Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1877
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- 1877-06-20
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- 20.06.1877
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Vereins fördernd an der Seite seines einstmaligen Lehrhcrrn, des Vorsitzenden G. W. F. Müller, und nach Müller's, durch zunehmende Kränklichkeit gebotenem Antritt aus dem Vorstande konnte dieses wichtige Amt im März 1871 keinem besseren Vertreter übertragen werden als Springer, der auch in dieser Stellung nicht müde wurde, in treuer Hingebung und mit herzlichem Wohlwollen unverdrossen bis an sein Ende den Hilfesuchenden zu dienen. Beiden Männern, Müller wie Springer, ist der Verein für alle Zeiten die dankbarste Erinnerung schuldig. Wer meiner Schilderung bis hier gefolgt ist, wird das, was Springer in rein büchbändlerischer Sphäre geleistet, schon als ein ganz staunenswerthes Tagewerk betrachten müssen, zu dem gar mancher, an unablässiges Arbeiten Gewöhnte sich nicht entfernt die Krast zutrauen möchte. Anders bei Springer. Mit jeder neu übernommenen und treu geübten Verpflichtung schienen ihm nicht nur die Arbeitssreudigkeit sondern auch die physischen Kräfte selbst zu wachsen. Er blieb stets derselbe frische, rüstige, fröhliche Genosse und sreute sich oft beim Nachhausegehen aus heiterer Gesellschaft, daß er nun noch eine oder zwei Stunden ungestört in „städtischen Acten" arbeiten könne. „Wenn die Sorge um die Existenz des Einzelnen und seiner Familie beseitigt, dann tritt an ihn die Verpflichtung heran, seine Kräfte dem allgemeinen Wvhle zuzuwenden." So etwa sprach Springer sich gelegentlich über seine vielseitige Communal-Thätig- keit aus, die ich nicht unerwähnt lassen darf, wenn nicht ein erheb licher Theil seines Thuns und Strebens verschwiegen bleiben soll. Schon in dem denkwürdigen Jahre 1848 war ihm, dem da mals kaum 31jährigen, von seinen Mitbürgern das Amt eines Stadtverordneten übertragen worden, das er drei Jahre hindurch innehatte. Wie sehr aber schon in jener jugendlichen Epoche Springer's Bedeutung sich kundgab, geht wohl daraus hervor, daß ihm 1848—184S das Amt des Schriftführers in der Stadtver- ordneten-Versammlnng verliehen wurde, mit welchem Amte damals zugleich die Vertretung des Vorstehers verbunden war. Später hat Springer die Aemter eines Bezirksvorstehers, Schiedsmannes und ähnliche Communal-Stellungen bekleidet, bis er im Jahre 186g wiederum in die Stadtverordneten-Versammlung gewählt wurde. So sehr seine näheren Freunde ihm auch abriethen, sich einer so zeit raubenden und anstrengenden, bei seinem nur zu bekannten Arbeits eifer doppelt angreifenden Thätigkeit aufs neue zu widmen, so über wog doch sein lebhaftes Interesse an gemeinnütziger Arbeit alle Be denken. Man muß die Berliner Communal-Verhältnisse kennen, um zu ermessen, mit wie vieler Selbstverleugnung und Zurück haltung ein Mann von dem Charakter und der Reinheit Springer's austreten mußte, um es bei seiner streng objectiven Behandlung der Geschäfte zu einer einflußreichen Stellung in diesen Kreisen zu bringen. Daß aber seiner glänzenden Befähigung eine bevorzugte Stellung auch hier gern eingeräumt wurde, beweist seine abermalige Wahl zum Vorsteher-Stellvertreter, welches Amt er seit dem An fänge 1876 innehattc. Es gibt kaum in unsrer gegenwärtigen staatlichen und com- munalen Epoche der vielgerühmten „Selbstverwaltung" ein Amt, in das nicht Springer durch das Vertrauen seiner Mitbürger be rufen worden wäre. Daß er sich in regster Weise bei den nunmehr seit säst 30 Jahren immer wiederkehrenden Wahlagitationen be theiligte, ist kaum zu erwähnen nöthig. Seiner politischen Ueber- zeugung nach gehörte er von Anfang an stets der entschieden frei sinnigen Richtung an und ist derselben unwandelbar treu geblieben. Auch der Einführung der neuen Gemcindeversassung unserer evan gelischen Kirche widmete er sich mit lebhaftem Interesse und gehörte seit dem Bestehen der