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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1877
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18771114
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4458 Nichtamtlicher Theil. LK5, 14. November. wurde. Dieses sich Bescheiden, ohne Bescheidenheit zu sein, diese Art derBedürfnißlosigkeit und dieser Mangel an Sinn für schöne Aeußer- lichkeit hat nicht wenig zum Verfall unseres Kunsthandwerkes mit beigetragen. Erst die allerneueste Zeit hat wieder angefangen, er höhte Ansprüche nach dieser Seite hin zu stellen, und denen zu ge nügen, hat auch der Verleger nicht unterlassen, sein Theil mit bei zutragen. Hr. Seemann hat es verstanden, alle bei dem Unternehmen betheiligten Kreise auch für dessen formelles Gelingen zu intercssiren, und so ist ein Prachtwerk zu Stande gekommen, das auch in seinem Aeußcren seiner Ausgabe würdig dasteht. Leider kommt das Bilder-Album nicht in den Buchhandel, in dem derVerleger die ganze Auslage von 2000 Exemplaren den Zwecken des Albertvereins überlasten hat, welcher dasselbe unter die Gewinn- gegenstände der Lotterie mit ausgenommen hat, welche er zum Besten eines Krankenhausneubaues in Dresden im kommenden December veranstaltet; und wer also von unfern Lesern in den Besitz des Albums zu kommen wünscht, möge sich in Hoffnung aus den ge wünschten Treffer an dem gedachten Liebeswerke betheiligen. Wie diese humanitäre That des Hrn. Verlegers hier mit voller Aner kennung zu verzeichnen ist, so verdient auch die Bereitwilligkeit hervorgehoben zu werden, mit welcher eine Anzahl von unseren buchhändlerischen Illustratoren die erforderlichen Holzstöcke ihres Verlages dem Herausgeber des Albums zur Verfügung gestellt haben; Namen, wie Otto und Georg Wigand, Weber, Gubitz, Cotta, Braun L Schneider, Alphons Dürr, Engelhorn, Kröner wird man immer begegnen, wo es sich um die Ausbildung des mo dernen Holzschnittes handelt, obgleich auch noch mancher Andere werthvollc Beiträge geliefert hat. MiSccllen. Die Einweihung des neuen Hauses der Deutschen Rundschau, so berichtet das Deutsche Montags-Blatt, wurde am Abend von Schiller'? Geburtstage in den Geschästslocalitäten der Hrn. Gebrüder Paetel, Lützowstraße 7, mit den sür solche Anlässe nicht mehr ungewöhnlichen Feierlichkeiten begangen. Eine zahlreiche Gesellschaft von Männern klangvollsten Namens, Abgeordnete, ge feierte Größen der Wissenschaft und Literatur, Vertreter der Tages presse, die Mehrheit Mitarbeiter jener Monatsschrift, waren der Einladung der Herren Verleger gefolgt. Die schärfsten Parteigegcn- sätze waren durch ihre Vorkämpfer im Parlamente wie in der Jour nalistik repräsentirt und vertrugen sich ganz vortrefflich unter dem versöhnenden Einfluß des liebenswürdigen Redacteurs, der ja auch in der Rundschau die verschiedensten, oft feindlichsten Geister unter derselben Fahne zu vereinigen weiß. Sybel nahm an Birchow's, vr. Kletke an vr. Kayßler's und Dernburg'z, K. Frenzel an der des Redacteurs des Montags-Blatts, Julian Schmidt an Ernst Dohm's Anwesenheit und nächster Nähe keinen Anstoß. Wir hatten das Ver gnügen, die Frackärmel von Bamberger, Kapp, Hirschfeld, dem Olym pier, von Vogel, dem Manne der Spectral-Analyse, von Nachtigal und Güßfeldt, von B. Oppen- und Stettenheim, v. F. Krigar und O. Gumprecht, von Strodtmann und H. Kruse und den Waffenrock von Max Jähns zu streifen. Und die Namensliste der hier Ver sammelten wäre noch lange fortzusetzen. — Die Bücherrepositorien und Pulte der Buchhandlung, der ganze Apparat, besser „Werkstatt der Rundschau" war unverhüllt gelassen, die Gäste sollten sehen, daß sie sich da befanden, wo jene gemacht wird. Nur das Bildniß Schiller's zeigte den Schmuck reicher Bckränzung. Und in dem großen Hinterzimmer deckte die lange Wand ein imposantes Büffet mit Batterien von Weinflaschen aus beiden Flügeln. Ehe man zum Werk der Zerstörung dieses reizenden plastischen Stilllebens schritt, betrat Julius Rodenberg den Rednerkasten, der am Fuß des Redac tionspultes stand und hielt folgende Weiherede: Meine Herren! ES ist mir die ehrenvolle Ausgabe geworden, Eie hier im Namen der „Deutschen Rundschau" willkommen zu heißen. Die Verhältnisse des Raumes zwingen mich, schon jetzt Ihre Geduld aus einige Augenblicke zu erbitten und Sie gleichsam aus der Schwelle dieser Abends und dieser Zimmer zu begrüßen. Denn wir haben Gewicht daraus gelegt, Sie in diesen Räumen zu empsangen, welche lünstig der Arbeit gewidmet sein werden. Dieselben sind