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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1923
- Strukturtyp
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- 1923-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1923
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X° 147, 27. Juni 1923. Grenzen der Vorstcllungswelt verengen sich; denn aus dem unbe grenzten Märchenland wandert die Phantasie des Kizrdes zu ortsbc- grenzten Sagen, zu Abenteuern in fernen Ländern, zu Familiengeschich ten und findet darin ihre Hauptnahrung. Es liest mit herablassendem Stolz und innerem Hochgefühl die altbekannten Berschen in den Bilder büchern ans eigenem Vermögen, es liest der Mutter und dem Groß vater vor und freut sich seiner Selbständigkeit, wenn es im stillen Winkel im Lesebuch ausgelassene Stücke nachliest oder das erste eigene Geschichleubuch in den Händen hält. Das wird am besten ein Buch mit verschiedenartigen kurzen Erzählungen, Märchen und Gedichten sein (Robert Neinick, Speckters Fabeln, kurze Sagen). Schon in diesem Alter macht es sich bemerkbar, daß Kinder ans Bcquemlichleitsrück- sichteu ganz gern zu minderwertigen Geschichten greifen, weil sie sich so leicht und schnell lesen. Das leichte und schnelle Lesen ist das Schlimmste, was ein Kind sich angewöhnen kann. Dann sollte es lieber gar nicht lesen. Die Grundlage für den Geschmack des Kindes wird im ersten Lesealter gelegt. Gute Freunde bringen Bücher ins Haus, Tanken schenken Bücher, und es ist viel verlangt, daß das Kind nicht der Lesewut verfällt, wenn es von so vielem Gedruckten umgeben ist. Da können nur verständnisvolle Erzieher helfen, die selbst in Kinderbüchern lesen und Gutes von Schlechtem unterscheiden können. Sie können mit ein paar Worten das wertvolle Buch lieb und das minderwertige Buch lächerlich oder gleichgültig machen, denn bis zum elften Jahre nehmen die meisten Kinder noch gern das an, was ihnen als schön dargeboten wir-d. Mit dem zwölften Jahr hört für den Erzieher der Überblick über das, was das Kind liest, auf, da kann er sich nur auf gelegentliche Hilfen beschränken und muß das Vertrauen haben, daß die gute Grund lage, die er versucht hat -dem Geschmack des. Kindes zu geben, von den Phasen der Lesewut und des Herumprobierens auf allen möglichen, auch gefährlichen Gebieten unzerstört bleibt. Solange das Kind das Vertrauen hat, bei Spaziergängen aus dem Inhalt seiner Bücher zu erzählen, und Vater oder Mutter auch gelegentlich ein Buch lesen, das sie bei dem Kinde finden, und mit ihm darüber sprechen, ist noch nichts verdorben. Das Kind will eben ins Grenzenlose, ins Unbekannte, und halbverstandene Bücher haben den größten Reiz. Auch in den Klas sikern versucht das Kind zu lesen und findet manchmal etwas, was ihm gemäß ist, und bewahrt es als stilles Heiligtum. Man soll Übereifer zu Büchern nicht überschätzen und Gleichgültigkeit gegen Bücher nicht unterschätzen. Ob das innere Armut oder inneren Reich tum bedeutet, kann erst das Wesen des entwickelten Menschen beant worten. Drei Fragen sind es, die ans der Erweiterung des Vergleichs der Gefühls- und der Urteilsmöglichkeiten des Kindes durch Buch und Leben entstehen und wieder aus Buch und Leben Antwort heischen: Was ist den Einsatz der Kraft wert? (Vergleich.) Was ist der Begeisterung wert? (Gefühl.) Was erfordert die Gerechtigkeit? (Urteil.) Nach diesen Antworten sucht das Kind in jedem Buche, sei es gut oder schlecht, und wehe, wenn es dann an die Schundliteratur gerät, die lauter zwiespältige, verschwommene Antworten gibt. Ebenso sind tiefgründige Seelengcmälde für den kindlichen Sinn zu schwer und können ebenso wie angsterregende Märchen und Geschichten für kleine Kinder für das seelische Leben größerer Kinder gefährlich werden. Aus dem Selbständigkciksgefühl des Kindes muß allmählich das Ver antwortungsgefühl des heranreifenden Menschen herauswachsen, und das stolze Wort: »Dazu bin ich mir zu gut« muh ihm in den Sinn kommen, wenn es ein minderwertiges, flaches, sensationelles oder unreine Phantasien und Handlungen schilderndes Buch in die Hand bekommt. Es muß wissen, daß es nur zu suchen braucht, um bessere Biich-cr zu finden, dann wird es wertlose Bücher zu lesen als Zeitver schwendung empfinden. Auf die Frage: »Was ist den Einsatz der Kraft wert?« antworten die Schilderungen all der Menschenschmsale, die, getrieben von einer Idee, ihren starken Willen für die Erfüllung derselben einsetzten. Von Hermann von Salza bis zu Bismarck, von Christoph Kolumbus — Fritjof Nansen, von Kopernikus — Röntgen und Werner von Siemens, überall findet das Kind in Büchern, die außergewöhnliche Menschen behandeln, Antworten. Zweitens fragt es: »Was ist der Begeisterung wert?