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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1877
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- Deutsch
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3424 Nichtamtlicher Theil. 212, 12. September. von Hrn. Frommann nicht nur als etwas Mögliches, sondern als überaus wiinschenswerth und nöthig erachtet. Wie anders aber ge staltet sich diese Anforderung in der Praxis? Alle Sortimenter wissen aus der jährlichen Wiederkehr, was es heißt, die Remitten- den eines großen Lagers — und groß muß letzteres bei den Anfor derungen der Zeit sein — zu bewältigen, die genaue Durchsicht des Contos vorzunehmen und, soweit es möglich, bei jedem Posten sich klar zu machen: wo sind die fehlenden Exemplare geblieben? wer hat das Buch behalten? und wo finden sich noch in den Ansichts- Strazzen Exemplare bei Kunden am Orte oder auswärts aus stehend? Jeder Sortimenter erledigt diese wahrlich nicht kleine Ausgabe mit Zuhilfenahme aller disponiblen Kräfte, um sobald als möglich von neuem zu lohnenderer Thätigkeit überzugehen. Und diese Arbeit, unfruchtbar nach allen Seiten, soll uns künftig zwei mal blühen? Ich glaube, auch der Verleger ist herzlich froh, diesen Berg jährlich nur einmal übersteigen zu brauchen, und sehnt sich nicht nach einer Wiederholung dieses anstrengenden Geschäfts. Thatsächlich ist man an dem einzigen Orte Deutschlands, an welchem eine zweimalige Zahlung stattfindet, in Berlin, von einer zwei fachen Remission zurückgekommen; die Verleger begnügen sich, am 15. August für das erste Semester des Jahres eine der Höhe des Absatzes entsprechende ä Conto-Zahlung zu empfangen und ver zichten auf den Empfang der Remittenden und die Buchung ellenlanger Disponenden-Facturen. Als Mittel zur Ermöglichung der herbstlichen Zahlungsliste empfiehlt Hr. Frommann den Sortimentern das Ausschreiben der Kunden-Rechnungen in halb jährigen Terminen. Als ob es nur daran läge, als ob die Sorti menter diese Mühe nicht vierteljährlich oder gar monatlich gern über nehmen würden, wenn sie nur einen halbwegs günstigen Erfolg er warten könnten! Wir glauben mit Sicherheit, daß ein großer Theil der Bücher behalten wird, eben weil die Rechnung nicht sofort bezahlt zu werden braucht, weil der Sortimenter wartet bis Neu jahr, wo für einen sehr beträchtlichen Theil des bücherkausenden Publicums auch neue Einnahmequellen sich ergeben. Ja ich glaube, wir Sortimenter würden herzlich froh sein, wenn wir mit absoluter Bestimmtheit auf den Eingang unserer Außenstände im Januar jedes Jahres rechnen könnten, wenn wir nicht aus mannigfachen Gründen, die in jedem Falle fast verschieden sind, gezwungen wä ren, den guten und sichern Kunden auch in diesem Punkte mit gro ßer Coulanz entgegenzukommen. Also damit, verehrter Herr, ist dieser Sache wahrlich nicht abgeholsen; der Kernpunkt liegt viel tiefer, und es wird kaum möglich sein, durch so einfach scheinende Maßregeln unseren wirthschaftlichen Ilebelständen abzuhelfen. Der Schwerpunkt liegt unseres Erachtens darin, daß unser geliebtes Deutschland als Land arm ist, daß die Leute, welche Mittel zur Anschaffung von Büchern haben, dieselben im Wesentlichen nicht benöthigen, daß dagegen der wirklich bücherkausende Gelehrte in allen Zweigen der Wissenschaft sehr oft nicht im Stande ist, diese für ihn absolut nöthige Geistesnahrung, so gern er es möchte, gleich oder bald zu bezahlen. Wie der Verleger muß auch der Sortimenter in seiner Weise zur Unterstützung der Wissen schaft beitragen und Nachsicht und Geduld haben mit ehrenwerthen Menschen und guten Kunden. Das sind, gern zugestanden, un liebsame geschäftliche llebelstände, sie sind aber begründet in der Eigenthümlichkeit unseres Landes und imWesen des deutschen Buch handels, und es ist ihnen mit plötzlichen geschäftlichen Aenderungen nicht abgeholfen, wenn dadurch der Sortimentsbuchhandel und so mit der Verleger nicht auf das empfindlichste getroffen werden