Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1877
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- 1877-06-20
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- 20.06.1877
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bürg anvertraut, wo er als kaum zweijähriges Kind in der Familie des Dirigenten die liebevollste Aufnahme fand. Noch oft gedachte Springer in letzter Zeit gern jener frühesten Jugenderziehung und des mächtigen Einflusses, den die Pestalozzi'schen Grundsätze auf seine Erzieher und den gesammten Lehrgang in der genannten An stalt damals ausübten. Nach Absolvirung des Cauer'schen Insti tuts besuchte er von 182g ab zu seiner weiteren Ausbildung noch das Berlinische Gymnasium zum grauen Kloster. In der ersten Hälfte der dreißiger Jahre trat Springer in die damalige Enslin'sche Buchhandlung als Lehrling ein und gewann indem Besitzer derselben, G. W. F. Müller, einen Lehrherrn, der bald genug mit dem ihm eigenen klaren Blicke die ganz besonders hervorragende geistige Befähigung seines neuen Zöglings erkannte und sich dessen buchhändlerischer Ausbildung mit ganz besonderer Hingebung und glänzendstem Erfolge widmete. Es mag selten in unserm Stande Vorkommen, daß zwei Män ner, die einstmals in dem Verhältnisse des Lehrherrn undLehrlings zu einander gestanden, Jahrzehende hindurch bei unausgesetztem persönlichem Verkehr mit einander sich eine so treue, aus persönlicher Hochschätzung beruhende, nie getrübte Freundschaft sür das ganze Leben bewahrten, wie sie zwischen Müller und Springer bis zum Tode des ersteren (im September 1875) bestanden hat. Es hatten sich hier zwei Naturen znsammengesunden, die, ob wohl eigenartig und mehrfach von einander abweichend angelegt, doch wieder in vielen Punkten sich begegneten und auss glücklichste ergänzten. War Müller von Natur viel milder und versöhnlicher gestimmt als Springer, so war doch wieder beiden, wenn auch in ungleichem Grade, die geistige Energie eigen, mit der sie ein einmal gestecktes Ziel zu erreichen strebten. Gleichmäßig eigen war beiden die reine sittliche Lebensanschauung, die sie auszeichnete. Und wenn Springer in jener Lehrzeit öfter der Zügelung seiner allzu lebhasten Natur bedurste, so sand er in Müller den richtigen Lchrherrn, der ihn stets mit Liebe zu überzeugen und vor Uebereilungen zu be wahren wußte. Ost genug hat Müller in späteren Jahren es unter Freunden bekannt, ohne in seiner Bescheidenheit dabei seines gewiß großen Einflusses aus Springer zu gedenken, daß ihm selten im Leben ein Mann vorgckommen, der so ernst wie Springer bemüht gewesen, unablässig an seiner eigenen Besserung und Vervollkomm nung zu arbeiten, und oft genug hat er es mit inniger Freude be tont, in wie hoheni und seltenem Grade unserm Heimgegangenen Freunde diese unablässige Arbeit der Selbsterziehung gelungen sei. Nach einer solchen, in hohem Grade fruchtbringenden Lehrzeit hat Springer einige Jahre als Gehilfe in Zürich (Höhr), Stuttgart (Nesf), Paris (Brockhaus L Avenarius) und in Berlin (Jonas) zugebracht, bis er im Mai 1842 in seiner Vaterstadt Berlin sein eigenes Geschäft gründete, nachdem er den früher gehegten Plan, sich in Lausanne nicderzulassen, aufgegeben hatte. Er Pflegte zunächst neben dem Sortiment das Commissions- geschäft und hat in beiden Zweigen seine Firma sehr bald zu einer der angesehensten emporgebracht. Die wesentlichen Umwälzungen, welche sich bald nach dem Regierungsantritte Friedrich Wilhclm's IV. und im ferneren Lause der vierziger Jahre sowohl aus staatlichem Gebiete wie im gesamm ten öffentlichen Leben und in allen Vcrkehrsbeziehnngen vollzogen, hatten auch aus die Entwickelung und Ausdehnung des Berliner Buchhandels einen wesentlichen Einfluß. Der Drang nach Oeffent- lichkeit, welcher damals alle Gemüther mächtig anregte, der zugleich die völlige Umgestaltung unsres staatlichen und öffentlichen Lebens nach der stagnirenden Zeit der Jahre bis 1840 anstrebte und schnell alles Versäumte nachzuholcn sich beeilte, brauchte