Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1877
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- 1877-06-20
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- 20.06.1877
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Ein Blick auf diese Bestrebungen, von denen einzelne mit unendlich vielfacher persönlicher Bemühung und unverdrossener Arbeit verknüpft waren, läßt genugsam erkennen, mit wie hohem Ernste Springer bestrebt war, das ihm übertragene höchste Ehren amt im deutschen Buchhandel im Interesse der Gcsammtheit würdig auszufüllen. Er hat sich dabei vielfach der glänzendsten Erfolge zu erfreuen gehabt, und wenn auch einzelne seiner Pläne zur Zeit nicht durch führbar erscheinen mochten, in allen lag ein genialer Funke, ein Theil seines interessanten Gedankenflugcs, der doch hier und da weiter fvrtwirkte und Früchte trug. Es wäre ein Jrrthum, wollte man glauben, daß bei so viel seitiger, stark in Anspruch nehmender Thätigkeit Springer wenig oder gar keine Zeit zur gewissenhasten Leitung seines eigenen Ge schäfts übrig geblieben wäre. Im Gegentheil war Springer in seinem Geschäfte unermüdlich thätig und hatte allmählich bei der großen Ausdehnung seiner geschäftlichen Beziehungen wie seiner persönlichen Bekanntschaften Gelegenheit gefunden, auch in eine Verlagsthätigkeit einzutreten, die anfangs gar nicht in seiner Ab sicht gelegen hatte. Mehr und mehr aber überwog seine Neigung zu dieser Thätigkeit, und von mehrfach glücklichen Verlagsunter nehmungen angeregt, übergab er im Januar18S8 das Sortiments und Commissionsgeschäft seinem Nachfolger Carl Gütschow und widmete sich von da ab ausschließlich seinem Verlage. Nach Gütschow's Tode gingen jene Zweige des Geschäfts im Februar 1862 auf George und Max Winckelmann, später aus Max Winckelmann allein und im April d. I. auf Georg Winckel mann (Sohn) über. Der Charakter des Springer'schen Verlages ist ja im Buch handel hinlänglich bekannt. Anfangs bot derselbe lediglich Tages broschüren, kleine politische und volkswirthschaftliche Erörterungen, bald aber richtete Springer sein Augenmerk aus die Herausgabe technischer, pharmaceutischer, sorstwissenschaftlicher, juristischer und staatswissenschastlicher Werke und hat aus diesen verschiedenen Ge bieten sehr Anerkcnncnswerthes geleistet. Einer persönlichen Vor liebe nachgebend, hat er auch die Schachliteratur in hervorragenden Erscheinungen zu bereichern gewußt. Seine Geschästsklugheit, die bei aller Schnelligkeit im Handeln doch eine besonnene Ueberlegung nie außer Acht ließ, trug ihm hier eine Reihe namhafter Erfolge ein, welche seinem Berlage in den angedeuteten Zweigen der prak tischen Literatur eine bevorzugte Stelle einräumen mußten. Von belletristischer Literatur hat Springer mit besonderem Glücke eigent lich nur die Werke des ihm aus seinen mehrfach wiederholten Be suchen der Schweiz persönlich bekannt gewordenen Pfarrers Bitzius (Jeremias Gotthelf) in verschiedenen Einzel- und Gesammt- ausgaben verlegt. Es konnte dieser Versuch für einen norddeutschen Verleger als ein Wagniß betrachtet werden, da der Schwerpunkt des Absatzes hierfür doch nur in der Schweiz zu suchen war. In dessen hat Springer bei dem glücklichen Erfolge dieses Unternehmens nie das Wagniß zu bereuen gehabt. Daß Springer beim Betriebe seines Berlagsgeschästs die glänzenden Seiten seiner geschästsmännischen Begabung zu ver wertheu wußte, kann nicht überraschen. Wie alles seiner weitum- fassenden geistigen Thätigkeit ein Interesse darzubieten im Stande war, so waren ihm als Geschäftsmann naturgemäß die eigenen Verlagswcrke ein Gegenstand seiner allergrößten Aufmerksamkeit, und die ewige Klage verkannter (?) Autoren, daß ihre Verleger nichts für ihre Werke thäten, sie ist vielleicht nie gegen Springer laut geworden, denn Jedermann, der mit ihm in Verbindung trat, konnte vom ersten Augenblicke an überzeugt sein, daß er den auf merksamsten Vertreter seiner Autor-Interessen