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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1877
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- Deutsch
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4586 Mchtamtlicher Theil. 271, 21. Rovembtki sich wegen seiner Klarheit und Vollständigkeit wie wenig derartige für den Gebrauch der Nichtjuristen, welche von den einschlagenden Gesetzen berührt werden. Es liest sich sür Jedermann leicht und kann dem Buch- und Kunsthandcl warm empfohlen werden. Advocat A. W. Volkmann. Mscrllen. Die Illustration, so leitet W. Lübke einen Bericht über illustrirte Prachtwerke in der Allgemeinen Zeitung ein, bildet einen so hervorragenden Theil im literarischen und künstlerischen Schaffen der Gegenwart, daß sie in Hinsicht der daraus verwendeten geistigen und materiellen Kräfte eine hvchbedeutende Erscheinung der Zeit ist. Wer dachte vor zwanzig Jahren auch nur von fern an eine so reiche Blüthe der Illustration. Die durch Menzel illustrirte „Geschichte Friedrich's des Großen" von Kugler (1840) war ein noch ziemlich vereinzelter Vorläufer dieser Literatur-Gattung, freilich auch gleich in Erfindung, Zeichnung und Holzschnitt ein Meisterwerk, das seit dem selten wieder erreicht, niemals übertroffen worden ist. Es dauerte eine Weile, bis die wissenschastlichen Zweige der Literatur, vor allem die Kunstgeschichte und die Naturforschung, sich dieses mächtigen Hilfsmittels der Darstellung bedienen lernten. Die ersten Auflagen von Kugler's „Kunstgeschichte" sowie seine „Geschichte der Malerei" traten noch ohne Illustrationen ans Licht, und nur die eben in neuer Auflage erscheinenden „Denkmäler der Kunst" gaben eine freilich um so reichhaltigere Anschauung. In Schnaase's „Geschichte der bildenden Künste" wagt sich erst im vierten Band, und auch da nur vereinzelt und schüchtern, eine bildliche Beigabe hervor, und das erste kunstgeschichtliche Werk in unserer Literatur, welches in umfassender und durchgreisender Weise von der Illustra tion Gebrauch machte, war Wohl des Unterzeichneten „Geschichte der Architektur", deren erste Auflage 1855 erschien. — Wie hat sich dies alles seitdem verändert! Nicht bloß in denjenigen Zweigen der wissenschastlichen Literatur, deren wichtigstes Hilfsmittel die An schauung ist, gehört eine gute und reichhaltige Illustration jetzt zu den unerläßlichen Erfordernissen, sondern auch sür die Werke unserer Dichter, Geschichtschreiber, Culturhistoriker und Geographen ver langt man jetzt in immer größerem Umfange die Mitwirkung der zeichnenden Kunst. Keine Frage, daß wir in diesem Umschwung unserer Literatur einen Fortschritt anzuerkennen haben. An die Stelle der früheren gar zu abstracten Bildung unserer Nation ist mehr und mehr die lang erstorbene, naive Freude an der Welt der Erscheinungen, an dem plastischen und malerischen Reize der Wirk lichkeit getreten. Wir dürfen hoffen, daß diese Richtung in ihrer Verschmelzung mit dem mehr gedanklichen und innerlichen Element unseres Geisteslebens für unsere gesammte ästhetische Cultur von durchgreisender Bedeutung werden wird... . Zur Geschichte der „Fliegenden Blätter" entnehmen wir einem in der Allgemeinen Zeitung erschienenen Nekrolog von Kaspar Braun in München folgende interessante Stelle: »... Die Entstehung der „Fliegenden" ist, wie so manches andere, gleich falls mit Mythen überwuchert, doch dürste jener Bericht der Wahr heit am nächsten kommen: daß die Illustrationen, womit Hr. Braun eine Zeit lang die Programme der Liedertasel-Productionen auszu statten Pflegte, durch ungetheilten Beisall aus den Gedanken führten, öfters und in zwangloser Weise dergleichen „Fliegende Blätter" in die Winde zu werfen, die von der fröhlichen Jugend sicherlich und gern eingehascht würden. Dazu sollte abwechselnd Altes und Neues benützt werden. Die erste probeweise ausgegebene Nummer, welche die zwanglose Reihe eröffnete, gefiel aber so ausnehmend, daß schon nach acht Tagen die zweite folgte, und so im seither eingehaltenen Tempo weiter, bis wir jetzt schon 1685 Nummern in 67 Handsamen Ouartanten zählen; traun, an und für sich eine stattliche Bibliothek. Der erste Wurf war