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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-08-10
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1911
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- Deutsch
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^ 184, 10, August 1911, Nichtamtlicher Teil, KSrieuvtE s. Sr. Ltschrr. Suchycmsel. 9049 die zum Warenhaus abschwenken, weil sie bester bezahlt werden, als es der Buchhandel kann und will. Bringen sie bei Eintritt in den neuen Dienst gute Fachkenntnisse mit, so werden sie im Warenhausbetrieb in kurzer Zeit zu guten und rechnenden Kaufleuten gedrillt. Denn es gibt im Warenhandel kein gesünderes, reelleres und nüchterneres kaufmännisches Denken, als im Warenhaus, Diejenigen aber, die tüchtige Fachleute sind und keine Kaufleute werden können, werden bald wieder, sagen wir mit einem höflichen Fremdwort: eliminiert. Der Warenhauseinkäufec oder Abteilungsleiter hört sich zunächst jede Offerte an und prüft sie. Er ist aber ab hängig von seinem »limited«, das er nicht überschreiten darf ohne ausdrückliche Genehmigung, Das Limit wird festgesetzt von Quartal zu Quartal oder von Monat zu Monat und richtet sich nach dem jeweiligen Umsatz der Vorjahre, Hier durch bleibt sein Lagerbestand bzw, der Lagerwert immer in der Grenze des Umsatzes, Infolgedessen kauft der Einkäufer dem Saisonbedars entsprechend ein. Den Verkausspreis bestimmt er nach einer aus Grund statistischer Berechnungen genau nach oben und nach unten festgesetzten Verdienstgrenze, Die Kunst des Einkäufers be steht nicht nur in der richtigen Auswahl der Ware, sondern, da nur gegen bar gekauft wird, in möglichst vorteilhafter Preisstellung, Trotzdem wird bei den vornehmen Waren häusern selten gehandelt. Entweder der Preis sagt zu oder das Angebot wird abgelehnt. Die allgemeine Propaganda des Warenhauses und die hierdurch, sowie durch den Ruf der Firma hervorgerufene Frequenz hebt natürlich den Absatz der Ware, Die großen Tage hat die Abteilung gewöhnlich dann, wenn sie ein Inserat in den am meisten gelesenen Tagesblättern gehabt hat. Selbst für den Kenner der Verhältnisse ist cs erstaun lich, mit welcher Geschicklichkeit die Inserate oft abgefaßt und wie rasstniert sie zusammengestellt sind. I» dieser Beziehung haben einige Einkäufer gerade auch im modernen Antiquariat Schule gemacht. Es werden säst nur gute Bücher vertrieben, und der Nachdruck wird meist auf bekannte Autornamen gelegt. Doch ist es ein Irrtum, wenn man annimmt, daß ein gut ge leitetes Warenhaus nur billige Unterhaltungsliteratur in Masten absetze. Von kunstgeschichtlichen oder wissenschaft lichen Werken, besonders auch von Reisebeschrcibungen und ähnlichen Erscheinungen werden im Warenhaus große Partien verbraucht. Einen Hauptartikel des modernen Antiquariats im Warenhaus bilden Klassiker, Jugendschristen und Bilder bücher, Was der moderne Antiquar besonders vom Warenhaus buchhandel lernen sollte und was einige bereits gelernt haben, ist die Kunst, die Ware richtig auszuftellen. Ein Warenhauseinkäufer, der tüchtigsten einer, kaufte 10 000 Bändchen einer Sammlung, Sie ging nicht mehr im modernen Antiquariat. Er nahm die Bände aus den Schutzkartons und richtete große Stapel auf. Das Publikum sah die hübschen Einbände und riß sich um die Bücher. Die Folge war, daß die Sammlung nach einem weiteren Halbjahr einer der am meisten begehrten Artikel des modernen Antiquariats wurde, obgleich er längst totgesagt war. Solcher Beispiele ließen sich mehrere anführen. Die hauptsächlichste Klage über das Warenhaus führt der moderne Antiquar wegen der Preisunterbietungen, Im allgemeinen kann man sagen, daß Artikel reeller Lieferanten nicht allzu großen Preisschwankungen unterworsen sein können, wenn cs sich um gangbare Ware handelt. Hat sich der Großantiquar jedoch in seinen Erwartungen getäuscht, geht das Buch bei ihm nicht, so bleibt ihm als einzige Rettung für den Absatz meist nur