Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1877
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- 1877-11-07
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- 07.11.1877
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4334 Amtlicher Theil. ^ 2SS, Noventheb. So blieb Rudolph Decker seit jener Zeit der alleinige Inhaber und Chcs der König!. Geheimen Ober-Hosbuchdruckerei. In dieser langjährigen Thätigkeit ist der Verstorbene unablässig bemüht ge wesen mit all der Liebe und Ausdauer, die ihn sür seinen Berus in hohem Grade beseelten, sein an Umsang stets zunehmendes Ge- schäst in technischer Hinsicht so zu vervollkommnen, daß es in der That als ein mustergültiges typographisches Institut anerkannt werden mußte. Wenngleich Decker mit besonderer Vorliebe und dem glücklichsten Erfolge die Leistungen seiner Schriftgießerei und Buchdruckerei zu fördern bestrebt war, so hat er es doch auch ver standen, seinem Berlagsgeschäste eine hervorragende Bedeutung zu geben. Während der Decker'sche Verlag ursprünglich nur amtliche Werke umfaßte, wurde der Kreis der Verlagsthätigkeit mehr und mehr ausgedehnt, und eine Reihe namhafter wissenschaftlicher, be sonders juristischer, staatswissenschastlichcr und militärischer Werke ist neben mannigfachen schönwissenschaftlichen Producten Zeuge einer ebenso vielseitigen als rühmlichen Thätigkeit im Verlage. Diesem Verlage gehört denn auch eine ganze Anzahl von Prachtwerken ersten Ranges an. welche in typographischer Hinsicht als durchaus mustergültig anerkannt worden sind und überallhin ein beredtes Zeugniß abgelegt haben von dem gediegenen hohen Streben Decker's. In seiner Stellung als Chef der Königl. Geheimen Ober- Hosbuchdruckerei erfuhr Decker im October 1883 bei Gelegenheit der Feier des 100jährigen Bestehens seines Etablissements als Hof buchdruckerei die hohe Auszeichnung, von Sr. Majestät dem Könige in den erblichen Adelstand erhoben zu werden. War Decker's Wirken in seinem Geschäfte stets auf die Er reichung der höchsten Ziele gerichtet, so zeichnete ihn im Verkehr mit seinem zahlreichen Personale nicht minder die liebevollste Huma nität und Fürsorge aus. Mehrfache Jubiläen in diesem Kreise haben dargethan, wie sehr Decker's durchaus reiner und edler Charakter unter seinen Arbeitern den Geist treuer Ausdauer und Anhänglich keit zu pflegen verstand. Daß dem vortrefflichen, gütigen Chef eines so ausgedehnten Hauses dennoch in den Zeiten unruhiger Bewegung in den Arbeiterkreisen recht schmerzliche Erfahrungen nicht erspart bleiben sollten, muß ihn auss innigste betrübt haben. In den letzten Jahren seines thätigen Lebens war Rudolph von Decker vielfach durch Krankheit seinem unmittelbaren Wirkungs kreise entzogen, nichts aber vermochte dem Heimgegangenen die ihm ties innewohnende Liebe zu seinem Berufe, die freudige Theilnahme und heitere Empfänglichkeit für alles Schöne und Edle in Kunst und Leben zu rauben. Am 13. Januar starb der Commerzienrath Gustav Hcmpel nach eben vollendetem 58. Lebensjahre. Hempel's Leben bietet ein Bild rastloser, auf sich selbst angewiesener Thätigkeit, wie sie in solcher Energie und mit ähnlichen glänzenden Erfolgen selten im deutschen Buchhandel Vorkommen mag. In den einfachsten Ver hältnissen einer kleinbürgerlichen Familie des kleinen thüringischen Städtchens Waltershausen herangewachsen, trat Hempcl ohne ge rade glänzende Schulkenntnisse in der Weller'schen Buchhandlung in Bautzen in die Lehre. Aber schon in dieser Lehrzeit und in einem verhältnißmäßig beschränkten Wirkungskreise zeigte sich bei Hempel ein seltenes Geschick und Talent zur Selbsterziehung. Alte und neue Sprachen wurden in rastlosem Fleiße geübt, und Hempel scheint die Beschäftigung in einer Buchhandlung in den aufstrebenden Jüng- lingsjahren recht glücklich als eine hochwillkommene Gelegenheit zur eigenen Ausbildung, zum Selbststudium ohne jegliche äußere An leitung angewendet zu haben. Kurze Zeit nach beendigter Lehre und nachdem er vorüber gehend bei