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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.06.1923
- Strukturtyp
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- 1923-06-28
- Erscheinungsdatum
- 28.06.1923
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^ 148, 28. Juni 1923. Sprechsaal. liekm Das deutsche Buch wird immer noch in großen Mengen nach dem Ausland verschleudert. Entgeg n »l n g.*) Unter dieser Merschrist veröffentlichte Herr Boyscn in Hamburg in Nr. 87 des Bbl. eine Erwiderung auf meinen Artikel unter dem gleichen Titel in Nr. 09 des Bbl. Die Ausführungen des Herrn Boysen gipfeln in dem Gedanken, das; der Auslandsortimenter zu hohe Aufschläge nähme und dadurch das deutsche Buch ungebührlich ver teuere. Er bemängelt es, daß wir Auslandsortimenter in Südamerika 200—300°^ Aufschläge nehmen. Dabei vergißt er aber ganz, daß der Exportsortimenter infolge der Aufschläge verschiedener Art und der Rückvergütung an ihn (sofern er Mitglied des Vereins der Export buchhändler ist) seitens der Verleger bei Lieferungen nach dem hoch- valutigcn Ausland ebenfalls dahin kommt, daß er seine Bücher mit 200—300"/« Bruttonutzen liefert. Wenigstens war es so unter der bis herigen Vcrkaufsordnung. Es sind in verschiedenen Börsenblattartikelu Fälle dargelcgt worden, wo die Verleger nichts vom Valutaausschlag bekamen, sondern sogar noch billiger liefern mußten als nach dem Inland. (Vgl. die Artikelreihe »Wie schütze ich mich vor dem Valuta anteil?«) Alle Valutaaufschläge flössen in die Tasche der Export- fortimenter. Herr Boysen und die übrigen Mitglieder seines Ver bandes haben also in aller Ulvschuld und Harmlosigkeit dasselbe (Bruttogewinne von 200—300"/<>) für sich als ganz selbstverständlich in Anspruch genommen, was er dem Auslandsortimcnt als Unrecht vor wirft. Wie reimt sich das? Wer im Glashaufe sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Wir Auslandsortimenter in Südamerika sind im stande, nicht nur die moralische Berechtigung, sondern sogar die abso lute Notwendigkeit unserer Aufschläge zu beweisen, denn wir können auf Grund unserer besonders gearteten lokalen Verhältnisse trotz dieser Aufschläge nicht mehr als einen Reinverdienst von etwa 20 bis 26°/o unseres Umsatzes erzielen. Daß die Exportsortimenter eben falls in der Lage seien, die Notwendigkeit zu be weisen, daß sie 200—300°/o Aufschläge auf ihren Gestchungsprcis nehmen m li s s e n, wage ich zu bezweifeln. Was Herr Boysen über die kulturelle Bedeutung des deutschen Buches sagt, unterschreiben auch wir Auslandsortimenker, und was Herr Boysen als ein Verdienst des Exportsortiments um die Ver breitung des deutschen Buches im Ausland in Anspruch nimmt, nehmen ohne weiteres auch wir Anslandsortimentcr für uns in Anspruch; denn was das Exportsortiment an Werbetätigkeit für das deutjcye Buch leistet, das leisten wir Auslandsortimenter noch alle Tage. Wenn Herr Boyscn die Leser des Börsenblattes glauben machen will (um mit seinen eigenen Worten zu sprechen), daß es sich nicht so sehr um die Aufrechtcrhaltung der finanziellen Wirtschaft des deutschen Buches im Ausland handle, so ist das ein sehr ein seitiger Standpunkt. Das deutsch« Auslandsortimcnt ist für die Ver breitung -des deutschen Buches im Ausland wohl das wichtigste Organ, das es gibt. Denn das im Ausland selbst ansässige öeut>che Sorti ment, das inmitten der fremden Bevölkerung lebt und wirkt, bringt Kreise mit dem deutschen Buche und der deutschen Kultur in Berüh rung, an die das Exportsortiment gar nicht hcrankommt. Es ist also, trotz der Meinung des Herrn Boysen, deshalb von großer Wichtig keit, daß das im Ausland ansässige -deutsche Sortiment finanziell lebensfähig erhalten wird und man nicht seine Arbeitsfreuöigkeit und Leistungsfähigkeit durch eine falsche und ungerechte Valuta- und Preispolitik untergräbt. Ich behaupte ganz frei, daß das Export sortiment einen ansehnlichen Teil seiner Erfolge nur auf dein Boden erringen kann, den das Auslandsortiment als Kulturpionier urbar ge macht hat. Würde das Auslandsortimcnt durch eine weitere falsche Preispolitik zum langsamen Abstcrben gebracht, so entstünde eine Lücke im Organismus der deutschen Propaganda im Ausland, die auf keine andere Weise wieder geschlossen werden könnte, als daß man mit vieler Mühe und unendlichen Kosten eben wieder ein neues Ausland sortiment heranzicht. Der Standpunkt des Herrn Boysen, daß eine fabelhafte Billig keit (fabelhaft billig in der Währung des Auslands) ein wesentliches Propagandamittcl für das deutsche Buch im Ausland sei, muß mit Vorsicht aufgcnommeu werden. Dagegen spricht schon der Umstand, daß überall in der Welt eine Sache, die nicht einen ihrer würdigen Preis hat, wenig oder gar keine Achtung genießt, ja diese sogar *) Diese Veröffentlichung erfolgt verspätet, da das erste Manuskript hierzu verloren gegangen ist. wieder