viel zu bescheiden sür diese illustre Versammlung, welche Sie durch Ihre Gegenwart verherrlichen. Männer sind hier aus allen Kreisen des öffentlichen und geistigen Lebens — Größen des Heeres, der Wissenschaft und des Parlamentes, berühmte Reisende, ausgezeichnete Schriftsteller, Leiter und Führer der haupt städtische» Presse, Vertreter des hiesigen Buchhandels — und Sie Alle als Mitarbeiter, Förderer und Freunde der „Deutschen Rundschau" be trachten zu dürseu, ersüllt uns mit einem Gesühle gerechten Stolzes und ausrichtiger Dankbarkeit. Sie Alle, meine Herren, haben beigetragen, die „Rundschau" zu dem zu machen, was sie gegenwärtig ist. Einer der Herren, den ich in Ihrer Mitte zu erblicken das Vergnügen habe, hat vor einiger Zeit und an hervorragender Stelle ausgesprochen, daß mit der Existenz, Fortführung und Weiterentwicklung eines Organes, wie die „Deutsche Rundschau", sich über das rein literarische hinaus ein all gemein nationales Interesse verbinde. Mit dem vollen Gesühle unserer Verantwortlichkeit haben wir dieses inhaltschwere Wort acceptirt und unter dem Bestall der Besten auf unsere Fahne geschrieben. Meine Herren! Es ist heute der 10. November, der Geburts tag Schiller's; und wenn es jedem Deutschen wohl ansteht, dieses Tages immerdar dankbar zu gedenken, so darf auch ich wohl in Demulh und Ehrfurcht diesen hohen Namen hier aussprechen. Als Schiller im Jahre 1791 die Horen plante, schrieb er in dem für die Mitarbeiter bestimmten Prospecte Folgendes: „So weit ist es noch nicht mit der Cultur der Deutschen gekommen, daß sich das, was den Besten gefällt, in Jedermanns Händen finden sollte. Treten nun die vorzüglichsten Schriftsteller der Nation in eine literarische Association zusammen, jo ver einigen sie alle dadurch das vorher getheilt gewesene Publicum, und das Werk, au welchem Alle Antheil nehmen, wird die ganze lesende Welt zu seinem Publicum haben." — Aber ach! — „Der große Moment findet ein kleines Geschlecht!"... Selbst Schiller und Goethe vermochten der Zeitschrift das nicht zu geben, was zu ihrem Bestände nothwendig: die staatlich um einen herrschenden Mittelpunkt geeinte Nation! — In einer günsti geren Stunde hat die „Rundschau" die Worte Schiller's wiederholt, sie sand eine Nation vor und in ihr ein hinreichend starkes Interesse, um ein ernstes Unternehmen zu tragen. Jene Kreise, welche wir vorzugsweise als Träger der deutschen Bildung zu betrachten haben, und deren literarische Be dürfnisse bisher in der deutschen periodischen Literatur nicht genügend berücksichtigt worden waren: an sie haben wir uns gewandt und in ihnen den Boden gefunden, welcher seitdem kein Schwanken der Meinung mehr erschüttert hat. Und so wie bei uns daheim, ist es auch draußen im Ausiand, überall wo Deutschs wohnen. . . . Wenn wir daher den bisherigen Wirkungskreis unserer Zeitschrift überblicken, so haben wir wohl Grund, den das Wachsthum derselben begleitenden und sie fördern den Umständen dankbar zu sein. Das gewonnene Terrain zu behaupten und zu erweitern und zur Ehre des deutschen Namens die „Deutsche Rundschau" der relativen Vollkommenheit, welche sie anstrebt, immer näher zu führen: dazu, meine Herren, erbitten wir, Verleger und und indem ich Sie noch einmal in dieser unserer Werkstatt herzlich willkommen heiße, lade ich Sie nunmehr ein, an dem bescheidenen Mahle theilzunehmen, welches wir Ihnen anzubieten uns erlaubt haben -- denn um in den Worten unseres Vaters Homer zu schließen: Beides ja, höheren Muth und Freudigkeit fühlt und Erquickung, Wer mit Speise gestärkt ausgeht in entlegene Länder! Als er unter lebhaftem Beifall geschlossen hatte, begann das Souper, dessen Genüsse im Lause der Nacht nur noch einmal durch einen Vortrag unterbrochen wurden: eine Rede Bamberger's, welche in jedem Satze den Stempel seines witzigen Geistes trug. Ueberraschender Weise lief sie auf die dringende Bitte an die Presse hinaus, sich über die Weihe des Rundschau-Hauses in tiefes Schweigen zu hüllen, und um Himmels willen keine Reclame sür die Gebrüder Paetel, ja nicht einmal für den Redner selbst zu machen. Gleich zeitig aber machte er uns diese Enthaltung gerade durch seine Rede so schwer, daß wir ihm beim besten Willen den gewünschten Gefallen nicht thun können. Alle Anwesenden erhielten zum Schluß als An gedenken an das Fest die neue Auslage des anmuthigen Paul Heyse'- schenJugendwerkes: Der Jungbrunnen, Märchen eines fahrenden Schülers, in elegantester Ausstattung.
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