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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1911
- Strukturtyp
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- 1911-07-24
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1911
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- Deutsch
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8538 Mrs-nK-N,. d. Dychn. Such--»»-!. Nichtamtlicher Teil. 1K9, 24. Juli 1911. als oo ipso zum französischen Buchhandel gehörend rechnet. Auch darin dürfte seine Ansicht zu berichtigen sein, daß seine Verlagsartikel weniger in Deutschland selbst Absatz finden, da die weitreichenden Verbindungen des deutschen Sortiments über Deutschland hindurch auch nach andern Ländern gehen. Im übrigen hat Herr Fayard recht: noch vor wenigen Jahren wurde in Verlegerkreisen sehr skeptisch über seine Unternehmungen gesprochen, heute nicht mehr, und es ist, bei Licht betrachtet, auch kein Grund dafür vorhanden: Der alte 3 Frcs. 50 Cts.-Preis besteht immer noch, wenn auch im allgemeinen die Auflagen nicht mehr die gleiche Höhe erreichen mögen wir früher. Die Zahl derjenigen Leute, die sich einen neuen Roman von Marcel Prsvost kaufen wollen und die nur deshalb ein paar Jahre warten würden, um ihn dann bei Fayard zu 95 Cts. zu erstehen, dürste doch verschwindend gering sein. Die guten Autoren werden auch jetzt zu 3 Frcs. 50 Cts. noch ebenso viel gekauft wie früher; höchstens daß die Verleger im Hinblick auf die Fayardsche Konkurrenz sich geringen oder mittelmäßigen Talenten gegenüber ablehnender verhalten werden als bisher, und das wäre eher ein Segen als ein Fluch. Andererseits ist aber durch diese neuartigen Kollektionen ein sehr großes Publikum systematisch zum Bllcherlesen und -kaufen herangezogen worden, ein Publikum, das früher für den Buchhandel kaum in Be tracht kam. Das und die damit zusammenhängende Steigerung des Umsatzes aller Beteiligten ist unbestreitbar Fayards Verdienst, wenn auch das Prädikat »gut«, das er seinen Kollektionen beilegt, vielfach mehr aus die Gangbarkeit des Werkes als auf seinen Inhalt Anwendung finden dürste. Vielen dürfte dieser Ruf nach Billigkeit schmerzlich sein, aber man wird sich damit abfinden müssen; es ist eben der Zug der Zeit, und dieser scheint in Deutschland oder England ebenso stark ausgeprägt zu sein wie in Frankreich. Herr Humblot, einer der Inhaber der Firma Ollendorff, hat kürzlich einen Vortrag über die Entwicklung des französischen Ver lagsbuchhandels im 19. Jahrhundert gehalten. Es war ein inter essantes Thema über die Glanzperiode französischer Belletristik, die in ihrer ersten Hälfte Autoren wie Victor Hugo, Alexander Dumas xsrs st LIs, Müsset, George Sand, Balzac und viele andere umfaßte, in ihrer zweiten Hälfte Dichter und ihre Werke, die auch heute noch gangbar sind. Aber es dürfte viel zu weit führen, die Entstehungsgeschichte zum großen Teil heute noch bestehender französischer Verlagshäuser und die Erfolge einzelner Werke hier näher zu schildern, u. a. der »dlissrablos», desjenigen Buches, das nach der Bibel die größte Verbreitung gefunden und seinem Verleger Lacroi; Millionen eingebracht hat; auch dürfte das meiste davon schon ziemlich bekannt sein. Viel interessanter waren einige Mitteilungen über das Verhältnis einzelner zeitgenössischen Schriftsteller zu ihren Verlegern. So soll z. B. der vor drei Jahren verstorbene Franyois Coppös erst auf seinem Totenbett einen Vertrag mit seinem Verleger Lemerre abgeschlossen haben, um etwaige spätere Zwistigkeiten zwischen den Erben Coppöes und Lemerre zu vermeiden. Bis dahin hatte sich durch Jahrzehnte hindurch zwischen Autor und Verleger alles auf Treu und Glauben hin und zu beiderseitiger vollster Zufriedenheit abgewickelt, ohne daß dieses ideale Verhältnis je getrübt worden wäre. — Emiie Zola, der in seiner Jugend Buchhandlungsgehilfe bei Hachette war und in dieser Stellung