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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1911
- Strukturtyp
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- 1911-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1911
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^ 92. 22. April 1911. Nichtamtlicher Teil. Fabrikanten durch Vermittlung von kleinen und unverantwort lichen Zwischenhändlern und Reisenden direkt mit chinesischen Abnehmern in Verbindung zu treten suchen. Uber die Folgen dieser Handlungsweise sind die Fabrikanten sich augenscheinlich nicht klar. Bei der Undurchsichtigkeit der chinesischen Geschäftsführung und des chinesischen Rechnungswesens ist es selbst den seit Jahren in Schanghai ansässigen Firmen, die über erfahrene Compradores und über ein geschultes eingeborenes Personal verfügen, nicht immer leicht und möglich, über die finanzielle Lage ihrer Kunden zuverlässig unterrichtet zu sein und in viel höherem Maßstabe ist dies bei Zwischenhändlern der Fall, die weder selbst eine ein gehende Kenntnis des Platzes, noch gute Compradores haben. Indessen kann man den Lieferanten, welche direkt mit chinesischen Firmen arbeiten wollen, ja keine Vorschriften machen und die selben müssen wissen, was sie tun. Es wird nun berichtet, daß neuerdings europäische Lieferanten, darunter auch deutsche, so weit gegangen sind, auf chinesische Be- steller Tratten mit der Klausel — Auslieferung gegen Akzept — zu ziehen, was mit anderen Worten einen Blanko-Kredit meint. Es liegt hierin ein großes Risiko, denn wenn die chinesische Firma in Schwierigkeiten gerät, so verschwindet in der Regel der Inhaber derselben nebst einem Teil des Personals, und der europäische Lieferant, dessen Waren ja bereits ausgeliefert sind, erleidet in olchen Fällen einen Total-Verlust, zumal da die chinesische Gerichtspflege so unzulänglich ist, daß auf eine Hilfe durch diese kaum gerechnet werden kann. Solange sich der direkte Geschäftsverkehr mit Chinesen auf der Basis von Zahlung in Europa bei Ablieferung oder von 60 resp. 90 Tage Sicht-Tratten, Auslieferung gegen Zahlung hält, ist noch eine gewisse Sicherheit vorhanden; der europäische Ab- schiffer hat, wenn der Chinese falliert oder aus irgendwelchen Gründen Abnahme verweigert, doch die Waren in der Hand, wenn auch deren anderweitiger Verkauf in den meisten Fällen nur mit Verlust geschehen kann. Bei der angeborenen Neigung der Chinesen zum Spekulieren und ihrer großen Gewandtheit, jedes gebotene Entgegenkommen zu mißbrauchen, wird die Fortsetzung des direkten Verkehrs mit Chinesen auf der Basis — Auslieferung gegen Akzept — die baldige und natürliche Folge haben, daß chinesische Schwindel firmen entstehen, welche die erwähnte Erleichterung in rücksichts loser und unredlicher Weise ausbeuten. Es muß deshalb davor gewarnt werden, auf chinesische Firmen zu ziehen mit der Klausel — Auslieferung gegen Akzept — eng lisch: clooument.8 SAg-ivst u-eeeptavee. Jedes Eingreifen in die Geschäftsverhältnisse Schanghais, wodurch das bewährte Kassa-System beiseite gesetzt und an Stelle desselben Kredit gewährt wird, muß sich früher oder später an dem Kreditgeber rächen. (Aus den im Reichsamt des Innern zusammen gestellten Nachrichten für Handel und Industrie.) Bordatieruug von Büchern. — Anläßlich des Erscheinens von Professor Münsterbergs Aufsatz über das Amerika-Institut in Nr. 81 d. Bl. ist die Frage aufgetaucht, ob die Vordatierung von Büchern nicht den Verlust des Copyright zur Folge haben könne. Die Frage ist insofern von Wichtigkeit, als ein großer Teil der jeweils gegen Ende des Jahres — oft schon im Herbst — er scheinenden Bücher mit der nächstfolgenden Jahreszahl zur Aus gabe gelangt. In unterrichteten Kreisen ist man in der Tat ge neigt, anzunehmen, daß der Vermerk »Copyright 1911« in einem Buch, das noch im Jahre 1910 zum Copyright angemeldet wurde, als den Vorschriften nicht entsprechend und somit als ungültig betrachtet werden könnte. Ohne in eine nähere materielle Prü fung der Sache einzutreten, würden wir doch in jedem Falle empfehlen, Bücher, die diesen Herbst auf dem Titelblatt für 1912 vordatiert werden, mit dem Copyright-Vermerk von 1911 zu versehen. Petition um Einführung von 13 und 23 H Marken. — Eine Anzahl Stuttgarter Reisebuchhandlungen hat sich an die Königliche Generaldirektion der Württembergischen Posten und Telegraphen in Stuttgart mit nachstehendem Schreiben gewandt: Wie Ihnen bekannt ist, versenden wir jeden Monat Tausende von Nachnahmen nach Deutschland und Österreich, die, da sie als Drucksache versandt werden, mit 13 bzw. 23 H frankiert werden müssen. Außer den vielen Reisebuchhandlungen, die es in Deutschland gibt, werden wahrscheinlich auch sehr viele Versand- geschäste anderer Branchen ihr Inkassoverfahren in ähnlicher Weise handhaben, also rückständige Beträge mittels Drucksachen nachnahme einziehen. Wir erlauben uns deshalb hiermit die Anregung, in gleicher Weise, wie es beispielsweise in der Schweiz geschah, wo schon vor vielen Jahren 12 Cts.