Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19230627
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192306274
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19230627
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-06
- Tag1923-06-27
- Monat1923-06
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- 147, 27, Juni 1923. SiedaNioneiler Teil. derung der Hiesigen erregt hat, um so mehr, als allmählich die An sicht immer mehr durchdringl, daß Deutschland doch nicht der schul dige Teil war. Auch Bilder der deutschen Kriegshelden wurden nicht nur von den Deutschen, sondern auch von den Hiesigen gern gekauft. Im allgemeinen liegt es mit dem Buchhandel genau so in Costarica. Der Buchverkauf koinmt meistens an zweiter Stelle, die Hauptsache ist die mit der Buchhandlung verbundene Buch druckelei, Buchbinderei und der Verkauf von Schreibmaterialien, wenn nicht ganz heterogene Artikel wie Stiefel, Wasserklosetts usw. zusammen mit Büchern verkauft werden. Deutsche Bücher werden nur wenig gebracht. Da die ansässigen Deutschen dafür die ein zigen Abnehmer sind und diese ihre Bücher meistens selbst besor gen, kommen die Buchhandlungen nicht aus ihre Rechnung, wenn sie sich mit dem Import deutscher Bücher befassen. Für Panama (Mittelamerika) scheint der Absatz guter deut scher Bücher, natürlich in guter spanischer Übersetzung, namentlich Kulturromane und solche mit geschichtlichem Hintergründe, nicht aussichtslos zu sein. Auch wissenschaftliche Bücher würden guten Absatz finden. Durch langjähriges Wirken deutscher Lehrer am hie sigen Seminar und am Lhzeum ist für das Verständnis des Deutsch tums ein guter Grund gelegt, und fast alle jungen Lehrer, Schüler der deutschen Lehrer, schwärmen für deutsches Erziehungssystem und würden wissenschaftliche Bücher für ihr Fach mit Freuden begrüßen. (Pädagogik, Methodik, Psychologie, Technik, Physik, Che mie, Maschinenkunde usw.) Die Hiesigen wissen nichts von deut scher Gesetzgebung, von der Verfassung, Verwaltung usw. und be ziehen sich in Unterhaltungen über diese Themata nur auf das, was sie aus der Press« — feindlichen natürlich — erlesen haben und was sehr häufig eine Verunglimpfung der Tatsachen ist. Wenn Bücher über diese Zweige käuflich erworben werden könnten, wür den sich manche belehren und für di« Verbreitung des Gelesenen Sorge tragen. Gerade in den Mittelschichten der hiesigen Bevöl kerung gibt es eine Menge Deutschenthusiasten, und diese Schicht ist der Erfahrung nach die bildungshungrigste. Für Bücher in deut scher Sprache besteht keine Absatzmöglichkeit. Die Lust des Kindes zu Bild und Buch und ihre Befriedigung. Von Frieda Magnus. Der erste Schrei des Kindes, das Suchen des Mundes nach Nah rung ist die erste Bekundung des Selbsterhaltungstriebes. Das erste Aufschlagen der Augen, das Greifen mit der Hand ist die Äußerung des Erkenntnistriebes. Hat der Säugling in den Stunden seines Wachsens die große Arbeit geleistet, Gesicht und Gehör soweit zu bilden, daß er Dinge, Geräusche und Entfernungen unterscheiden kann, so wendet er den einzelnen Gegenständen seinen Erkenntnistrieb zu. Die freiwilligen Handlungen, die daraus entspringen, sind lustbe tont. Das Kind hat Lust am Spielzeug, hat Lust am Kennenlernen der Haushaltuugs- und Bekleidungsgegcustände, kann sie stundenlang mit den Händen betasten und sinnend betrachten, und eines Tages jauchzt cs seinem Spiegelbild oder einem Bilde an der Wan-d ent gegen. Dann ist die Zeit gekommen, um dem Kinde ein Buch zu geben. Als Gegenstand ist das Buch dem Kind schon früher interessant, denn das Herumschlagen der Blätter ist ihm abwechselungsreich und wunderbar, und der Forschertricb zeigt sich dem Buche gegenüber als Zerstörungssucht. Die bunten Bilder im Buch findet es erst, wenn es sich mit dem Buch beim Umschlagen tüchtig abgemüht hat, und es ist wohl richtiger, dem Kinde von Jahren ein Buch nicht zu über antworten, selbst wenn es »unzerreißbar« ist. Denn das Buch soll beim Kinde Fciertagsstimmung wecken. Wenn der Vater oder -die Mutter mit ihren Kindern Bilderbücher besehen, sollten sie sich feier täglich ruhig und ausgeschlossen fühlen, daun werden sic die richtigen Worte finden, welche die Lust des Kindes am Buch mit Liebe und Ehrfurcht zu den Eltern mischen. Zuerst sollten cs einfache Dinge sein, die dem Kinde bekannt sind, die das Bild in klaren Konturen und reinen Farben darstellt. An dem abgcbildeten Ball macht das Kind die Erfahrung, daß es Bälle gibt, die ein anderes Außeres haben als der eigene und doch Bälle sind. Die abgebildete Gabel hat ganz andere Formen und bleibt dabei eine Gabel. Die Mannigfaltigkeit der Dinge wird ein Kind, das vielerlei im Bilde sieht, im Leben nicht so leicht verwirren. Damit ist der erste Zweck der Beschäftigung des Kindes mit dem Bild und Buch gegeben, die Erweiterung s e i n e r V e r g l e i ch 8 m ö g li >ch k e i t e n. Man soll sich nicht scheuen, dem Kinde Bilder zu zeigen, deren Darstellungen ihm fremd sind; es muß allerdings die Aussicht