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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1923
- Strukturtyp
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- 1923-06-25
- Erscheinungsdatum
- 25.06.1923
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Redaktioneller Teil. 145, 25. Juni 1923. ein französischer Cercle zur Erlernung der französischen Sprache, und ein französischer Kindergarten ist eingerichtet worden, der jedoch nur schwach besucht wird. Im Buchhandel und in den Auslagen der Buchläden begegnet man oft französischen Büchern, obgleich nur wenig französisch gesprochen wird. Im übrigen ist von auslän discher Kulturpropaganda nur sehr wenig zu merken. Deutsche Bücher und Zeitungen findet man fast bei jedem Buchhändler, da die gesamte Intelligenz von Kroatien und Slovenicn deutsch spricht. Nach Eindrücken in Krakau und Beobachtungen und Erkun digungen in Lemberg ist nicht zu bezweifeln, daß für Gali zien die sonst vielleicht gemachte Erfahrung nicht zutrifft, daß der Absatz deutscher Bücher seit dem Kriege zurückgegangen ist. Bei dem sehr hohen Prozentsatz an Analphabeten und der verhältnis mäßig nur dünnen Schicht an geistiger Nahrung Interessierter läßt sich die Höhe des Absatzes deutscher Bücher in Galizien allerdings nicht an der dichten Bevölkerungszisfer und der großen Anzahl kleiner Ortschaften messen. Der deutsch« Buchhandel wird gut tun, sich beim Ausbau seiner Beziehungen nach Galizien im allgemeinen auf Verbindungen in Krakau und Lemberg als den Mittelpunkten des geistigen Lebens und des Buchhandels des Landes zu beschrän ken, da das Publikum in den zahlreichen Nebenplätzen hier «inzu kaufen Pflegt. In wie starkem Umfange deutsche Bücher hier be gehrt werden, lehrt ein Blick in die Verkaufsstände und Auslagen der größeren Buchläden, in denen fast nirgends deutsche Werke, voran solche technisch-belehrenden Inhalts, fehlen, denen gegen über tritt die französisch« Literatur stark in den Hintergrund. In Lemberg zumal läßt sich feststellen, daß eine ganze Reihe der großen Buchhandlungen an den Hauptverkehrsstraßen einzelne ihrer Schaufenster ausschließlich mit Werken in deutscher Sprache belegt hat. Es ist auch aus kcnnpetenten deutschen Kreisen ver sichert worden, daß gerade das letzte Weihnachtsgeschäft in deut schen Büchern dort «inen größeren Umfang als früher gehabt hat, daß auch neu eröffnete Buchhandlungen deutsche Bücher führen und erst kürzlich aufgemachte neue Leihbibliotheken mit sehr vielen deut schen Werken ausgestattet sind. Daß das deutsche Buch in Lemberg und ganz Ostgalizien stärker verbreitet ist und Wohl stets sein wird als in Westgalizien und insbesondere Krakau, findet seine natürliche Erklärung in der geschichtlichen Entwicklung und der Struktur der bildungsfähigen Bcvölkerungselcmcnte. Es sind vor allem die zahlreichen wohlhabenden und in den Kricgsjahren besonders stark emporgekommenen Juden Ostgaliziens, die das ^auptkontingent der Leser deutscher Bücher stellen. Außerdem aber hat die Bevölke rung Lembergs mit durch den Einschlag des nur in Ostgalizien stärkeren deutschen Kolonistenblutes und Wohl auch weil es Sitz der österreichischen Zentralbehörden mit vielfach deutscher Amts sprache war, endlich infolge der langen Anwesenheit deutscher Trup pen im Kriege sich in bedeutend stärkerem Matze die Kenntnis der deutschen Sprache und Interesse für deutsche Veröffentlichungen be wahrt als das geistig interessierte Publikum Krakaus. Nicht zu übersehen ist in Lemberg auch die vom Bund christlicher Deutscher in Galizien ins Leben gerufene Deutsch« Verlagsgesellschaft m. b. H., Zielona ul. 11. Sie hat sich in der kurzen Zeit ihres Be stehens recht gut entwickelt, versorgt zurzeit zwar nur die deutschen Kolonien in Galizien und ihre Schulen mit Lesestoff, würde aber sofort eine Sortimcntsbuchhaudlung größeren Stils für das allge meine Publikum eröffnen, wenn ihr geeignete Räum« oder das nötige Kapital zur Verfügung ständen. Was.den Wettbewerb anderer Nationen auf dem hiesigen Büchermarkt anlangt, so hat mau nicht den Eindruck, daß die Verbreitung französischer Bücher, aus die es in diesem Zusammenhang wohl allein ankommt, in Gali zien — in Warschau liegen die Verhältnisse Wohl anders — Fort schritte macht oder dem Absatz deutscher Bücher gefährlich werden könnte. Schon die Valutafragc steht dem im Wege. In den oberen Gesellschaftskreisen der Großgrundbesitzer und der Proscssorenschaft herrscht gewiß eine tief eingewurzelte und psychologisch gut ver ständliche Vorliebe für französische Geisteserzeugniss«, zahlenmäßig aber kommt der dadurch hcrvorgcrufene erhöhte Absatz französischer Werke demjenigen deutscher Veröffentlichungen gegenüber Wohl kaum in Betracht. Andererseits hält man es für ein aussichtsloses Unternehmen, in den eben