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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1889-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1889
- Sprache
- Deutsch
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3182 Nichtamtlicher Teil. 140, 19. Juni 1889. Nichtamtlicher Teil. Süddeutscher Buchhändler-Verein. 45. Generalversammlung Montag d. 17. Juni 1889, vorm. 9 Uhr in, großen Saale der Bürgergesellschaft zu Stuttgart. Gcschiistsb ericht erstattet durch den Vorsitzenden Herrn Egon Werlitz. Verehrte Herren Kollegen! Die dunklen Zeichen am politischen Himmel, unter denen wir im Vorjahre zusammengetreten, sind verschwunden; neue Hoffnungen beleben die Geister und Herzen und an der Stelle dumpfen Druckes beherrscht sie das Gefühl erhöhter Sicherheit, das Vertrauen auf die Dauer des so lange und oft gefährdeten Weltfriedens. Dieses Ver trauen, ohne welches der Unternehmungsgeist brach liegen muß und welches allein eine freie geschäftliche Entwickelung gestattet, laßt uns, wie auf sämtlichen Gebieten des Handels, so in unserem Buchhandel für den abgelaufenen Zeitabschnitt einen unverkennbaren Aufschwung begrüßen und damit geht auch in dieser Richtung mein am Schlüsse der letzten Generalversammlung ausgesprochener Wunsch eines Wiedersehens unter besser gestalteten Verhältnissen in Erfüllung. Ein Vergleich des in Ziffern umgesetzten Bildes der Lage von 1887/88 mit dem des jüngst vergangenen Geschäftsjahres ergiebt für den Versand über Stuttgart »ach Leipzig 31 6l0 gegen 25 343 Doppclccntncr ^-- 6267 mehr „ Wien 4 276 „ 4 320 „ — 44 weniger „ derSchweizl 723 „ 1613 „ — 110 mehr „ Elsaß-Lothr. 581 „ 500 „ — 31 mehr insgesamt 38 14V gegen 31 776 Doppclccntner — 6 364 mehr also durchweg eine Zunahme des Umsatzes, mit Ausnahme Oester reichs. In Bezug auf dieses unser Nachbarland fehlen zwar die zum Vergleiche nötigen Ziffern des Gesamtversandes aus Deutsch land; ich glaube aber nicht sehlzugeheu, wenn ich dafür dasselbe Verhältnis anuehme und als einen Hauptgrund die elenden Zoll- verhaltuisse und die dem Bücherimport übelwollenden Absichten der jenseitigen Regierung bezeichne, die Oesterreich-Ungarn nach gerade zu einem Schmerzenskind nicht nur des deutschen, sondern des Buchhandels überhaupt machen. Was die inneren Zustände des im Börsenverein organisierte» Buchhandels betrifft, so ist bedauerlicherweise Erfreuliches nicht zu melden. Ich brauche Sie nur an die Vorgänge kurz vor und während der Leipziger Messe zu erinnern, um es Ihnen zum Be wußtsein zu bringen, daß die ersehnte, notwendige Ruhe für die Existenz des sogenannten Provinzial-Buchhandels, d. h. des deut schen Buchhandels von Berlin und Leipzig abgesehen, noch immer nicht cingctreten, daß sie vielmehr durch das Vorgehen des gesamten Berliner Buchhandels auss empfindlichste gestört worden ist. Die Meinungsverschiedenheit über den Weg, wie die Frage endgiltig zu lösen und diese Schwierigkeit angesichts der Machtverhältnisse bezw. der Haltung einer großen hauptsächlich in Berlin und Leipzig vertretenen Verlegergruppe zu beseitigen sei, hat dazu geführt, die Meinung der Hauptversammlung einzuholen. Sie wissen, daß dieselbe niit großer Mehrheit der vertretenen Stimmen eine ver schiedene von derjenigen des damaligen Börsenvereinsvorstandes, dagegen dieselbe mit der des Schöpfers der revidierten Börsen vereinssatzungen war und daß folgerichtig die Amtsniederlegung des Vorstands und die Wahl eines neuen Vorstands mit Herrn! Kommerzienrat Adolf Kröner an der Spitze stattfnnd. Sie wissen ferner, meine verehrten Herren Kollegen, daß unter den abtretenden Vorstandsmitgliedern Ihr dermaliger Vor steher, meine Person, sich befunden hat und Sie können sich denken, daß sich meine Ueberzeugung nicht