in Springer gefun den hatte. Gerade die namhaftesten Autoren sind ihm denn auch lange Jahre hindurch treu gesinnt geblieben, gewiß das beste Zeug- niß für ein glückliches Einvernehmen, das Springer in seltenem Grade mit seinen Geschäftsfreunden zu bewahren verstand. Schon bei Erwähnung der Beiträge, die Springer so zahl reich dem Börsenblatte über alle buchhändlerischen Tagcssragen spendete, hob ich hervor, wie gern und erfolgreich er sich der Be handlung und Beurtheilung von Rechtsfragen unterzog, die den buchhändlerischen Verkehr oder die literarische Gesetzgebung be trafen. Es ist erstaunlich, in wie zahlreichen Fällen College» sich bei drohenden Rechtsstreitigkeiten Raths bei ihm erholten. Nie war Springer bei solchem Anlasse zurückhaltend oder vornehm ab weisend, im Gegentheil hat er bei solchen Anlässen durch sein Zu thun häufig dazu beigetragen, die Parteien zur Beilegung der Streitigkeit zu bewegen. Diese Vorliebe für die Behandlung von Rechtssällcn mußte Springer als ganz besonders geeignet für die Aufnahme in den Literarischen Sachverständigen-Verein erscheinen lassen, und so hat er denn auch in diesem Collegium vom Jahre 1862 bis zu seinem Tode eine sehr geachtete Stellung eingenommen. Seine Kenntniß der einschlagenden Gesetze, seine reiche geschäftliche Erfahrung, ver bunden mit einer erstaunlichen Schärfe und Schlagfertigkeit des Urtheils, haben seinen Arbeiten in dem genannten Vereine stets die lebhafteste Anerkennung gesichert. Seine Art, jeder im Lause der Discussion aufgeworfenen Frage immer noch eine neue eigenthüm- liche Beleuchtung zu geben, machte ein gemeinsames Arbeiten mit ihm für Jeden nicht nur interessant und anregend, sondern auch belehrend. Er war hier wie überall in seinen Aemtern ganz am Platze, und hat so die gemeinsamen Arbeiten des Vereins wesentlich zu fördern verstanden. Die Lücke, die sein Scheiden auch in diesem Kreise zurückgelassen, wird für dielleberlebenden noch lange unaus- gefüllt bleiben. Nach dem Gesagten könnte es scheinen, als hätten wir in Springer einen College» verloren, der zwar durch eine seltene Be gabung, durch hervorragendes Urthcil und ein in hohem Grade ausgeprägtes Rechtsgefühl neben ungewöhnlicher geschäftlicher Ge wandtheit und raschem, schnell entschlossenem Handeln alle die Eigenschaften in sich vereinigte, welche ihn zu jenen Ehrenämtern besonders besähigt machten, dem aber die milderen Saiten für tieferes Mitempfinden fremder Noth und fremden Elends gefehlt hätten. Seine Freunde kannten ihn indessen besser und wählten ihn schon im Frühjahr 1862 zum Mitgliede des Vorstandes unseres Unterstützungsvercins. Sie hatten sich hierbei nicht getäuscht. Wenn Springer anfangs mit einer gewissen Beklommenheit das ihm vom Vorstände gleich bei seinem Eintritt übertragene Amt des Schrift führers übernahm, so überzeugte er auch hier bald seine Mitarbeiter, ein wie treffliches, durch und durch für die schöne Aufgabe des Vereins begeistertes Mitglied sie in ihm gewonnen hatten. Sein großes Talent für Umgestaltung und Besserung hergebrachter Geschäfts gebräuche trat auch hier glänzend hervor und blieb nicht ohne günstigen Einfluß auf den Geschäftsgang der immer umfangreicher sich ge staltenden Verwaltung. Sein seines, verständnißvolles Urtheil, sein liebevolles Eingehen in die kleinen, oft so Peinlich berührenden Ver hältnisse der Hilfesuchenden zeigte von dem regsten Interesse für jeden vorliegenden Fall, von der herzlichen Theilnahme au fremdem Un glück, vor allem aber von der Tiefe des Gemüths, die ihm verliehen war. Derselbe Mann, der streng gegen sich und gegen Andere war, wo es sich um gewissenhafteste Pflichterfüllung handelte, er war sofort entwaffnet und war milde und wahrhaft wohlwollend gestimmt, wo unverschuldetes Unglück und menschliches Elend ihm in ihrer Be- drängniß entgegentratcn. So arbeitete Springer in segensreichster Weise die Zwecke des
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