den kargen Gehalt von 100 Frcs. im Monat bezogen haben soll, begann seine schriftstellerische Karriere im Verlage von Lacroix, dem eben erwähnten Verleger von Victor Hugos -I-ss Llisörsblss». Lacroix, der Zolas Bedeutung für die Literatur voll erkannt hatte, wollte ihn an seinen Verlag fesseln, und bot ihm vor läufig ein festes Monatsgehalt von 300 Frcs., damit Zola wenigstens in der Lage sei, ohne große materielle Sorgen arbeiten zu können. Doch war damals die Firma Lacroix schon im Niedergang begriffen und konnte trotz aller Mühe den Werken Zolas zu keinem rechten Erfolge mehr verhelfen. Lacroix selbst soll erst vor wenigen Jahren hochbetagt und in ziemlicher Dürftigkeit in Paris gestorben sein. Als er im Jahre 1871 die bei ihm er schienenen Werke Zolas an Charpentier (die heutige Firma Fasquellej verlauste, erhöhte dieser das Monats fixum des Dichters aus freien Stücken ans 500 Frcs., und sein Autor ist ihm dasür zeit seines Lebens treu geblieben. Bei der Abrechnung zwischen Lacroix und Charpentier stellte sich heraus, daß der Absatz der Zolaschen Werke damals noch nicht groß genug war, um das monatlich bezogene Pauschalhonorar von 300 Frcs. zu decken, sodaß Zola also noch der Schuldner seines bisherigen Verlegers blieb. Erst mit dem Erscheinen des »^ssommoir« stellte der große, anhaltende Erfolg sich ein. Heute dürste sich wohl nur schwer ein Verleger finden lassen, der einem Autor, der bis dahin nur Mißerfolge zu verzeichnen hatte, sein Honorar ans eigenem Antrieb um 40"/, erhöht. Auch von vielen anderen Schriftstellern aus der Zeit von 1880—1890, in der der moderne französische Roman seinen Höhepunkt erreichte, wie von Pierre Loti, Alphonse Daudet, Paul Bourget, Marcel Prsoost u. a. ließe sich manches erzählen. Einem der Stärksten unter ihnen, Guy de Maupaffant, war nur eine kurze Wirkungsperiode be- schieden: 1881 erschien sein erstes Buch -l-a Liaison Isllisr» und 1893 starb er, nachdem er schon über ein Jahr vorher geisteskrank und somit unproduktiv gewesen war. Es wundert mich, daß ich im Börsenblatt fast noch nie ein buchhändlerisches Fachblatt erwähnt gefunden habe, das als wohltuende Ergänzung zu der ziemlich einseitigen Liblio- graxbis äs 1» krallco erscheint und in Paris ungefähr die gleiche Rolle spielt wie bei uns die Allgemeine Buchhändler zeitung. Es ist dies die schon in ihrem 29. Jahrgang stehende -l-a läbrsiris», deren Herausgeber, Herr Charles Bayle, es verstanden hat, sein Blatt durchaus auf der Höhe zu halten. Ein Abonnement auf diese Zeitung, die u. a. eine gute Übersicht über die Neuerscheinungen des Monats, eine Liste von Antiquariats- und anderen Katalogen bringt, empfiehlt sich besonders für solche Firmen, denen die Liblio- xrspbio äs Is krsocs zu umfangreich und zu unübersichtlich und in ihrem redaktionellen Teil zu leer ist. Dasjenige Buch, nach dem zurzeit am meisten gefragt wird, dürfte wie in Deutschland und vielleicht auch in England Richard Wagners -Mein Leben» sein (Ll-r Vis, 3 Bde. 4 7 Frcs. 50 Cts. bei Pion-Nourrit L Cie.). Vorläufig ist zwar nur der erste Band erschienen; der zweite und dritte, die wohl den Absatz des Gesamtwertes wieder neu beleben werden, sind für den Herbst zurückgestellt worden. Der Erfolg des ersten Bandes wäre wohl noch größer gewesen, wenn sein Erscheinen nicht zu nahe an die stille Geschäftszeit heran geraten wäre. Jetzt fängt nämlich das heiße, staubige Paris an sich zu leeren, und auch die Buchhändler aller Arten suchen gern ein kühles Plätzchen am Strande aus. Ja, es gibt sogar einen wirklichen Buchhändlerstrand, und zwar ist dies das hübsch gelegene, von Paris bequem zu erreichende Wimereux bei Boulogne. Deutsche Herren, die die Absicht haben, ihre Ferien in einem französischen Seebade zu ver bringen, dürften in Wimereux ziemlich viel Gesellschaft von Fachkollegen finden. Ernst Walkman».
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