bestehen, daß es sie bald kennen lernt. Dann wird für das Kind eine Kuh oder eine Ziege, die es zum ersten Male sieht, nichts Schreckhaftes haben, denn es kennt die lieben Tiere ja schon aus dem Bilderbuch. Ein großes Entzücken ist es für kleine Kinder, Bilder von anderen Kindern zu sehen, besonders kleine Mädchen wollen immer wieder wissen, was die anderen Kinder machen, und freuen sich, wenn die Kinder recht hübsch aussehen und angezogen sind, und vergleichen sie mit den Geschwistern und Ver wandten, indem sie ihnen Namen geben. Ter zweite starke Einfluß des Bildersehens ist die Erweite rung der G c f ü h l s m ö g l i ch k e i t. Bleibt ein kleines Kind, nach dem die Mutter das Bild mit ihm besehen hat, mit seinem Buch allein, so ist es entzückend, zu hören, mit welchen Tönen tiefster Anteilnahme es die Berschen wiederholt oder in seiner eigenen Sprache zu den Tieren und Kindern spricht, die es im Bilde sieht. Ganz besondere Weihestunden sind es, wenn im Dämmern eine Großmutter oder Tante den Kindern Märchen erzählt und später schöne Bilder dazu zeigt, oder wenn am Sonntag morgen der Vater aus der Bilderbibcl eine Geschichte vom lieben Heiland vorliest, der ja der erste war, der sagte: »So ihr nicht werdet wie die Kindlein«; die heiligen Bilder sollten nur von wirklichen Künstlern stammen. Sie bleiben haften fürs ganze Leben. Kommen die Kinder im späteren Leben dann in die großen Gemäldesammlungen in Berlin, Kassel, Dresden oder gar nach Italien, dann fühlen sie sich heimatlich berührt, wenn sie vor den alten Freunden aus der Kiudcrzeit stehen, und sind dem Wesen der Kunst um vieles näher. — Wnnderlieblich ist cs, wenn ein Kind dem andern Märchen erzählt oder Bilder zeigt, aber die Gefahr liegt nahe, daß das ältere Kind im Hochgefühl seiner Überlegenheit sich selbst zu Übertreibungen steigert und zu stark auf die Psyche des kleinen Kindes wirkt mit unwahrscheinlichen und schreckhaften Geschichten, Ebenso freuen sich ungebildete Menschen des starken Eindrucks, den ihre Erzählungen auf Kinder Hervorrufen, und bringen oft eine Fülle von Leiden über das phantastisch überreizte Kind, das seine Ängste nicht auszusprechen wagt. So zart das Gefühlsleben des Kindes nach manchen Richtungen ist, so liebt es doch die derbe, kräftige Aus drucksweise der Grimmschen Märchen, die leine mystisch-gespannte Stim mung aufkommen lassen, und eine eigenartige Erscheinung ist es, daß Kinder Tierschicksale tiefer empfinden als Menschenschicksale. Ten Kin dern, die ein reiches Gefühlsleben und eine starke Phantasie haben, merkt man es« öfters an, daß sie von den Bildern, die die Märchen veranschaulichen sollen, enttäuscht sind, denn sie hatten sich alles noch viel schöner gedacht. Deshalb ist für Kinder das »schöne« Bild geeig neter, als das charakteristische. Es gibt auch Kinder, die sich nichts ans Märchen machen, sondern verlangen, daß die Geschichten wahr sind. Ihre Nüchternheit kann man bekämpfen, wenn man ihnen von den Wundern im Leben der Bienen und Ameisen, der Pflanzen und Natnrkräfte erzählt. — Das gute Bilderbuch erweitert als drittes Hauptziel die Urteilskraft des Kindes. Das erste »Eia« und das erste »äbä« sind die ersten Urteile. Eine große Freude ist dem Kinde das selbständige Finden einer Moral, und es entwickelt ein strenges Gerechtigkeitsgefühl. Wenn das Kind fähig wird, eine Folge von Handlungen zu verstehen, so wird ihm das Urteilen ganz selbstverständlich wie in -den »sprechenden Tieren«. Die besten Kinderbilöcrbllcher sin-5 diejenigen, die in gleicher Weise Vergleichs-, Urteilst und Gefühlsvermögcn anregen, und wenn nur ein Bilderbuch- des Kindes geistige Nahrung ist, so muß es so viel seitig wie möglich sein, denn -das kleine Kind hat noch keine Beständig keit bei einem Thema, es ermüdet leicht und kann seine Gedanken nicht lange sammeln. Deshalb sind die Berschen gut, die das starke rhythmische Gefühl des Kindes berühren, mit ihm Mitschwingen und oft bis ins hohe Alter haften bleiben. Je einfacher und taktmäßiger gefühlt -die Reime sind, desto künstlerischer werden sie sein. Für alles Alberne und Gekünstelte hat das Kind eine erstaunte Ablehnung, so lange sein Geschmack noch nicht verbildet ist. — Die größte Freude kann ein Erwachsener dem Kinde machen, wenn er auf einer Schiefer tafel Gegenstände und Tiere zeichnet, die das Kind benennen soll. Mit welcher Spannung sieht das Kind dem Entstehen solch einer Schöpfung zu, und es ruht nicht, bis es selbst etwas Erkennbares zustande bringt. Im fünften Jahr tritt trotz liebevollster Anregung bei den meisten Kindern eine gewisse Unbefriedigtheit ein. Sie kennen Bilderbücher und Verse auswendig, sie kennen alle Geschickten der Erwachsenen, skd kennen Haushalt und nächste Umgebung, sie wollen selbständig werden nn-d bitten ganz von selbst, wenn sie ein Buch in die Hand nehmen: »Sag mir doch, was die Buchstaben bedeuten«. Daun ist es Zeit für die Schule. — Nun weiten sich die Lebensgrenzcn, aber die 871
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder