^ 117. 22. Mai 1911. Künftig erscheinende Bücher. «Srlniilatt I. d. Dtlchn. Buchhandel. 8247 lchkiMtli Anselm KuerbaM Briefe an seine Müller bedeuten für die gesamte gebildete Welt einen auserlesenen literarischen und künstlerischen Genuß. Sie gehören nach Inhalt und Form zu den stärksten Äußerungen, die jemals persönliches Temperament, unruhig schwankend zwischen den Gegensätzen innerer Selbstbewußtheit und äußerlichem Sehnen nach An erkennung, hervorgebracht hat. Das Pathos, nach dem wir uns in der Kunst heute wieder sehnen, die Begeisterung für das wirklich Bleibende und über alle Zeit Linausweisende, hier führt es die allereinfachste und darum die überzeugendste Sprache der Welt: die eigene Schicksalsbeschreibung eines Sohnes für seine um ihn bangende Mutter. Der moderne Mensch wird sich im Chaos der widerstreitenden Kunst richtungen unserer Tage an diesen Bekenntnissen eines Künstlers aufrichten, dessen Kunst heute allen Parteien für das Größte gilt, was das Jahrhundert Goethes in Deutschland auf dem Gebiet der Malerei hervorgebracht hat. Im Mittelpunkt der gesamten Feuerbach-Literatur wird naturgemäß fortan dieses einzige Bekenntnisbuch stehen, bei dem es sich nicht um zurechtfrisierte Memoiren, sondern um Ausbrüche einer ungebändigten, glühend wogenden Künstler- seele handelt, deren elementare Kraft äußere Rücksichten nicht kennt. Was speziell den Inhalt des ersten, zunächst erscheinenden Bandes betrifft, so existiert vielleicht kein zweites Buch, in dem der glückliche Jugendstolz des Künstlers so stark und schön hervorglänzt: man sieht förmlich des jungen Anselm Feuerbach Helle Augen, die allen Widrigkeiten zum Trotz siegessicher in die Zukunft schauen.