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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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^ 226, 27. September 1S07. Nichtamtlicher Teil. VSrs-nblatt f. d. Dtschn. vuchhand-l. 9728 nicht geduldet worden wären. Die Zensur wurde von der durch Heinrich II. eingesetzten Sternkammer sehr streng ge- handhabt, und als 1641 die Sternkammer fiel, geriet die Zensur zwar nicht in Wegfall, aber in Unordnung. Während der ganzen Dauer des Kampfes zwischen Parlament und Krone erschienen Zeitungen in beiden Lagern, teils die Sache des Königs, teils die des Parlaments verfechtend, meist unter dem Namen des auch heute noch in der englischen Provinzpresse als Nsreur^ häufig zu findenden Gottes Merkur. So gab es einen lllsreurins Uritannicns, Nsrcnrius UragMÄtiens, lllsreurius Uolitions, Nsrenrius Juliens usw. Zwei Jahre nach der Restauration der Stuarts wurde die Zensur wieder in voller Strenge eingeführt (1622), und zwar in einer Form, die dem obersten Zensurbeamten Roger l'Estrange zugleich das Monopol der Zeitungen in die Hand legte, das allerdings bald durchbrochen wurde. Im Jahre 1679 lief die Zensur ab und wurde erst nach dem Regierungs antritt Jakobs II. (1685) erneuert, um dann im Jahre 1695 für immer beseitigt zu werden. Schon in den ersten Jahren der Regierung Wilhelms III- hatte eine freiere Luft geweht, und es waren in vier Jahren etwa 30 neue Zeitungen entstanden, darunter das erste außerhalb Londons gedruckte Blatt, also das älteste Organ der Provinzpresse, der IVores8tsr kostnmu (1690), als Berrows ^Voreester ckournal noch heute erscheinend. In London wurde 1695 der Versuch unternommen, eine Zeitung täglich herauszugeben; aber der kostdo^ brachte es nur auf vier Nummern. Erst der vail^ Oourant (1703) hatte Erfolg. Im Jahre 1704 begann Daniel Defoe, der frühere Günst ling Wilhelms III., von dem Gefängnis aus, in das ihn die hochkirchliche Partei gebracht hatte, seine berühmte Rovivv er scheinen zu lassen, erst einmal, bald aber viermal wöchentlich. Es war die erste Zeitung, in der sich neben bloßem Nach richtendienst eine furchtlose politische Polemik hervorwagte. Bemerkenswert war sie auch wegen der monatlichen seuille tonist ischen Beilage: ^.ävics lrow tüo seLnäkckons olnb mit vermischtem literarischem und populär-philosophischem Inhalt. Als Defoe diese Beilage vom Hauptblatt abtrennte, ging sie bald ein; doch wurde der Versuch eines selbständigen feuille- tonistischen Blattes mit Erfolg erneuert durch Richard Steele, der im Verein mit Joseph Addison 1709 den Datier, 1711 den Lpsotstor und 1714 den kuaräian herausgab. Es waren dies die ersten sogenannten moralischen Zeitschriften, die später sowohl in Deutschland als auch in Frankreich und andern Ländern nachgeahmt wurden. Da die Regierungs- und Hofpartei das Emporwachsen der politischen Presse ungern sah, so wurde 1712 eine Zeitungs steuer eingeführt, die nach der Größe des Papiers berechnet wurde. Diese Abgabe war zwar drückend, vermochte aber den Aufschwung der Presse nicht zu hindern. Der feuilletonistische Essay im Sinne Steeles fand in der Zukunft sein Hauptasyl in den monatlich erscheinenden Magazinen, die seither eine ganz ungewöhnliche Entwick lung genommen haben. In ihren Anfängen schon vor 1700 hervortretend, erreichten sie den ersten Höhepunkt mit dem Erscheinen des 6lsntleman8 LlaxsLins (1731), das bald einen Mitbewerber fand im Vonckon LlsAarine (1732) und, nachdem es bis in die neueste Zeit bestanden, kürzlich in seiner alten Form erneuert wurde. Die Revuen, die nach dem Muster des ckonrval <ls8 8avrmt8 begründet wurden, reichen ebenfalls bis ins siebzehnte Jahrhundert zurück. Sie brachten von Anfang an haupt sächlich literarische Besprechungen und näherten sich immer mehr den Magazinen, doch unterschieden sie sich stets