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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1924
- Strukturtyp
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- 1924-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1924
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Redaktioneller Teil. X- 183, 6. August 1924. beigefügt ist, binnen einer Minute erledigt sein. Sollten die maßgebenden Vereine nicht ihren Einfluß auf die Verleger nach der Richtung einer so einheitlichen und glatten Berechnung gel tend machen? Der Preis der Bücher kann ja in Goldmark an gegeben sein, aber die Endsumme soll aus österreichische Kronen lauten. » . « Viele reichsdeutsche Firmen haben nicht bei der Postspar kasse, sondern bei irgendeiner Wiener Bank ihr Konto, und sie beordern in diesem Falle die Zahlung der Rechnung an die Wiener Bankverbindung. Dagegen ist nichts zu sagen, und jeder Wiener Sortimenter wird einem solchen Aufträge gewissen haft entsprechen. Aber es geh! nicht an, wie es mitunter ver sucht wurde, daß der Verleger bei einer solchen Zahlungsanwei sung die Bemerkung anknüpft: -Auf Gefahr des Sorti menters». Das nenne ich den Bogen übcrspannen und dem Sortimenter ein Risiko aufhalsen, das er nicht tragen kann und das nicht im Sinne der Geschäftsverbindung liegt. Der Schuld ner hat, meines Erachtens, seine Verpflichtung erfüllt, wenn er die Zahlung an die vom Verleger bevollmächtigte Bankfirma geleistet hat; über die Vertrauenswürdigkeit der letzteren sich zu vergewissern, ist Sache des Verlegers; natürlich kann auch bei strengster Vorsicht der Fall eintreten, daß der Verleger zu Scha den kommt; aber ein solcher trauriger, glücklicherweise höchst sel tener Fall kann unmöglich dem Sortimenter, der seiner Zah lungspflicht zeitgerecht nachgekommen ist, ausgehalst werden. Es scheint übrigens, daß die Zeiten der Finanzkrise für Wien vor über sind und sich wieder sichere Verhältnisse in der Bankenwelt einbürgern. Unsere Großbanken stehen nach wie vor unerschüt tert da, und die Vergrößerung der ihnen zufließenden Barein lagen zeigt das wiedererwachte Vertrauen des Publikums. Auch der Wiener Buchhandel zeigt im allgemeinen beruhigtes und beruhigendes Aussehen. Es mag ja sein, daß eine oder die andere Firma am Fälligkeitstage eines großen Postens nur eine Teilzahlung leistet oder daß einmal ein Zahlungstermin hinaus geschoben wird, aber Zahlungseinstellungen, wie sie im Waren handel infolge der Geldnot, Kreditentziehung usw. täglich in nicht geringer Zahl verlautbart werden, hat es bis aus einen, im Grunde unwesentlichen Fall im Wiener Buchhandel nicht gegeben. . . » Die Buch Werbung durch das Schaufenster wird in Wien eifrig und meist in geschmackvoller Weise betrieben. Der Rikola Verlag schrieb einen Wettbewerb mit Preisen für die wirkungsvollst arrangierte Schaustellung seiner Verlagsartikel aus, und das Publikum hatte somit die Gelegenheit, die Reich haltigkeit des Verlages zu sehen und gewissermaßen einen Tätig keitsbericht von ihm zu empfangen. — Eine Firma errichtete für Monatsdauer ein Schaufenster, betitelt: -Ostasiatische Kunst--; im Hintergrund hob sich die Figur einer ostasiatischen Gottheit hervor, und der ganze Raum des Fensters war mit Werken über asiatische Kunst angefüllt; unter den Prachtwerken gab es manch: sehr seltene und wertvolle Ausgaben. — Das Wiener Austreten des berühmten französischen Boxers Carpentier traf zeitlich