« Da ant worten die Helden und Heldengesänge aller Zeiten, da antworten die Bücher, die in die Herrlichkeit der Natur und ihre Wunder dringen, da antworten die großen Ideen, für die sich Menschen geopfert haben und die Bücher, die aus ihnen geboren sind. Die dritte Frage: »Was erfordert die GerechHigkeit?« stellt das Kind noch sehr streng, weil es die vielfältigen Beziehungen des Lebens nicht durchschaut. Die heutige Schulerzieyung weckt früh Kritik und Urteils fähigkeit des Kindes, und das Kind hat einen wunderbar feinen 872 physiognomischen Takt. Es fühlt die Schwankungen zwischen dem, waS sein sollte, und dem, was ist. Auf diese Frage findet es Antwort in den Darstellungen aus der Familien- und Volksgeschichte, die sich über längere Zeiträume erstrecken und die Entwicklungen bringen, die durch die Handlungen der Menschen beeinflußt uud bedingt werden und damit Schuld und Sühne, Ursache und Wirkung ins Bewußtsein heben. Auch hier sind es die besten Bücher, die auf alle drei Fragen antworten, und sie werden wohl immer von ivahrcn Künstlern stam men. Solche Bücher sind für ein Kind nicht leicht zu lesen, auch wenn es schon 14 Jahre alt geworden ist, und das sollte man ihm auch nicht verhehlen. Es wird den Oberhof von Jmmcrmann, die Chronik von Grieshuus von Storni, Die Ahnen von Freytag, Hinter Pflug und Schraubstock von Eyth, die Lebensgeschichten von Siemens und Ludwig Richter und die Jngenderinnerungen eines alten Mannes erst einmal weglegcn und zu einem Abenteurer- oder Pcnsionsbuch greifen. Einen großen Einfluß haben die Einsegnungsgeschenke. Wenn ein verehrter Freund oder Onkel solch einem jungen Menschen ein Buch schenkt und sagt: »Ich habe es selbst ausgesucht und gelesen, es ist mir lieb geworden, und ich hoffe, es wird Dir ein Freund fürs Leben sein«, solch ein Buch hat ein Gewicht für die Entwicklung des Menschen. Ist der Geschmack des jungen Menschen gefestigt, dann wird er fähig werden, in das geheimnisvolle Bereich wirklichen Kunstgenusses cinzuziehen, das voll innerer Arbeit ist, aber die Lust zu Bild und Buch mit einer Freude krönt, die zu keiner Lebenszeit und in keiner Lebenslage den Menschen, der sie in sich trägt, verläßt. Sterbekaffe. In den letzten Tagen haben sich zur Sterbekasse mehr Mitglieder gemeldet als in den ganzen Wochen vorher. Die Folge davon ist, daß es unmöglich wird, die Mitgliedskarten schon jetzt zu versenden, da die Stammrollen so schnell nicht hergestellt sein können. Jedes Mitglied aber kann sicher sein, daß es sofort in alle Rechte eintritt. Die Mitgliedskarten werden Anfang nächsten Monats versandt werden, und wir bitten alle, sich, bis dahin zu gedulden. Gebucht wird jede Zahlung sofort, nur bitten wir dringend, daß jeder Zahlung genau beigefligt wird, für wen die Zahlung bestimmt ist. Dadurch, daß Firmen überweisen lassen, daß zwei oder drei Teilhaber auf eine Zahlung überweisen, entsteht uns eine solche Mehrarbeit, daß für unfern Schatzmeister Herrn Otto die Nacht zum Tage werden muß. Wir hatten doch genau ein Formular im Börsenblatt angegeben, wie die Anmeldung erfolgen sollte, noch einmal lassen wir dasselbe folgen und bitten dringend, danach zu handeln, da uns -dann unendliche Arbeit gespart wird. Das Musterformular lautet also folgendermaßen: Kellner, Ernst, i. Fa. Koch L Co., Hamburg, Markt 11, geb. am 1. Mai 1874, verheiratet; Name der Frau: Marie geb. Schröder (geb. 11. XI. 1878),' zahlte durch Bank Eintrittsgeld Mk. 6000.—, 4. 6. 1923 Umlage Mk. 15 000.— Mk. 21 000.— Jeder nehme eine Postkarte und fülle dementsprechend aus. Bankkonto: Tarmstädter Nationalbank, Delmenhorst. Postscheckkonto der Bank: Hannover Nr. 901. Meine Mitteilungen. Für Auslandliefcrungcn. — Ter Neichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligungen hat nachstehende Umrechnungskurse nach dem Staude vom W. Juni 1923, gültig für die Zeit vom 27. Juni bis 3. Juli 1923, festgesetzt, die von den AußenhandelLnebeufteUen bei der Umrechnung von Fakturen in ausländischer Währung zur Ermittlung der Reichsabgaben und der Gebühren benutzt werden: für Gebühren für Neichsabgabe Goldmark 28 850— 23100— Ägypten 5740.— 4600.— Amerika 113SK0.— 91200— Argentinien G. 92040.— 73700.— P. 40500.— 32400— Belgien 0010.— 4900— Brasilien 11870 — 9500— Bulgarien 1210— 980—
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