neuen Ordnung dem Kirchenrathc der Sophien- Gemeinde an. Daß derBeherrschung einer so mannigfach anseinandergehenden Thätigkeit eine bewundernswerthe Zeiteintheilung zu Grunde liegen mußte, liegt nahe. Nicht minder kam ihm dabei die Schnelligkeit und Sicherheit zu Statten, mit der er die Unmasse seiner schriftlichen Ar beiten zu bewältigen gewohnt war. Man sollte hiernach fast meinen, daß Springer in seinem Leben nichts gekannt hätte als unausgesetztes Arbeiten ohne jegliche das Gemüth erfreuende und erquickende Ruhe pause. Dem ist jedoch nicht so. Neben seiner enormen Arbeitslast sand Springer immer noch Zeit zum fröhlichem Verkehr unter Ver wandten und Freunden. In allen Kreisen, die sich seines Umganges zu erfreuen hatten, war er in hohem Grad beliebt und stand überall in gebührendem Ansehen. Seine stets ungetrübte muntere Laune, sein glückliches lebhaftes Temperament, seine anregende Art, sich am Gespräche zu betheiligen und es nicht selten ganz zu beherrschen, seine unverhohlene Freude an scherzhaften und witzigen Einfällen und die unvergleichliche Art, derartig Erlebtes oder Gehörtes wiederzugcben, alles das machte den geselligen Verkehr mit ihm zu einem höchst fesselnden. Springer war enthusiastischer Naturfreund. Bon seinen Er holungsreisen, deren Ziel mehrfach die Schweiz war, kam er stets begeistert zurück und wurde nicht müde, im Freundeskreise sich über die Eindrücke und Erlebnisse auszusprechen. In solcher Lebensfrische und Arbeitsfreudigkeit kannten seine Freunde den Unermüdlichen bis zu Anfang dieses Jahres. Noch im December konnte er sich rühmen, nie in seinem Leben auch nur einen Tag krank im Bette gelegen zu haben. Da plötzlich trat ein seit Jahren dann und wann bemerkbar werdendes Magcnleiden im Januar so heftig aus, daß Springer sich schweren Herzens entschließen mußte, seine Thätigkeit einzuschränken. Er nahm längeren Urlaub in der Stadtverordneten-Versammlung und richtete sich in einem seiner Zimmer einen Arbeitstisch ein, um sein Comptoir meiden zu können. In Bezug aus sein Geschäft, dem er bis dahin seine unab lässige Sorge gewidmet hatte, mußte es ihm und den Seinigcn hier bei eine große Beruhigung sein, daß sein ältester SohnFerdinand, der bereits seit Januar 1872 als Theilhaber eingetreten, vollständig mit dem Geschäfte vertraut war, und ihm, wie schon seit Jahren, nun auch in dieser schweren Zeit eine treu bewährte, wackere Stütze sein konnte. So weit irgend sein Zustand und seine Stimmung es gestatteten, überließ Springer sich in dieser Zurückgezogenheit geschäftlichen und freundschaftlichen Corrcspondenzcn, auch dem Börsenblatte sandte er noch Mittheilungen,undwidmete den Tagesereignissen und derTages- prcsse noch wie vor seine volle Aufmerksamkeit. Die unheilbare Krankheit nahm indessen ihren unabänderlichen Verlaus, aber mit seltener Willenskraft und Selbstbeherrschung wußte Springer sein tiefes Leiden zu bcmeificrn. Besuchenden Freunden kam er stets mit derselben gewohnten Freundlichkeit ent gegen, seine Stimme hatte kaum etwas von ihrem früheren Wohl klange cingcbüßt, im Gespräche war er munter und lebhast wie früher, nur die Aenderung seiner Züge und der Gesichtsfarbe ver- ricthen den Fortgang des Leidens. So kam der April heran, und mit dem Nahen des Frühlings wuchs seine Sehnsucht nach einer Badereise, von der er das Beste hoffte. Vergebenes Hoffen! Am Sonntage de» 15. April war er noch bis Mittag thätig und erledigte die Aufstellung der in der Messe zu leistenden Zahlungen. Sein letzter Brief war ein hieraus bezügliches Schreiben an seinen Commissionär Bolckmar. Am sonntäg lichen Mittagstische umgaben ihn in gewohnter Weise Gattin, Söhne, Schwiegertochter und Enkelin. Aus dem Nachmittagsschlase, der ihn in letzter Zeit immer wesentlich erquickt hatte, weckten ihn heftige Schmerzen. Nach einem qualvollen Nachmittage legte er sich auf Anrathen des Arztes um 8 Uhr zu Bett, das er am nächsten Morgen
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