeitsgemeinschaft kultureller Buchhändler die mit der Vereinigung für Deutschen Wertbuchhandel getätigten Ver einbarungen gekündigt hat. Die Arbeitsgemeinschaft kultureller Buch händler arbeitet auf Grundlage der Dessauer Richtlinien im Sinne einer kulturellen Hebung vornehmlich des Klein- und Mitlclstadtsorti- ments in der bisher gewohnten Weise weiter. Das Vortrags- a m t der Arbeitsgemeinschaft kultureller Buchhändler hat mit einer Reihe erster Autoren Vereinbarungen getroffen für Vortrags und Dichter-Abende, die im Lause des kommenden Winter halbjahrs innerhalb des Bereichs der der Arbeitsgemeinschaft ange schlossenen Buchhandlungen stattfinden werden. Es haben sich zu ange messenen Bedingungen der Arbeitsgemeinschaft kultureller Buchhändler zur Verfügung gestellt: Rudolf G. Bind ing, Waldemar B o n s e l s, I u l i u s Bab, Bruno H. Bürgel, Paul Ernst, Ernst Horneffer, Colin Roh, Karl Söhle, Will Vesper, außerdem vr. Friedrich Castelle (Vorträge über Löns und Conrad Ferd. Meyer), Hans Balzer, Redakteur der Schönen Literatur (Deutsche Humor-Abende), außerdem der Münchner Lautensänger Oskar Besemfelder. Buchhandlungen, die der Arbeitsgemeinschaft kultureller Buch händler nicht angeschlossen sind, aber beabsichtigen, einen oder den anderen der genannten Vortragenden für den Winter zu gewinnen, können sich der Vermittlung des Vortragsamts (Kunst- u. Bücherstube Karl Rauch, Dessau) gegen Zahlung einer Vermittlungsgebühr von Bnchmark —.50 für jeden Vortragenden bedienen. Es kann auf diese Weise durch Vereinigung beieinandcrliegender Orte zu einer Neise- linie des betreffenden Vortragenden sehr viel an Neisespesen gespart werden. P r o p a g a n d a st e l l e. Die Propagandastelle der Arbeits gemeinschaft kultureller Buchhändler gibt ab 1. Juli in Gemeinschaft mit befreundeten Verlegern eine zunächst jeden zweiten Monat er scheinende Buchpropaganda-Zeitschrift heraus, die unter Mitarbeit angesehener Autoren den Werbegedanken des guten Buches in breitere Kreise bringen soll und Auszüge aus wichtigen Neuerschei nungen und kritische Buchbesprechungen — unbeeinflußt vom Ver leger —, dazu auflläreude Aufsätze über den Wert des guten Buches, buchtcchnische Fragen und Bücherprcise bringen wird. Als ständige Mitarbeiter sind für die Zeitschrift gewonnen: auf dem Gebiete der schöngeistigen Literatur der langjährige literarische Referent der »Christlichen Welt« Prof. Gerhard Heine; für Musik: der be kannte Musikschriftsteller und Herausgeber der Sammlung »Die Musik« (C. F. W. Siegels Verlag) Prof. Arthur Seidl; für Kunst und Kunsthistorik: Vr. van Kempen. Die Zeitschrift wird typographisch mustergültig ausgestattet und dabei zu denkbar billigem Preise an das kulturelle Sortiment abgegeben, um es dem einzelnen Sortiment zu ermöglichen, sie entweder kostenlos oder zu niedrigem Preise seinen guten Kunden abzugebeu. Außerdem empfiehlt es sich, einzelne Exemplare in Wartezimmern, Cafes usw. ständig zum Aus hang za bringen. Die Zeitschrift, die unter dem Titel »DerVorhof. — Ein Führer zum guten Buch« herausgegeben wird, kann auf Wunsch mit Eindruck der betreffenden Sortimentsfirma geliefert werden. Alles Nähere teilt auf Wunsch die Propagandastclle der Ar beitsgemeinschaft kultureller Buchhändler (Kunst- und Bücherstube Karl Rauch in Dessau) mit. Arbeitsgemeinschaft kultureller Buchhändler. Das Arbeitsamt: Karl Rauch? Berliner Bibliophilen-Abend. — Am 5. Juni fand die Zusammen kunft, die allerdings nicht vom Wetter begünstigt war, in Form eines kleinen Spaziergangs mit anschließender Sitzung in dem »Alten Krug« in Dahlem (einem bekannten kleinen Gasthaus, das sich aus früheren