überall thatkräftige Persönlichkeiten, welche bei der Neugestaltung unserer Verhältnisse wirksam mit einzugreifen vermochten. Es konnte nicht schien, daß man bei der allgemeinen Be wegung auch in buchhändlerischen Kreisen nach solchen Kräften Umschau hielt, die geeignet erscheinen mochten, bei der nothwen- digcn Umwandlung unserer preßgewerblichen Verhältnisse sich zu betheiligen. Hatte Springer schon durch die Energie und seltene Arbeits tüchtigkeit, die ihn in dem eigenen, selbstbegründeten Geschäfte in hohem Grade auszeichneten, die Aufmerksamkeit unter den Kollegen auf sich zu lenken gewußt, so mußte seine Bedeutung noch mehr bei persönlicher Begegnung und in öffentlichen Versammlungen her- vortrcten. Seine angenehme, gewinnende Persönlichkeit, seine stets schlagfertige Redegewandtheit, die Kühnheit und der Muth, mit denen er seine Ansichten gegen Jedermann zu vertheidigen wußte, machten ihn bald zu einem der bedeutsamsten Mitglieder unter unfern Berliner Genossen. So war er denn auch eifrig betheiligt bei der Begründung unsrer Berliner Corporation (November 1848), wie bei der Einrichtung der Berliner Corporationsanstalten, und es ist wohl ein beachtenswerthes Zeichen für den Werth, den die Berliner Genossen ihrem College» Springer zuerkannten, daß er seit 1848 bis Ende vorigen Jahres mit alleiniger Ausnahme der Jahre 1889, 1870, also volle 26 Jahre hindurch, Mitglied des Vorstandes oder eines der Ausschüsse der Corporation der Berliner Buchhändler gewesen ist. Es gab aber auch in der That keine gewichtige Frage im ge sammten Buchhandel, der er nicht seine volle Theilnahme, sein lebendigstes Interesse entgegengebracht hätte, und so ist es nicht zu verwundern, daß Springer von Mitte der vierziger Jahre an wohl bei jeder gemeinsamen bnchhändlerischen Debatte, die in Berlin ge führt wurde, sich lebhaft betheiligte und dabei als geistvoller und gewandter Vertheidiger seiner oft originellen, immer aber hoch- beachtcnswerthen Anschauungen unbewußt in den Vordergrund treten mußte. Wenn man bedenkt, welche wesentliche Umgestaltung nicht nur unsre Prcßgesetzgebung, sondern unsre gesammten preßgewerblichen Angelegenheiten, sowie der allgemeine buchhändlerische Verkehr seit jenen 30 Jahren erfahren haben, und man dabei erwägt, ein wie lebhaftes, oft geradezu bestimmendes Interesse allen derartigen Fragen gerade in Berlin gewidmet wurde, so läßt sich leicht ermessen, einen wie tief eingreifenden Einfluß Springer bei all diesen An lässen, gerade auch durch seine persönliche Stellung zu hohen Be amten, diese lange Reihe von Jahren hindurch geübt hat. Es würde zu weit führen, wollte ich hier auf alle die Ver handlungen zurückgreisen, welche einzelne derartige Fragen hervor gerufen haben. Anfangend bei den ersten Conslicten mit der Polizei infolge der seit 1848 geänderten Gesetzgebung, bei den oft klein lichen Chicanen, wie sie damals den Gewerbtreibenden bei Confis- cationen, bei Bedrohung mit Entziehung der Concession rc. gespielt wurden, müßte hier die ganze Epoche Hinckeldey geschildert werden, um Springer als den stets kampfbereiten, unerschrocken immersort für das Recht der Gesammtheit kühn und mannhaft ein tretenden Känipen hinzustellen. Wer diese Epoche mit Springer ge meinsam durchlebt, weiß ihm sicherlich noch heute Dank sür seine damalige thatkräftige Haltung. Die jüngeren Kollegen aber können sich im Gegensätze zu der heutigen milden Handhabung der Preß- polizei kaum einen Begriff machen von den damaligen nutzlosen Quälereien, wie sie alle beim Bruche mit der vergangenen vormärz lichen Zeit Jahre lang durchgesochten werden mußten. Aber auch die Fragen neueren Datums, welche wiederholt die Gemüther lebhaft bewegten, dürfen hierbei nicht übergangen werden. Es sei beispielsweise nur erinnert an die Beseitigung der Zeitungs stempelsteuer, an die oft versuchte, bisher nicht geglückte Beseitigung der Abgabe von Pflichtexemplaren, an die Umwandlung des Meß-
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