erwähnten Kreisen deutsche Lektüre durch künstliche Propaganda verbreiten zu wollen. Viel wichtiger für die Zukunst erscheint es, daß der deutsche Buchhandel sein hiesiges Pu- kkl blikum im gebildeten Mittelstand festhält und erweitert. Zum Schluß möchte man nicht unerwähnt lassen, daß hiesige polnische Buchhandlungen auch zahlreiche Polnische Übersetzungen deutscher Autoren, namentlich der Belletristik, führen. Wirklich gute Arbeiten dieser Art, in zahlreichen Fällen gerade von Neuerscheinungen der Romanliteratur hergestellt, erscheinen als eines der geeignetsten Mittel, vielleicht doch auch in den französisch orientierten Kreisen der Gebildeten Fuß zu fassen. Als in dieser Beziehung kennzeich nend sei erwähnt, daß hier am städtischen Theater kürzlich Schil lers »Räuber- natürlich in polnischer Sprache aufgesührt worden sind und großen Beifall voller Häuser gefunden haben, sodaß die Direktion auf allgemeinen Wunsch des Publikums und der Schau spieler di« Zahl der vorgesehenen Vorstellungen vermehren mußte. Die Bukowina, besonders Czernowitz als Umber- sitätsstadt, trägt kulturell noch ganz überwiegend österreichisch- deutsches Gepräge, und zwar gravitiert jetzt alles eher noch nach Deutschland wegen des billigeren Reiseweges durch Polen. Das Judentum von Czernowitz — über 100 000 von den 150 000 Ein- wohnern, die die Stadt jetzt hat — ist kulturell noch immer in der Hauptsache deutsch orientiert, hat «inen hohen Prozentsatz Intellek tuelle und ist sehr kaufkräftig. Aber auch die rumänischen Univcr- sitätskreis« geben offen zu, daß sie säst ganz aus deutsche Büche: angewiesen sind. Die Buchhandlungen sind zu 99^ deutsch. Die einzige Propaganda, die in Frage käme, kann daher nur darin be stehen, zu versuchen, den Preis deutscher Bücher so niedrig zu hal ten, daß er wenigstens nicht allzu weit über dem rumänischen bleibt. Das ist aber gegenwärtig leider der Fall. Ein Reclamhefl kostet jetzt 12,50 Lei, «in Heft der rumänischen Bibliotheken -Mi- nerva- und »?euwu tot» dagegen etwa 3 Lei! Da die jüngere Gene ration hier Rumänisch zu lernen gezwungen wird, die Universität bereits romanisiert ist und das deutsche Theater mit dieser Saison wohl sein Ende erreicht haben dürft«, ist anzunehmen, daß der jetzt durchaus noch befriedigende Absatz deutscher Literatur zwar nur langsam, aber sicher zurllckgehen wird, sobald die Assimilation des Judentums an Rumänien genügend weit fortgeschritten ist. Da neben spielen auch das starke Anwachsen der nationaljüdischen Lite ratur und eine übertriebene Vorstellung vom deutschen Antise mitismus eine große Rolle. Gegenüber der ausschlaggebenden Be deutung des Judentums für die Verbreitung deutscher Büchei spie len die Bestrebungen der deutschen Vereine (Verein christlicher Deut- scher und Katholische Volksbibliothek) zahlenmäßig keine beson dere Rolle, außer in den bäuerlichen Kreisen der deutschen Kolo nisten, die überhaupt keine starken Abnehmer von Büchern sind. Die Buchhandlungen führen auch rumänische und in geringem Umsange französische Literatur, von ausgeprägt rumänischen Buchhandlun gen ist eine einzige vorhanden, »Ostssui Roman«. Der Absatz der Erzeugnisse des deutschen Buchgewerbes leidet in Griechenland stark unter den hohen Preisen der deutsche» Bücher und der deutschen Ausfuhrabgabe. Die Verbreitung deut scher Bücher ist daher hier erheblich zurückgegangen. Während vor dem Kriege beispielsweise in Athen eine ganze Reihe von Buch handlungen deutsche Bücher führte, ist jetzt nur noch die hiesige Universitätsbuchhandlung (Eleftheroudakis L Barth) in der Lage, deutsche Bücher zu verkaufen, und auch hier ist der Absatz sehr zurllckgegangen. Bei einer weiteren Steigerung der deutschen Bllcherpreise wird der Bezug deutscher Bücher in absehbarer Zeit überhaupt kaum mehr möglich werden. Wenn diese bedauerliche Entwicklung hier besonders ausgeprägt ist, so liegt cs an dem stän- digen Sinken der griechischen Drachme und dem dadurch verursach ten Nachlassen der Kaufkraft. Auslandpreise in ausländischer Valuta sind in Schweizer Franken normiert und werden zum Tageskurs in fremde Valuta umgerechnet. Danach kostet ein Buch bei einem Grundpreis von 20.— seinerzeit rund 1200 Drachmen. Nimmt man zum Vergleich «in Buch, das in Basel erschienen ist, aber von deutschen Buchhand lungen gleichfalls angeboten wird: dlount Lvorest von Howard- Bury, deutsch von Nickmers. Es kostet Gz. 15.—, d. h. 900 Dr. Die französische Ausgabe desselben Buches in gleich guter Aus stattung wird hier zu 120 Dr. angeboten. Dieser Fall eines nicht in Deutschland verlegten Buches zeigt ganz deutlich, daß seitens des deutschen Buchhändlerverbandes ein kaufmännischer Fehler be- gangen wird. Ein Buch mit der Gz. 15.— dürfte hier nicht höher
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