freilich glücklich gethan, dessenungeachtet schien der Erfolg nichts weniger als sicher; denn alles Gute reift nur lang sam, aber unaufhaltsam. Die lieben Münchener vcrwußten sich kaum, sie lachten wie die Kinder, und hatten nur eine Angst: daß wegen Mangels an Stoff der Spaß eines Tags vertrocknet sei. Aber es kam anders. Der Stoff strömte von allen Seiten zu, und wuchs der Redaction beinahe über den Kopf. Deutschland hatte vordem nichts dergleichen. Die wenigen Pfennig- und Hellermagazine mit den namenlos verklatschten Schmierbildern waren vergessen, außer der kaum vor Jahresfrist ausgetauchten Leipziger „Jllustrirten Zei tung" bestand nichts Derartiges und am wenigsten aus dem Bereiche des Witzes, der Laune und Satire. So fiel ihnen bei der damaligen politischen Langeweile ein höchst dankbares Publicum aus allen Ecken und Enden des Deutschen Reiches zu. Die Titelvignette be sagte mehr als ein langes Programm, sie blieb die Devise des Ganzen, und die„Fliegenden"werdenbestehen, solange eineRedaction dem daselbst angeschlagenen Prospekt treu verbleibt. Sie bewahrten in allen Wechselfällen ihren guten Ton, der zur traditionellen Sitte des Hauses wurde; sie lavirten mit ungeheurem Glück und Tact durch alle die Schwankungen der Zeit; sie wurden nachgeahmt und copirt, manchmal erreicht, und doch niemals übertroffen. Dieser gute bis an die äußerste Grenze des Erlaubten schweisende, dieselbe selten berührende, nie aber darüber hinausschlagende Scherz, Witz und Humor, durchwebt von sinnigem Ernst und den tiefsten Klängen ans dein Menschenherzen — das ist das ästhetische Recept und der ethischeKern, derenVerletzungnurallzubaldsühlbarsichrächen würde. Es kann nicht unsere Ausgabe sein, die Geschichte der „Fliegenden Blätter" zu schreiben, welche ebenso in einen inneren wie äußeren Theil zu gliedern wäre; es genügt, hier einige ganz oberflächliche Be merkungen zu geben. Wie sich in ihnen ganz unleugbar ein guter Theil unserer politischen, socialen und kulturhistorischen Zustände spiegelt, so bilden sic auch einen Beitrag zur Entwicklung unserer deutschen Kunst und Literatur. Aus dem unzählbaren Chor der meist anonymen oder ungenannten Mitarbeiter und Künstler tauchten viele achtbare Namen auf, welche jetzt als Koryphäen der Literatur glänzen. Kaspar Braun eiferte mit dem guten Beispiel voran; er schuf Ge stalten, welche zu typischen Charakteren wurden; wer denkt dabei nicht an die unverwüstlichen Figuren des Eisele und Beisele, welche gerade zu eines Weltrufes sich erfreuten, oder jenes Wühlhuber, Heulmaier und Master Vorwärts. Unter seinem nimmer müden Stift entstanden die urkomischsten Scenen, antike Komödien und wahrhaft elastische Bilderwitze. DieliterarischenEinläuselaser erst mit Friedrich Schnei der, später mit dessen Sohn und Eduard Ille mit peinlicher Gewissen haftigkeit durch, damit aus diesem wie Sand am Meer ausgebreiteten Material ja kein Goldkorn ungesiebt verloren gehe; er schrieb eine Flnth von Briefen, bittend, mahnend, warnend, abwehrend und „dankend", letztere freilich nicht mit eigener Hand. Wer je ausnahms weise ein zufälliger Zeuge war, wenn an den festgesetzten Tagen, bei herkömmlich geschlossenen Thüren, unter Assistenz von Eduard Ille und des sür seinen Vater eingetretenen wackeren Julius Schneider, die Einrichtung der neuesten Nummer geschah — welche, um jede etwaige Störung durch unvorhergesehenen Zwischenfall zu vermeiden, immer schon einige Wochen vor ihrer Ausgabe vollendet wurde —, der mußte über die bis ins Kleinste gehende Umsicht, Sorgfalt und pein liche Gewissenhastigkeit des Mannes staunen, der im Leben von jeder Pedanterie ftei blieb. Thcilweise aus und neben den „Fliegen den" entstanden die „Münchener Bilderbogen", welche, fast in alle Sprachen der gebildeten Welt übersetzt, ein unvergleichliches Päda gogisches Bildungsmittcl wurden, dann das „Lxiliunr molancbotino", die „Novellen-Pastete", „Hrn. Petermanns Jagdabenteuer" — doch wir müßten eine Geschichte der Verlagshandlung „Braun L Schneider" schreiben, um der untrennbaren Thätigkeit der beiden Freunde auch nur annähernd gerecht zu werden....«
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