verliert, nachdem sie früher wertvoll gewesen ist und Achtung besaß, dann aber au Wert einbüßt-e. Wenn bei einem Ausländer kein« anderen Gründe vorliegen, sich mit der deutschen Literatur in der Ursprache zu beschäftigen, so ist eine fabelhafte Billigkeit allein ganz gewiß nicht in der Lage, ihn dazu anzureizen. Ausnahmen sind wie überall natürlich auch hier möglich. Herr Boysen selbst schließt von seinem hier gekennzeichneten Standpunkt die wissenschaftliche Lite ratur aus,. Nun ist es aber gerade einzig und allein die wissen schaftliche Literatur, die auf den Ausländer einen Reiz ausübt, wäh rend ihn die sogenannte schöne Literatur (mit Ausnahme von Kunst- reproduktioncn) ziemlich kalt läßt. Derentwegen nimmt er sich gewiß nicht die Mühe, die für ihn so schwere deutsche Sprack« zu erlernen. Im übrigen möchte ich hier noch ausdrücklich bemerken, daß mein Artikel in Nr. 09 mit keinem Wort gegen das Exportsortiment gerichtet ist, sondern nur gegen Schieber, Auchduchhändler usw., sodaß für Herrn Bonsen eigentlich gar kein triftiger Grund Vorgelegen hat, ans meinen Artikel eine Entgegnung zu schreiben. Ich hätte eher das Gegenteil erwartet, da es ja auch im Interesse des Exportsorti ments liegt, daß Schieber und Schleuderer bekämpft werden; liefern doch selbst solche Leute auch billiger als das Exportsortiment und schädi gen damit dasselbe genau so, wie sie das Auslandsortiment schädigen. Das Auslandsortiment in fernen überseeischen Ländern kämpft kaum gegen das Exportsortiment, obwohl es dasselbe manchmal als eine unliebsame Konkurrenz empfindet. Worum es aber kämpft, das ist die Gleichberechtigung und die Gewährung von Bezugsbedin gungen und Preisen, die cs lebensfähig erhalten. Tenn welcher be rechtigte Grund liegt vor, daß das Exportsortiment einen weit höheren Anteil an den Valutaaufschlägen erhält als das Auslandsortimcnt? Auslandsortiment und Exportsortiment haben vor dem Kriege neben einander bestanden, ohne daß wesentliche Reibereien zwischen beiden stattgefunden hätten. Auch sind beide auf ihre Rechnung gekommen und mit ihren Geschäften wohl im allgemeinen zufrieden gewesen. Damals waren sie aber auch gleichberechtigt und genossen vom Verlag dieselben Bezugsbedingungen. Dieselben Zustände, die das früher er möglicht haben, strebt das Auslandsortiment heute wieder herbeizu- führcn. Darüber hinaus gehen seine Ansprüche nicht. Wir Ausland sortimenter in ferner Ubersee können es vertragen, daß das Export sortiment um einen gewissen Prozentsatz billiger liefert als mir, wie dies ja auch schou vor dem Kriege der Fall war; denn unsere Existenz berechtigung beruht auf anderen Gründen als nur auf dem der Billig keit. Nur darf der Preisunterschied nicht so groß sein, wie er nach dem Kriege geworden ist. Durch den allzu großen Preisunterschied werden alle anderen Gründe, die das Publikum veranlassen können, im fremden Lande selbst zu kaufen, stark hintangcsetzt, was eine uner trägliche Abwanderung unserer Kundschaft zur Folge hat und uns schwer schädigt. Um eine Gleichberechtigung mit dem Exportsortiment zu erzielen, sollten sich alle Anslandsortimenter ebenfalls in einem Verband or ganisieren, nm gemeinsam ihre Interessen wahrzunehmcn, wie es die Exportbuchhändler getan haben. Es stehen dem zwar gewisse Schwierig keiten gegenüber, aber ganz undurchführbar erscheint mir diese Idee nicht. Ein wenn auch vorläufig noch loser Zusammenschluß sollte doch wohl zu erzielen sein. Ich bitte alle Herren Kollegen vom Auslan-d- sortiment, sich die Cache zu überlegen. Anregungen und Meinungs äußerungen hierüber würde ich gern cntgegennehmen, wie ich auch bereit bin, selbst solche zu geben. Hans Fändrich, Buenos Aires, z. Zt. Döbeln i. Sa. Der Buchhandel und das Saargebiet. Meine Sorgen nm den Buchhandel im Saargebiet nötigen mich, an den deutschen Buchhandel die Bitte zu richten: Kommt uns, wenn auch bei uns der französische Franken jetzt Währung ist, entgegen, verkauft uns nach wie vor zu deutschen Jnlandpreisen! Ter Buchhandel hat im Saargebiet eine Aufgabe zu erfüllen, die das ganze deutsche Volk angeht. Es gilt hier die Erhaltung unserer deutschen Kultur, das deutsche Volkstum zu fördern, damit cs nicht übermmckert wird von fremdem Scheingepränge. Dazu ist das deutsche Buch und der deutsche Buchhändler berufen. In zwölf Jahren erwartet das deutsche Volk von uns, daß wir, trotz wirtschaftlicher Abhängigkeit unserer Industrie, ihm das deutsche Saargcbiet zurückbringen. Wehe uns, wenn mir versagen! Wir halten Treue. Wir erwarten von nnserm Vatcrlande, daß es uns unsere Aufgabe erleichtert. Wir danken allen denen, die für unsere schwere Ausgabe Verständnis haben und uns deutsche Buchhändler hier an der Saar unterstützen. Das deutsche Buch zu deutschen Preisen im deut schen Saargcbiet! Wenn auch in fremder Währung zwangs- 887
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