^ SS, 24. April 1911. Künstig erscheinende Bücher. Börs-Nbl-It I. d. Dtschn. D»ch««ndii. 5011 Wir versandten soeben Prospekt über nachstehende Bücher: Hermann Kroepelin ^ Harte Ehen Roman. Geheftet 4 Mark, gebunden 5 Mark Dieser Roman zeichnet sich durch eine Eigenschaft aus, die, entgegen dem Anschein, in der deutschen erzählenden Literatur noch immer selten ist: durch seinen herzhaft zugreifenden Rea lismus. Er gibt nicht Hoch-hinaus-gefabeltes, sondern ein Stück Familien- und Eheleben, ein Stück Norddeutschland, wie es wirklich ist, wie es lebt und sich treiben läßt. Es ist Durch schnitt, Alltag, Prosa, was der Verfasser uns vor die Augen stellt; und es gehört keine geringe Kraft dazu, den Durchschnitt, den Alltag, die Prosa so treu und durch romanhafte und romantische Gelüste unverführt hinzuzeichnen. Was in diesem Buche geschieht: durch schnittliche Liebe, Ehe mit bürgerlich temperierter Hingabe, banaler Tod, Witwentum, häusliche Sorge, eine neue, nicht legitime Leidenschaft, die böse ausgeht, das geschieht alle Tage und überall; das Dargestellte ist nicht selten, aber die Darstellung ist selten, und ist es um so mehr, als Kroepelin es versteht, sie in seiner bewußt spröden Linienführung ganz aus den Dingen, den Menschen und Verhältnissen natürlich und überzeugend zu entwickeln. Emil Ludwig Manfred und Helena Roman. Geheftet 3.50 Mark, gebunden 4.50 Mark Es wird das Kampfspiel zweier liebenden Naturen dargestellt, des sinnlich befangenen Künstlers und der in ihrem Geheimnis verwirrend und drohend eingesponnenen Frau. Südliche romantische Landschaften bilden Hintergrund und Spiegel des Kampfes, unter dessen Oberfläche von graziösem Spiel, Genuß und Glück sich verhängnisvoller Ernst vorbereitet. Die vorübergehende, bewußt und hochmütig ertragene Liebe der Frau zu einem jungen Reiteroffizier läßt den jungen Gatten fliehen; und erst fern von ihr findet er eine liefere Sehnsucht nach ihr, als die allzu ästhetische der ersten Zeit. Über die große Trennung streben beide zueinander hi» und finden sich endlich in einer echten, erprobten Harmonie wieder. Dieser Abriß der Handlung läßt indessen nicht erkennen, worin die Eigentümlichkeit und der Wert des Buches besteht, das gar kein Roman im üblichen Sinne ist, sondern in seiner gesteigerten Prosa, in dem stürmischen Tanz und Rhythmus seiner Entwicklung einem dithyrambischen Gedicht ähnelt. S. Fischer, Verlag, Berlin