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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1923
- Strukturtyp
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- 1923-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1923
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 147, 27, Juni 1923. scheu Sportverein genossen, in dem sich damals das deutsche gesell schaftliche Leben zusammendrängte, eine bedauerliche Verleugnung der Zugehörigkeit der Nordschtveizer zur deutschen Sprachfamilie! Als ein »Ereignis« wurde cs angesehen, als vor kurzer Zeit ein hiesiger Schweizer Arzt zum eisten Male im Schweizer Klub cs wagte, in deutscher Sprache «inen Vortrag zu Hallen, während die Eidgenossen sonst, selbst wenn sie unter sich sind, nur französisch parlieren. Unter diesen Umständen ist es zurzeit noch sehr schwer, den Erzeugnissen des deutschen Buchgewerbes in Ägypten Eingang und lohnenden Absatz zu verschaffen, so sehr sonst deutsche Waren, deren Einfuhr im Vorjahre wieder sehr bedeutende Fortschritte ge- macht hat, beliebt und gesucht sind. An sich ist ja überhaupt nur eine dünne Bildungsschicht vorhanden, die für den Ankauf von Büchern und Musikalien in Frag« kommt. Die nachstehende Auf stellung gibt eine Übersicht, wie nach der amtlichen Statistik die einzelnen Länder an der Einfuhr von Büchern, Zeitungen und Zeit schriften sowie Musikalien beteiligt sind. *1922 1921 England 31686 L L. 41 703 L L. Frankreich 23 052 „ 25 785 „ Italien 4 788 „ 2 988 „ Syrien 2 574 „ 3 235 „ Vereinigte Staaten 1561 „ 1 350 „ Türkei 1 415 769 „ Deutschland 729 882 „ Griechenland 614 „ 1053 „ Belgien 603 „ 1 006 „ Palästina 521 „ 905 „ Osterreich 336 „ 119 „ andere Länder 1 807 „ 1 264 „ zusammen 69 686 1 1ü. 81059 1 bl. Bei einer ägyptischen Gesamteinfuhr im Werte von 41^/, Mil lionen Psund <1922), bzw. 53s/2 Millionen Pfund (1821) fällt demnach kein allzu beträchtlicher Anteil auf die Befriedigung geistiger Bedürfnisse. Unter den mitgeteilten Ziffern dürfte der auf Zeitungen und Zeitschriften entfallende Anteil zudem einen star ken, wenn nicht den grössten Teil ausmachen. Der starke Rückgang in der Einfuhr der englischen Erzeugnisse ist mit der zunehmenden Abneigung und Animosität gegen England zu erklären, die vor wiegend auf politischen Gründen beruht. Daß England überhaupt an erster Stelle steht, ist Wohl in erster Linie eine Folge des starken Bedarfs an englischen Büchern und Druckschriften seitens der amt lichen Stellen in der Zivil- und Militärverwaltung sowie in den arabischen Schulen. Der Rückgang der deutschen im Zusammen hänge mit der Steigerung der österreichischen Büchereinfuhr hängt Wohl zum Teil mit der auch anderweitig gemachten Beobachtung zusammen, daß offenbar die deutschen Ausfuhrbestimmungen durch «ine Verschiebung der Ware über Österreich nach Ägypten umgan gen werden. Die mitgeteilten Ziffern zeigen, daß die Nachfrage nach deutschen Büchern offenbar sehr gering ist. Nach Beobach tungen in den Auslagen hiesiger Geschäfte ist zudem anzunehmen, daß ein erklecklicher Teil der eingeführten Bücher aus englischen Werken des Verlages von Tauchnitz besteht. Hierzu ist fcstzustellen, daß noch im vorigen Sommer die vom englischen Nelsonverlag äußerlich den Tauchnitzbänden nachgemachten Ausgaben überall in den Schaukästen prangten, daß diese Nachahmungen aber fast rest los den echten Tanchnitzausgaben das Feld überlassen mußten. (Die Bändchen werden hier im Handel mit 5 Piastern, etwa 1 Schil ling, vertrieben, in kleinen Winkellädcn sind sie sogar mit 4 Piastern zu erstehen.) Ein stärkerer Anteil am deutschen Einfuhrbetrag dürfte überdies auf Noten entfallen, da unsere Musik — für die die Kon junktur hier günstiger ist, als für die deutsche Literatur — sich ein- fach nicht boykottieren läßt. Eine Aufnahmefähigkeit des abessini scheu Marktes für Bücher und Lehrmittel besteht bisher nicht. Die Versuche zur Er richtung einheimischer Schulen sind bisher sämtlich unausgeführt geblieben. Die Errichtung europäischer Schulen ist bisher mangels Bedürfnisses im Hinblick aus die zahlenmäßig sehr kleine und im Lande verstreute Europäerkolonie noch nicht in Frage gekommen. Der Unterricht der Heranwachsenden europäischen Jugend wird innerhalb der Familien selbst erteilt. Wissenschaftlich« und Bil- 870 dungsinstitute bestehen in Abessinien zurzeit noch nicht. Einen Ge- legenheitsimport an deutschen Unterhaltungsbüchern vermittelt ge gebenenfalls