von diesen dadurch, daß sie keine selbständige schöne Literatur aufnahmen. Die bedeutendsten Zeitschriften dieser Mrseriblatt kür dm Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. Art im achtzehnten Jahrhundert waren die lllontül^ Ksviov (1749) und die Orltioal Ksvisv (1756). Um das Jahr 1760 wurden in England bereits zehn Millionen Zeitungsnummern jährlich verkauft, eine für die damalige Zeit außerordentlich große Zahl. Die Zeitungs steuer hatte also ihren eigentlichen Zweck verfehlt. Das Verbot, über die Parlamentsverhandlungen zu berichten, wurde trotz aller gerichtlichen Verfolgungen immer wieder überschritten, und seit 1771 hat die Regierung der Ver öffentlichung von Parlamentsberichten keine Schwierigkeit mehr in den Weg gelegt. Die englische Preßfreiheit ist kein verbrieftes Recht, sondern eines jener vielen für das öffentliche Leben in England so charakteristischen »still schweigenden Einverständnisse«. Zu der 1815 erhöhten Zeitungssteuer kamen noch die Papiersteuer und die Jnseratensteuer. Nach heißem Streit fiel aber 1853 die Jnseratensteuer, 1855 die Zeitungs steuer und 1861 die Papiersteuer. Erst nach dem Fall der Zeitungssteuer wurden zum erstenmal täglich erscheinende Provinzzeitungen veröffentlicht. Nach der Beseitigung jener Fesseln erfuhr die gesamte englische Presse einen großen Aufschwung, der in der Verbilligung der Zeitungen und einer gewaltigen Verbreitung seinen Ausdruck fand. Mit Aus nahme derDiwss, die bisher nicht unter 3 ä heruntergegangen sind, kosten jetzt alle größeren Tageszeitungen 1 ä, und daneben haben die V» ä-Blätter eine ungeahnte Ausdehnung gewonnen. In England ist es, wie hier bemerkt sein mag, weniger als in Deutschland üblich, auf eine Zeitung pro Quartal zu abonnieren, als vielmehr die Nummern einzeln zu kaufen. Darin liegt für die Zeitung ein Ansporn, immer etwas Besonderes zu bieten und die Konkurrenten zu überflügeln, allerdings auch die Versuchung, nach Sensationellem zu Haschen. In den allgemeinen Betrachtungen weist vr. Lorenz auf die zunehmende Macht des Kapitals im Zeitungswesen hin. Der Verleger und radikale Parlamentarier Sir George Newnes hat es verstanden, einen Hauptteil seines Ver mögens durch die Begründung volkstümlicher Zeitschriften, vor allem des Wochenblatts Dlt-Lit8, zu erwerben. Mr. Alfred Charles Harmsworth, der Begründer der Vvonivx dlevb und der vail^ Llail, ist heute einer der reichsten Männer in England. Auch Mr. Cyril Arthur Pearson beherrscht eine Reihe von Blättern und hat vor drei Jahren auch den Ltanäarä angekauft. Die Journalisten sind in England wirtschaftlich besser gestellt als in Deutschland und erfreuen sich auch eines höheren Ansehens. Daß der Nachrichtendienst von den englischen Zeitungen besonders gepflegt wird, ist bckanni. vr. Lorenz kennzeichnet ihn nur in großen Zügen, und teilt einige Einzelheiten über das bekannte Reutersche Bureau mit, neben dem die andern Agenturen nur eine geringe Rolle spielen. Eine eigentliche offiziöse Presse gibt es heute in England nicht mehr, obgleich natürlich auch Artikel er scheinen, die von der Regierung veranlaßt worden sind. Eine Einschränkung erfährt die Freiheit der Presse eigentlich nur durch das Verbot der Verleumdung und der Kränkung richterlicher Würde. vr. Lorenz kennzeichnet die Londoner Tagespresse in bezug auf Inhalt, Anzeigen, Vertrieb usw. und geht dann näher auf die wichtigeren Blätter ein, die in bezug auf ihr Alter folgende Reihenfolge einnehmen: UornivA Vo3t (1772), Diin«8 (1785), NornivA ^ävsrti8sr (1794), Olobv (1803), vvoning Ltanciarä (1827), vail^ Xsv8 (1846), Osil^ 6üronic:Is (1855), vail^ Dslegrapb (1855), 8tan<ig.rä (1857), Lall lllall Oaretts (1865), 8t. ckams8 Oasstts (1880), VvevivA Ilvvs (1881), 8tar (1888), vail^ Vrapüie (1890), NorvivA 1267
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