-Marken hergestellt wurden, zur Frankierung derartiger Nachnahmen 13 H- und 23 ^-Marken Herstellen zu lassen. Nach. Lage der Sache müssen wir der Über zeugung sein, daß sich die Herstellung solcher Markenwerte rentieren wird, da bei deren Verwendung nicht nur der Absender, sondern auch die Post nur die Hälste der Arbeit hat, weil nicht zwei, sondern nur eine Marke zu behandeln ist. Sollte je unsere Anregung zur Folge haben, daß durch die Post verwaltung eine Umfrage in irgendwelcher Form stattfindet, so möchten wir schon im voraus darauf Hinweisen, daß die Einholung eines Gutachtens der Handelskammern wenig Wert haben würde, da diese die Bedürfnisse des Reisebuchhandels und überhaupt aller der Firmen, die jeden Monat viele Drucksachennachnahmen versenden, zu wenig kennen dürften. In erster Linie wären also, wenn die Postverwaltung auf die Anregung eingeht, die Reise buchhändler zu hören, und wir würden auf Wunsch gern bereit sein, die Adressen der hauptsächlichsten in Deutschland in Betracht kommenden Firmen namhaft zu machen. Falls die Königliche Generaldirektion der Württembergischen Posten und Telegraphen es für angebracht halten sollte, daß wir uns mit unserer Anregung unmittelbar an das Kaiserliche Reichs postamt wenden, wären wir auch dazu gern bereit. Auf jeden Fall ist die ganze Sache sehr wichtig, besonders wenn, wie auch wir jetzt, sich noch andere Firmen zu der Anschaffung irgendeiner der neuen Portokontroll-Markenaufklebemaschinen entschließen sollten, da die Anbringung mehrerer Markenwerte auf einer Post sache durch diese Maschinen immerhin etwas schwierig ist. Einem geneigten Bescheid sehen wir gern entgegen. Stuttgart, den 18. April 1911. Hochachtungsvoll (gez.) H- O. Sperling — Häusler L Teilhaber — Literarische Anstalt Minerva Hille L Co. — Philipp Brücker Kathol. Bücher und Schriften-Verlag — Otto Ehlert — Buchhandlung Eulen haus Georg Lehmann, Cottastraße 63 — Jakob Rath — Stutt garter Verlagsgesellschaft m. b. H. Vogel — ppa. Süddeutsches Verlags-Institut. Rebmann. Gleichzeitig wurde dem Verein der Reisebuchhändler in Berlin Kenntnis von diesem Schreiben gegeben und angeregt, eine gleiche Eingabe an das Reichspostamt in Berlin zu richten. Publikum und Kunst. — Die Grazer »Tagespost« ver öffentlicht Aussprüche einiger hervorragenden Männer über die Beziehungen zwischen Publikum und Kunst. Von diesen Meinungsäußerungen lautet die Oscar Wildes recht tröstlich für kleine Talente: »Das Publikum fühlt sich am wohlsten, wenn eine Mittelmäßigkeit zu ihm redet.« C. M. v. Weber behauptet indirekt das Gegenteil: »Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Ge samtstimme des Publikums beinahe immer gerecht ist.« Bei Friedrich Hebbel findet man dagegen die Ansicht: »Das Publi kum beklatscht ein Feuerwerk, doch keinen Sonnenaufgang.« Emile Zola meint: »Sobald die Menge nicht mehr begreift, lacht sie.« Franz Liszt wiederholte, sobald das Gespräch auf dieses Thema kam, sein Wortspiel in Küchen-Latein mit in grimmigem grammatikalischen Schnitzer: »Kluväu8 vult Lekunäus.« Die enttäuschte Schriftstellerin. — Eine hübsche Geschichte von der schmerzlichen Enttäuschung, die einer amerikanischen Schriftstellerin unlängst in Deutschland widerfahren ist, wird im letzten Heft des »Look LLonttchv« erzählt. In keinem Lande ver mögen bekanntlich beliebte Schriftsteller, insbesondere Roman- dichter, einen so großen Absatz zu erzielen wie in Amerika, und amerikanische Schriftsteller sind deshalb auch gewöhnlich sehr enttäuscht, wenn sie erfahren, welche im Vergleich zum ameri kanischen Absatz meistens sehr niedrigen Verkaufsziffern ihre Werke in England und dem übrigen Festland erzielt haben. 643-
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