ein« österreichisch-italienische Firma. In Persien findet deutsche Kulturpropaganda, wie sie anderwärts durch Vertrieb von Schrift- und Kunstwerken getrie- ben werden kann, schon um deswillen keinen fruchtbaren Boden, weil die deutsch« Sprache nur einem ganz engen Kreis« von Per sern geläufig ist und den meisten Persern jedwedes Verständnis für europäische Kunst abgeht. Das gleiche gilt Italien, England und den Vereinigten Staaten gegenüber. Wenn Frankreich in dieser Hinsicht, was Verständnis sür französische Schriftwerke anlangt, auch besser gestellt ist, als alle diese Länder, so kann von einer ln breitere Volksschichten dringenden französischen Kulturpropaganda hier dennoch ebenfalls nicht gut gesprochen werden. Kuba bietet dem deutschen Buchgewerbe nur ein verhältnis mäßig beschränktes Betätigungsfeld. Erzeugnisse des Musikalien- und namentlich des Kunstdruckes finden hier schon seit langen Jah ren ein gutes Absatzgebiet, sowohl Bilderbogen, Bilder fibeln, Öldrucke religiöser und profaner Art wie lithographische Kunstblätter, Stahlstiche, Kupferdrucke usw. In Bilderfibeln macht sich die französische, neuerdings auch die nordamerikanische, ln reli giösen Öldrucken besserer Qualität die schweizerische, in minder- wertigeren Erzeugnissen die nordamerikanische Konkurrenz bemerk bar, während in Qualitätswaren Deutschland noch jetzt über ein unbestrittenes Feld gebietet. Der Absatz von Bilderbogen hat in folge der regelmäßigen Veröffentlichung solcher in den Tages zeitungen starke Einbuße erlitten. Kindcrfibeln sollten, um fran zösischer Konkurrenz erfolgreich begegnen zu können, in Zeichnung, Kolorit und sonstiger Ausstattung moderner gehalten sein, ohne aber damit kostspielig zu werden; denn nur durch Massenabsay läßt sich in diesem Artikel ein nutzbringender Geschäft erzielen. Vor allem aber muß in Zukunft ein größeres Gewicht auf eine stilistisch und orthographisch richtige, inhaltlich einwandfreie und zweckdien liche Textfassung gelegt werden. Es dürste nicht schwer fallen, evtl, unter dem spanischen Lehrerstand geeignete Mitarbeiter für die Glossierung der bildlichen Entwürfe zu finden. Aus genauestes Korrekturlesen sollt« Bedacht genommen werden; denn was an sol chen Erzeugnissen anzutreffen ist, läßt in vieler Hinsicht sehr zu wünschen übrig. Was Musikaliendruck anbelangt, so dürfte der Ab- satz seiner Erzeugnisse Wohl noch einer Steigerung fähig sein, ob wohl das Geschäft mit Musiknoten in Kuba im allgemeinen nicht von großer Bedeutung ist. In Nicaragua (Mittelamerika) werden, da die Schu len in der Hauptsache von religiösen Gesellschaften französischen Ursprungs geleitet oder beeinflußt werden, für den Unterricht aus schließlich Texte verwandt, die in Frankreich veröffentlicht werden. Selbst Spanien kann mit seinen Schulbuchausgaben nicht gegen die Konkurrenz ankämpfen, für deutsch« Ausgaben ist natürlich gar nichts zu erhoffen. Wissenschaftliche Werke, namentlich philosophi schen Inhalts, wie Nietzsche, Schopenhauer usw., werden in spani schen Übersetzungen viel gelesen. Diese Ausgaben werden aber in Spanien besorgt. Deutsche Musikalien und Klavierschulen sind sehr gesucht; allerdings hat letzthin die jetzt so moderne amerikanische Radcmmusik die deutschen Walzer und Tänze von Strauß, Wald teufel usw. sehr verdrängt. Deutsche Kunstblätter, die ja in her vorragend schöner Weise und Ausführung von Hanfstaengl und anderen in den Handel gebracht werden, würden hier verkäuflich sein, um eingerahmt als Schmuck der Empfangssalons zu dienen, wenn die betreffenden Verlage ein wenig mehr Propaganda mach ten. Die guten Übersetzungen von deutschen Romanen, die durch Tauchnitz Vertrieben werden, fanden großen Beifall und guten Ab satz. Es handelt sich wir Romane von Stern, Wildenbruch, Fon tane usw. Auch die spanischen Übersetzungen aus dem Verlag Herder, Freiburg, teils religiösen Inhalts, haben sich hier gut ver kauft. Es ist daher anzunehmen, daß Übersetzungen guter deutscher Literatur mit Erfolg den minderwertigen französischen Kon kurrenz machen können. Die Aufmachung der deutschen Bücher ist gut. Deshalb sollten sich die deutschen Verlage ermutigen lassen, mehr gute spanische Übersetzungen deutscher Werke zu bringen. Spanische Übersetzungen deutscher Kriegsbücher, wie der von Luderidorff und dem Kronprinzen, werden mit Interesse gelesen, wie überhaupt das deutsche Ringen im Weltkrieg die volle BewuN-
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