das Warenhaus. Selbst Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. wenn er dem modernen Antiquar eine noch so billige Offerte macht, wird dieser nur selten ein Buch wiederkaufen, das sich bei ihm als nicht gangbar gezeigt hat. Der Warenhaus einkäufer ist Kaufmann, Geht ein Buch zu 95 H nicht, so geht es vielleicht zu S5 H, Er geht das Risiko ein, auf diese Weise große Posten an sich nicht gangbarer Ware zu billigen Preisen herein zunehmen, und hat hierdurch oft überraschende Erfolge, So entstehen Preisunterbietungen. Ein Großantiquar, der etwas auf den Ruf seiner Firma hält, wird in solchen Fällen an standslos seinen Kunden die Ware zurücknehmen, um sich die Geschäftsverbindung zu erhalten. Für die weitere Un annehmlichkeit, daß das Publikum durch den Preissturz stutzig gemacht wird und das Warenhaus dem Spezialgeschäft vor zieht, kann er ihn nicht entschädigen. Das moderne Anti quariat ist eben ein Geschäft, das durch die Konjunktur ge regelt wird und bei dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. In anderen Branchen ist es ja ebenso, — Übrigens hat in dieser Richtung der oben erwähnte Mindest verkaufspreis vieles gebessert. Besonders gefährlich sind, im Gegensatz zu den oben geschilderten, diejenigen Warenhäuser, die keine eigentliche buchhändlerische Abteilung haben, sondern die, von Nicht fachleuten geleitet, die Bücher als Lockmittel für ihre andern Waren betrachten. Meist find sie nicht dem Buchhandel an geschlossen, um auch mit Sortimentsartikcln schleudern zu können. Eine bestimmte Art Firmen, die zum Teil heute recht bedeutende Umsätze machen, trägt ihnen die Ware zu. Daß sich darunter sehr gewissenlose Herren befinden, ist er wiesen. Diese Warenhäuser sind deshalb so gefährlich, weil sie bestimmte Warengruppen, deren regulärer Vertrieb sich ihnen nicht lohnt, milsührcn, ohne hierbei ihre sonstige, gesunde, kaufmännische Kalkulation anzuwenden. Es spielt ja bei dem geringen Umsatz, auf ihren ganzen Betrieb gerechnet, keine Rolle, wenn an dieser Ware nichts verdient wird. Diese Firmen haben sich speziell auf das moderne Antiquariat geworsen und drücken, im Gegensatz zu den großen, vor nehmen Warenhäusern, die Preise bei ihren Lieferanten bis zum Äußersten. Es sei hierbei erwähnt, daß es von weiser Voraussicht zeugte, als der Vorstand des Börsenvereins seiner zeit die Warenhäuser durch Befürwortung einer jetzt an der Spitze stehenden Persönlichkeit zur Einhaltung der Verkauss- bestimmungen verpflichtete. Gegen diejenigen Warenhäuser, die sich diesen nicht fügen, kann nur die Selbsthilfe der modernen Antiquare und besonders der größeren Firmen einer Stadt helfen. Jedem verständigen Großantiquar wird der gleichmäßig und solid disponierende Abnehmer lieber sein, als der wilde Kunde, von dessen Laune» er abhängig ist. Wenn sich daher einige Firmen zusammentun und die Verbindungen mit denjenigen Lieferanten abbrechen, die einem nicht angeschloffenen Waren haus der Stadt liefern, so muß dieses den Artikel aufgeben oder den Anschluß suchen. Denn es kann sich wohl Sorti ment aus dritter Hand besorgen und trotzdem noch damit schleudern, schwer jedoch bestimmte Artikel des modernen Antiquariats. In einigen Städten haben aber die Kollegen das falsche Prinzip, daß sie, weil ein Warenhaus mit Büchern schleudert, einstimmig erklären, sie führen überhaupt kein modernes Antiquariat mehr. Die Folge davon ist, daß der Reisende, von dem Umsatz verlangt wird, allein auf die Kundschaft des Warenhauses angewiesen ist. Dieses erhält dann günstige Offerten, nutzt seine Monopolstellung durch Preisdrückerei aus und reißt in kurzer Zeit das Geschäft an sich. Das Publikum gewöhnt sich, im Warenhaus seinen Bücherbedars zu decken, und aus dem gelegentlichen Schreier wird eine harte, dauernde Konkurrenz. Der älteste Praktiker im Warenhausbuchhandel, der eine führende Stellung mit gutem Recht einnimmt, sagte mir: 1l?s
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