Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1877
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- 1877-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1877
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- Deutsch
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4080 Nichtamtlicher Theil. -v 24k, 22. October. Geschäftsgänge, unter welchem unsre Korrespondenz über Leipzig, trotz aller vervollkommneten Verkehrsmittel, noch immer zu leiden hat, selbst beim besten Willen nicht dnrchsührbar ist, die vielen Hun derte von Rechnungsabschlüssen vor Ablauf des Jahres alle zum Stimmen zu bringen. Soll nun gar zweimal im Jahr gerechnet werden, so ist mit Gewißheit vorauszuschen, daß die von einer Rech nung zur andern sich hinziehenden Differenzen bis ins Unendliche wachsen und die Abrechnung immer mehr erschweren. Auch die rechtzeitige (d. h. präcise zum 1. Juli und I. Januar zu be schaffende) Herstellung und Versendung der Rcmiltendensacturen, die besonders bei größeren Verlegern zun, ordnungsgemäßen Re- mittiren säst unentbehrlich sind, würde mancher Verleger zweimal im Jahr kaum bewältigen können, abgesehen von dem vermehrten Zeitaufwand und den Kosten, die ihn, dadurch aufgebürdet würde», ohne das Geschäft selbst zu vereinfachen. Daß die ersten Monate des Kalenderjahres theils durch das dann besonders lebhafte Geschäft, theils durch sonstige dringende Arbeiten stets vollauf in Anspruch genommen sind, ist schon von anderer Seite genügend betont worden; die wenige Muße aber, welche die sogenannte Gurkenzeit dem Sortimenter bietet, ist ihm wohl zu gönnen, und ihm nicht zuzumuthen, daß er dieselbe zu der wenig ansprechenden Remissionsarbeit verwende. Ein „Nebenfluß an Zeit und Arbeitskraft", von welchem Hr. Frommann spricht, mag sich in kleinen und Universitätsstädten während der Ferien wohl einstellen, hier in Hamburg-Altona hat man einen solchen Ueber- sluß noch nie kennen gelernt, und in den übrigen größeren Städten wird es nicht anders sein. Ist nun aus Grund des Vorstehenden die Einführung einer halbjährigen Abrechnung im Allgemeinen auf das entschie denste zu bekämpfen, so könnte man sich doch damit vielleicht einverstanden erklären, daß Alles, was im ersten Semester fest bezogen, am 1. October saldirt werde, doch nur unter der Vor aussetzung, daß dagegen dem Sortimenter ein entsprechender Rabattvortheil eingeräumt und das jetzige Nebermaß der Baarpackete auf ein unerläßliches Minimum beschränkt wird. Angesichts eben dieser, von Jahr zu Jahr sich mehrenden Baarpackete, deren Summe in manchem Geschäft schon zwei Drittel des ganzen Umsatzes repräsentirt, ist die vorgeschlagene halbjährige Rechnung den Kunden gegenüber bereits jetzt ein Bedürsniß geworden, dessen Dringlichkeit nicht mehr zu ver kennen ist. Diese Erkenntniß hat denn auch schon manche Hand lungen veranlaßt, eine solche einzuführen, und noch überall, wo dies geschehen, ist die Maßregel vom besten Erfolg gekrönt wor den. Es ist deshalb anzunehmen, daß die übrigen Handlungen dem ihnen gegebenen Beispiele bald folgen werden, sei es auch nur um des nicht zu unterschätzenden Bortheils willen, daß faule Kunden dadurch eher als solche erkannt und unschädlich gemacht werden können. Gegen den Vorschlag, das Eincassirungsgeschäft gänzlich den Commissionären zu überlassen, ist Wesentliches wohl um so weniger cinzuwenden, als dies thatsächlich von der Mehrzahl der Verleger bereits geschieht, und gegründete Aussicht vorhanden ist, diesen Modus bald allgemein werden zu sehen. Ein Anderes ist es mit dem Vorschlag, einen fixen Abrech nungstermin sestzustellen, die Cantate-Versammlung zu be seitigen und an deren Stelle eine Buchhändler-Versammlung zu Pfingsten treten zu lassen. Wäre letzterer Zeitpunkt dem Einen oder dem Andern auch gelegener, so erscheint es doch nicht rathsam, hierin vom alten