Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1877

LrILE BSrsenIillltt für den Bsitrage Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. ^7 168. Leipzig. Montag den 23. Juli. 1877. Amtlicher Theil. Geschichte des Deutsche» Buchhandels. In seiner Generalversammlung vom 28. April d. I. hat der Börsenverein der Deutschen Buchhändler die Herausgabe einer Geschichte des deutschen Üuchhandels von Erfindung der Buchdruckerkunst an bis zur neuesten Zeit beschlossen und zwar nach folgendem Plane: Das Werk soll auf wissenschaftlicher Forschung beruhen und die Resultate derselben in einer gemeinverständlichen und übersicht lichen Darstellung geben. Das Druckereigeschäst ist nur insoweit zu berücksichtigen, als es ursprünglich die Grundlage des buchhändlerischen Geschäfts bildete und als es später durch Blüthe oder Verfall irgendeinen wesentlichen Einfluß auf den Deutschen Buchhandel ausgeübt hat. In ähnlicher Weise sollen Literatur- und Kulturgeschichte in den Rahmen der Darstellung hineingezogen werden und ist stets Rück sicht daraus zu nehmen, inwieweit dieselben Einfluß auf das buch händlerische Gewerbe ausgeübt haben und wie der Buchhandel aus die Literatur fördernd oder schädigend zurückgewirkt hat. Die Hauptaufgabe des Werks bleibt indeß, den Charakter des Büchermarkts historisch zu verfolgen und die Geschichte des Geschäfts betriebes in ihrer allmählichen Entwickelung festzustellen. Eine Einleitung soll die Geschichte des Buchhandels bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst geben und eine übersichtliche Dar stellung des buchhändlerischen Geschäftsbetriebes aller der Länder enthalten, welche ein hervorragenderes Schriftenthum aufzuweisen haben. Namentlich sollen der Buchhandel in Aegypten, in Griechen land und Rom, sowie der Handschristenhandel des Mittelalters kurz geschildert werden. Es folgt dann die eigentliche, in fünf Perioden eingetheilte Geschichte: Erste Periode: Bis zum Erscheinen des ersten Meßkatalogs 1564. Zweite Periode: Bis zum Westphälischen Frieden 1648. Dritte Periode: Bis zum Aushören des Frankfurter Meßkatalogs und bis zur entschiedenen Präponderanz von Leipzig (Grün dung des ersten Deutschen Buchhändlervereins 1765). Vierte Periode: Bis zur Gründung des Deutschen Buchhändler- Börsenvereins. Fünfte Periode: Die Neuzeit. Bei jeder Periode wäre mit einer Charakterisirung der jewei ligen politischen, culturgeschichtlichen und literarischen Verhältnisse zu beginnen, es wäre die Stellung zu bezeichnen, die der Deutsche Buchhandel damals eingenommen, es wären die einzelnen Länder und Städte in Beziehung auf den Buchhandel zu schildern und ein zelne Firmen und Persönlichkeiten vorzusühren. Auch der Statistik wäre die gebührende Beachtung zu widmen. Aus diesen Schilde rungen wären sodann die Resultate zu ziehen, indem in gesonderten Abschnitten die einzelnen Materien behandelt werden und gezeigt Bierundvierzigster Jahrgang wird: wie der Buchhandel zu jener Zeit organisirt war, ob und in welche Branchen er zerfiel, was die Gesetzgebung in Bezug auf den Buchhandel und das Druckereigewcrbe rc. festsetzte. Der Umfang des Werks soll womöglich 100 Bogen gr. 8. nicht überschreiten und wird die Ausgabe in einzelnen (etwa 3—4) Bänden geschehen. Die Lösung der hier gestellten Aufgabe ist mit besondern Schwierigkeiten verknüpft und kann nur gelingen durch ausdauernde Hingabe an das so beschränkt erscheinende, thatsächlich aber tief in das gesammte Kulturleben unsers Volks eingreifende Thema. Zweck des gegenwärtigen Aufrufs ist es, die Theilnahme der deutschen Gelehrtenwelt zu gewinnen und die Neigung zur Lösung einer umsassenden und dankbaren Ausgabe zu wecken, einer Aus gabe, welche ein bisher nur fragmentarisch und oberflächlich be arbeitetes Gebiet unsers Cullurlebens wissenschaftlich zu erschließen bestimmt ist, zu umfassenden Studien Veranlassung bietet und dem Schriftsteller die Aussicht gewährt, ein Werk von dauerndem Wertste zu schaffen, das nicht so leicht durch ein gleichartiges in den Hinter- grund gedrängt werden würde. Der Börscnvercin der Deutschen Buchhändler hat durch sein volles Eintreten die pecuniäre Seite des Unternehmens gesichert, durch ihn erhielt die Unterzeichnete Commission ihre Vollmacht. Dieselbe wird jede Aeußerung der Theilnahme, jeden auf die För derung des Unternehmens abzielenden Rath und Wink dankbar entgegennehmen und zu nutzen suchen. Aber die Commission wünscht vor allem den thatkräftigen Beginn des Werks gesichert zu sehen. Sie richtet daher an deutsche Gelehrte und Schrift steller, deren Studienrichtung die gestellte Aufgabe nahe liegt, die Bitte, sich wegen Uebernahme des Werkes oder einer Betheiligung daran mit ihr in Verbindung zu setzen. Zu näherer Oricntirung wird denselben mit Vergnügen zu nächst die vierte Publikation des Börsenvereins der Deutschen Buch händler, welche unter dem Titel: „Actenstücke, betreffend die Her ausgabe einer Geschichte des Deutschen Buchhandels" Auskunft über die bisher gethanen vorbereitenden Schritte giebt, zur Ver fügung gestellt werden. Alle weiteren in Betracht kommenden Fragen, namentlich was die materielle Seite der Angelegenheit an betrifft, bleiben der directen und persönlichen Verhandlung Vor behalten. Die aus eine Uebernahme des Werks bezüglichen Mit theilungen erbittet sich die Commission jedenfalls noch im Laufe dieses Sommers, um womöglich in einer im Herbste d. I. statt findenden Sitzung die Entscheidung treffen zu können. Auch in dem zu erhoffenden Falle, daß es aus diese Weise ge lingt, schnell den gewünschten Bearbeiter zu gewinnen, wird immer hin ein längerer Zwischenraum verstreichen, bevor Letzterer die umfangreichen Vorarbeiten zu erledigen und das weitzerstreute Quellenmaterial zu sammeln und zu sichten vermag. Wesentlich 370