soll. Wir sehen dabei vollständig ab von der augenblicklichen Calamität in geschäftlichen Verhältnissen, die, davon weiß wohl jeder Sorti menter zu erzählen, mehr als je eine weit ausgedehnte Nachsicht vielen sonst ganz pünktlich zahlenden Kunden gegenüber erfordert. Dazu die stets sich mehrende Zahl der Baarpackcte, die Zunahme der Artikel, welche, wie die Factur sagt, der Verleger „nur baar geben kann", auch abgesehen von den Zeitschriften, die überhaupt nur gegen sofortige Zahlung geliefert oder aus alte Rechnung notirt werden, was in der Sache ziemlich dasselbe ist. Es gehört heute schon ein ziemlich bedeutendes Betriebscapital dazu, um den Anforderungen an ein leidlich großes Sortiment in der jetzt üblichen Weise genügen zu können und aus allen diesen oben entwickelten oder angedeuteten Gründen halten wir den ersten der Vorschläge für nicht annehmbar und nicht durchführbar. Der II. und III. Punkt fallen wesentlich zusammen, wenigstens würde die Annahme des zweiten Vorschlages das Zustandekommen einer Pfingstversammlung in Leipzig erfordern, wenn nicht die idealen Bestrebungen unseres Standes gänzlich ausgegeben werden sollen. Die Uebergabe der Meßabrcchnung an die Leipziger Com- missionäre berührt wohl ausschließlich die Verleger. Es gibt heute gewiß nur wenige Sortimenter, die selbst ihre Liste in den einzelnen Posten aus der Börse zur Auszahlung bringen. Und die Verleger könnten, unbeschadet ihrer Interessen, die ganze Abrechnung süglich ihrem Leipziger Vertreter überlassen. In zwei, höchstens drei Tagen würden von diesen die gegenseitigen Zahlungen erledigt sein; am Montag nach Cantate beginnend, könnte Mittwoch der Schlußtag sein und am Ende der Woche jeder Verleger in den Besitz seiner Einnahmeliste gelangen. Statt dessen ist es bei dem jetzigen Usus erst möglich, das gleiche Ziel amSonnabend nach Himmelsahrt, also 8 Tage später, zu erreichen. — Diesen Punkt also zugestanden, wenn auch einige vergnügungsuchende Verleger ungern ihre Leipziger Meßreise ausgeben werden. Bedenklich steht es freilich mit dem dritten Punkt, um Pfingsten eine Versammlung nach Leipzig zu berufen, da wir fürchten, daß die Zahl der Anwesenden eine verschwindend kleine sein wird, so bald die Perspective des Geld-Einnehmens in Wegsall kommt. Und das halten wir für sehr bedenklich, denn Gott sei Dank! ver folgt unser Buchhandel noch andere Ziele als rein geschäftliche Zwecke, noch bilden in der Generalversammlung des Börsenvereins wichtige Beschlüsse den Gegenstand der Tagesordnung und daS persönliche Beisammensein während einiger Tage knüpft neue und oft wichtige Bekanntschaften. Ist aber der jetzige Meßbesuch all mählich ein immer schwächerer geworden, so wird es leider in stei gender Progression der Fall sein, wenn der Leipziger Aufenthalt keine Einnahmelisten in Aussicht stellt, wenn zur Reise Geld aus gegeben werden soll, statt daß der Verleger, wie bisher, mit voll- gesülltem Säckel den Heimweg antritt. Möge die oben ausgesprochene Hoffnung, daß sich an vor stehende Mittheilung eine weitgehende Discussion knüpfe, in Er füllung gehen, denn nur durch den Austausch der Ansichten kann die Meinung des Einzelnen festen Grund fassen. Möge aber auch der Hochverehrte Hr. Verfasser des Flugblattes ersehen, einen wie lebhaften Antheil an allen von ihm aufgeworfenen Fragen Die jenigen nehmen, denen gleich ihm selbst das Wohl und die Ehre des deutschen Buchhandels am Herzen liegt. II. 0. L. Misccllc». Erwiderung, „Esmarch's kriegschirurg. Technik" betreffend. — Aus den in Nr. 20k d. Bl. befindlichen Artikel des Hrn. Otto Enslin in Berlin erwidere ich, daß ich Hrn. Enslin's Behauptung: 800 Exemplare von Esmarch's kriegschirurgischer Technik seien aus einmal geliefert worden, gern zugebe. Diese Exem plare sind aber von einer Buchhandlung bezogen, und liefere ich mit Vergnügen dieselbe Anzahl mit 40U noch einmal. Hannover, 7. September 1877. Carl Rümpler.
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