Herkommen abzuweichen, da der ganze Gang unseres Geschäftes im engen Zusammenhang mit den hohen Jahresfesten steht. Fielen die Zahltage fort, so würde die weitaus größte Mehrzahl der Meßbesucher — die Verleger nämlich — sich fern halten, dadurch dem Interesse am persön lichen Verkehr, der beiden Theilen, Verlegern wie Sortimentern, von großen, Werthe ist, Abbruch gethan, und schließlich bald Niemand mehr sich einstellen. Auch ist nicht zu übersehen, daß eben Pfingsten ein Fest ist, in welchem man so recht eigentlich der Familie gehört, daß man die Pfingsttage, besreit von des Winters Arbeitslast, am liebsten im Kreise der Seinen verbringt. Wohl aber wäre es, nach unserer Ansicht, zu versuchen, die bisherige Cantate-Versammlung von der eigentlichen Abrech nung zu trennen und erstere etwa um Himmelfahrt abzuhalten, jedoch nicht ausschließlich in Leipzig, sondern — wie dies schon ein Schweizer College vorschlug — nur alle drei Jahre dort, in den dazwischen liegenden abwechselnd in einer größer» Stadt Süd- oder Norddeutschlands. Es würde dadurch jedenfalls die mit der Versammlung zu verbindende Ausstellung an Frequenz sowohl, als folgerichtig auch an materiellem Erfolg gewinnen. Wie schon oben erwähnt, besteht die Mehrzahl der Besucher jetzt aus Verlegern, die, von sachlichem Interesse geleitet, die Aus stellung wohl auch durchwandern, aber doch selten oder nie etwas kaufen oder bestellen. Dem Aussteller muß aber daran gelegen sein, möglichst viele Sortimenter heranzuziehen, deren Besuch ihm Aufträge in größerer Zahl in Aussicht stellt. Hieraus nun würde der Reiz der Neuheit, den ein jährlich wechselnder Zusammen- kunstsort bietet, zweifellos vortheilhast cinwirken, besonders wenn, wie zu hoffen ist, die Ausstellung dann auch reichhaltiger aus fiele und namentlich betreffs der eigentlichen Bücher-Novitäten vollständiger beschickt würde, als es bisher in der Regel der Fall gewesen. Durch den so herbeigezogenen zahlreichen Besuch wird dann auch das collegialische Berhältniß, das Gefühl der Zusammengehörigkeit, und dadurch wieder das allgemeine Ge schäftsinteresse gefördert werden. Um eine solche Einrichtung zu verwirklichen, hätte der Vorstand des Börsenvereins alljährlich die College» in der zum Ort der Zusammenkunft gewählten Stadt rechtzeitig zu veran lassen, ein Local-Comite zu wähle», welches die nöthigen Vor bereitungen trifft, und diesem Comitv dann den sonst für die Cantate-Versammlung bewilligten Kostcnbeitrag zur Verfügung zu stellen. — Die Dauer der Zusammenkunft wäre auf minde- destens drei Tage zu bestimmen, um de» Besuchern Gelegenheit zu geben, die Ausstellung gründlich zu besichtigen und in kleineren Kreisen mit gemeinschaftlichen Interessen Dasjenige Vorzuberathen, was in der (jedenfalls auf den letzten Tag anzuberanmenden) Generalversammlung zur Berathung gelangt. Durch letzteres würde dem jetzt fast alljährlich zu Tage tretenden Uebelstande abgeholfen werden, daß in der nur wenige Stunden währenden Generalversammlung die wichtigsten Angelegenheiten über's Knie gebrochen werden, weil cs den Wenigsten möglich geworden war, sich mit Anderen vorher darüber auszusprechen. Zum Schluß sprechen wir die Hoffnung aus, daß Hrn. Frommann's Reformvorschläge nicht das Schicksal so vieler ihrer Vorgänger theilen, sondern daß diesmal durch den Aus tausch der Meinungen recht vieler Einzelner sowohl, als Kor porationen etwas wahrhaft Nützliches und Segenbringendes ge schaffen werde. Hamburg-Altona, im September 1877. IX. Die Anregung zu Rcformvorschlägen, welche wir Hrn. Frommann verdanken, war eine uni so zeitgemäßere, als bereits seit lange mit dem buchhändlerischen Geschäftsgänge in mancher Hinsicht eine gewisse Unzufriedenheit sich vielfach schon geltend gemacht hat. Wir wollen hier nicht weitläufig aus alle oft schon
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