Schüller in Creseld sungirt hatte, trat er eine nach damaliger Sitte recht bescheiden dotirte Gehilfenstelle im hiesigen Carl Heymann'schen Verlagsgeschäfte an. Heymann erkannte mit seinem klaren Blicke schnell die seltenen, trefflichen Eigen schaften seines neuen Gehilfen, so daß Hempel bald genug eine Vertrauensstellung zu seinem Prinzipale einnahm. Dennoch ver- anlaßte der Drang nach Selbständigkeit Hempel im Herbste 1846, unterstützt von recht bescheidenen Mitteln, sein Verlagsgeschäft zu gründen. Die ersten Erfolge waren nichts weniger als glänzend. Erst der glückliche Gedanke, die Verhandlungen des leidigen Wal- dcck'schen Prozesses nach täglichen stenographischen Berichten her- auszugebcn, hatte einen so unerwartet günstigen Erfolg, daß Hempel muthig sortarbeiten konnte. Der damaligen Strömung folgend unter nahm Hcmpel, ohne andere Fächer auszuschließen, vorzugsweise die Herausgabe populärer, namentlich historischer und natnrwissenschast- licher Werke in Lieferungen. Die unübertroffen geschickte Art, wie Hempel diese Erscheinungen dem Publicum vorzusühren wußte, hatte einen bis dahin auf diesem Gebiete kaum je erreichten Erfolg, den der Verleger durch eine rastlose Thätigkeit und bei der glücklichen Emsänglichkeit des Publicums lange Jahre hindurch auf gleicher Höhe zu erhalten wußte. Hatte Hempel bei diesen zum Theil schon umfangreichen Unternehmungen ein glänzendes Geschick als Verleger bewiesen, so sollte ein neues Unternehmen ihn aus anderem Gebiete nicht minder begabt erscheinen lassen. Als nämlich mit Ende des Jahres 1867 die Werke der vor 30 und mehr Jahren verstorbenen Autoren Gemeingut wurden, unternahm Hempel seine National-Bibliothek sämmtlicher deutschen Classiker, ein Lieferungswerk von großem Umfange. Der ungewöhn liche Erfolg, den dieses wiederum sehr geschickt beim Publicum ein- gesührte Unternehmen fand, machte dem Verleger die Beschäftigung mit dieser Herausgabe so lieb, daß er seiner nicht zu zügelnden Arbeitslust ein ganz neues Gebiet dadurch eröffnetc, daß er sich als eifriger, selbstthätiger Mitarbeiter seinen Herausgebern anschloß und in dieser unausgesetzten Arbeit das Unternehmen ganz wesentlich gefördert hat. Bis zu seinem Tode ist Hempel unablässig daraus bedacht ge wesen, durch peinliche Textesrcvision und Vergleichung mit den ersten Ausgaben seinem Lieblingsunternehmen einen dauernden Werth zu geben. Leider sollte es ihm nicht vergönnt sein, das umfangreiche Werk völlig zum Abschlüsse zu bringen. Aber auch schon das von ihm Geleistete genügt, seine Thätigkeit und Mithilfe bei der Her ausgabe unserer deutschen Classiker als eine zweifellos ganz her vorragende zu bezeichnen. Im November 1862 erwarb Hcmpel in Gemeinschaft mit seinem langjährigen Freunde Karl Wiegandt das Bosselmann'sche Berlagsgeschäst, dessen alleinige Leitung Wiegandt (unter der Firma Wiegandt L Hempel) übernahm. Nach Wiegandt's Tode übertrug Hempel 1867 die Geschäftsführung Herrn Paul Parey und asso- ciirte sich im Jahre 1869 mit letzterem, der die alleinige Leitung behielt. Die Firma dieses ausgedehnten Verlagsgeschäfts wurde 1873 in Wiegandt, Hempel L Parey umgeändert. Eine so reiche Begabung, wie sie Hempel verliehen war, hat sich leider innerhalb unserer corporativen Grenzen nur in früheren Jahren nptzbar gemacht. Der Grund hierfür liegt lediglich in einer unfern Heimgegangenen Kollegen seit Jahren beherrschenden ner vösen Verstimmung und großen Reizbarkeit, welche ihm schon vor 20 Jahren die Betheiligung an größeren Versammlungen und Debatten sehr erschwerte, fast unmöglich machte. Statt sich so nach außen zu zersplittern, wußte Hempel in seltenem Maße seine uner müdliche und erfolgreiche Thätigkeit ausschließlich auf seine nächsten Gefchästszwecke zu concentriren und hat innerhalb dieser Grenzen ein überreiches Tagewerk vollbracht. Am 15. Januar starb zu Wernigerode der Verlagsbuchhändler Hermann Nieter. Kränklichkeit bewog ihn, bald nach der vor
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