geändert hat. Ich will jedoch an dieser Stelle meine Zweifel, ob die Krisis vermieden werden kann, und meine Befürchtungen, daß ein Hinausschieben derselben verhängnisvoll werden könne, weder begründen noch weiter verfolgen; ich will vielmehr betonen, daß ich dem neuen Börsenvereinsvorstand und seinem in manchem Sturm bewährten Führer, und zwar gerade wegen meiner Befürchtung einen vollkommenen Erfolg wünschen muß; ja es ist mein herzlicher Wunsch und darin fühle ich mich vollkommen eins mit Ihnen, daß ihm das kühne Werk, das er mit Mut und unbezwcifeltcm Wollen des Guten anstrebt, die Rettung des deutschen Buchhandels, auf dem von ihm gewählten Wege gelingen möge! Entschuldigen Sie meine Abschweifung und lassen Sie mich nun, meine Herren, auf die besonderen Angelegenheiten unseres Vereins zu sprechen kommen. Wie Sie aus der dem Einladungs schreiben zu dieser Versammlung beigegebenen Liste ersehen, hat die Zahl unserer Mitglieder um Eines abgenommen; die unbe deutende Abnahme ist jedoch laut dem Nachweis des Personal bestandes nicht sowohl dem abnehmenden Interesse am Verein, als, in nicht weniger als 9 Fällen, geschäftlichen Veränderungen zuzuschreiben, und fast durchweg auf den Rücktritt älterer Mit glieder aus dem Buchhandel überhaupt oder durch Hingang aus dem Leben zurückzuführen. In letzterer Hinsicht haben wir zu unserem Schmerze auch für das vergangene Gefchäftsjahr schwere Verluste zu verzeichnen. Am 18. September v. I. verstarb auf seinem Schlosse Serach bei Eßlingen unser hochverehrter Vereinsgenosse der Freiherr Carl von Cotta, ein Buchhändler, der, auch abgesehen von seinem großen Namen, unserem Stande zur höchsten Zierde gereicht hat. Das Leben dieses Mannes ist Ihnen aus der Tagespresse, deren be deutendere Organe sich sämtlich mehr oder weniger eingehend aus gesprochen haben, hinlänglich bekannt?) Seine buchtechnifche Lauf bahn begann er als Volontär im Hause E. F. Steinacker in Leipzig und setzte sie in der Buchdruckerei von Giesccke L Dcvrient daselbst fort, um nach längeren Reisen im Ausland zum Zweck allgemeiner und geschäftlicher Ausbildung im Jahre 1863 die alleinige Leitung des väterlichen Geschäftes zu übernehmen. Seine Wirksamkeit in demselben erstreckte sich vor allem auf die Erhaltung des altberühmten Klassikerverlags, den er gegen eine ungeheure Konkurrenz zu verteidigen hatte. Der vornehme Zug des Hauses Cotta, den der Erbe großartiger Ueberlieferungen nie mals verleugnete, machte ihm die Lösung dieser Aufgabe nicht leichter; nichtsdestoweniger wußte er die vielen Hindernisse zu überwinden, und heute noch stehen die Klassikerausgaben seiner Firma, was gleichzeitig elegante Ausstattung, Korrektheit der Texte und Preiswürdigkeit anbetrifst, unerreicht da. Dabei lag ihm aber der Ausbau des gediegenen schönwissenschaftlichen Verlages am Herzen, und Namen wie Dahn, Grillparzer, Putlitz, Redwitz, Schack, sind Zeugen dafür, daß er diesem Ziele mit Energie und Erfolg nachstrebte. Ich brauche Sie ferner nur an Verlagsunter nehmungen wie die mit der Firma Gebrüder Kröner gemein schaftlich unternommene Bibliothek der Weltlitteratur, an die Lebcrtschcn Klavierwerke, an Gregorovius', Rankes, Sybels, Stälins geschichtliche, an F. Wischers, Rümelins, Düntzers, Simrocks Philo logische und ästhetische Werke, endlich an Bluntschli, Roscher, L. v. Stein zu erinnern, um Ihnen die Bedeutung Carl von Cottas als Buchhändler lebendig vor Augen zu führen. Es lag nicht in der Art des Verstorbenen, seine Person in der Öffentlich keit hervortreten zu lassen. »Der Dahingeschiedene,«- sagt die Witwe in einem eigenhändigen Dankschreiben auf die Beileids- *) Vrgl. a. Börsenblatt 1888 Nr. 257 u. 259. Red. d. Bbl.
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