mit dem Kant-Erinnerungstage zusammen; so konnte es nicht Wun der nehmen, daß eine Buchhandlung das eine Schaufenster den Werken über den Boxsport einräumte und zu dessen Ausschmückung sogar ein Paar echte Boxerhandschuhe verwendete, während das benachbarte Fenster mit Schriften von und über Kant angefüllt war. Zur Ehre des Wiener Publikums sei bemerkt, daß, wie mir mitgeteilt wurde, die Schriften des Philosophen beim Pu blikum mehr Absatz fanden als selbst die deutsche Übersetzung eines von dem Boxerkönig verfaßten Lehrbuchs über den Faust kamps. Die Reisezeit veranlatzte eine andere Firma, den Hinter grund eines Schaufensters mit der flott hingeworfenen, sehr grotesken bildlichen Darstellung einer Alpenlandschaft zu ver sehen und aus ihr ulkige Verse über die Notwendigkeit der Anschaffung von Reiseführern anzubringen; zu Füßen der Landschaft waren sodann Reisehandbücher, Alpcnführer und andere einschlägige Literatur in buntem Durcheinander ausgc« breitet. Absonderlicher und eigentümlicher nahm sich das Schau fenster einer anderen Firma aus, das mit Waffen geziert war, die den Kriegsgeräten einer Jndianertruppe zu entstammen schie nen; sie lenkten die Aufmerksamkeit des Publikums auf die rund herum gruppierten Werke über abenteuerliche Fahrten und Rei sen, Forschungen und Entdeckungen usw. Es ist anzunehmen, daß alle diese Anstrengungen, die Blicke der Vorübergehenden in angenehmer Weise zu beschäftigen und zu fesseln, nicht ohne Erfolg geblieben sind, und wenn auch zweifellos manche Literaturgebiete — wie z. B. die Klassiker — auffallend still liegen, so gibt es doch ein paar Namen, die sich als sehr zugkräftig bewiesen haben, wie z. B. Tut-ench-amun, Tarzan, Ossendowski u. a. " » " An einer Erscheinung des wirtschaftlichen Lebens des Wie- ner Buchhandels kann der Chronist nicht vorübergehen. In jener halbverflossenen Zeit, da die Krone täglich mehr entwertet wurde — ein Prozeß, der dank der zielbewutzt vorgehenden Re gierung seit Jahresfrist zum Stillstand gekommen ist —, hielten es einige kapitalkräftige Firmen, wie auch solche, denen ein Bankkredit zur Verfügung stand, für rötlich, dem allgemeinen Rufe: -Sachwerte kaufen!» auch im Buchhandel nachzukommen. Die Chefs oder ihre Prokuristen reisten also nach den buchhänd lerischen Zentralorten Leipzig, Berlin, München, zeigten den großen Verlegern die mitgebrachten, aus imponierende Beträge lautenden Schecks und schlossen zu außergewöhnlichen Nabatt- sätzen große Bestellungen auf Werke ab, die sie bisher als Lager artikel bezeichnen konnten und von deren Absatzfähigkeit sie auch für die Zukunft die beste Meinung hatten. Die stattlichen Kisten wurden in Waggons nach Wien verfrachtet und hier in den Ma gazinen, Kellerräumlichkciten, ja, wie es heißt, teilweise in der Wohnung des Chefs eingelagert. Ließ der Absatz ans Publi kum Wohl zu wünschen übrig, so tröstete man sich mit der Über zeugung, daß man in dem ungewöhnlich großen Bücherlager ein Mittel gegen die Entwertung der Krone in Händen habe. Aber die Krone wurde stabil und das Lager nicht nennenswert geringer, ja, es zeigte sich, daß das Publikum für gewisse, noch vor einiger Zeit sehr beliebt gewesene Autoren kein Interesse mehr hatte. Diese Umstände hatten zur Folge, daß Vertreter zu den Sortimentern geschickt wurden, denen sie tadellose Exem plare der im Großen eingekausten Werke spesenfrei zu einem namhaft niedrigeren als dem Verlegerpreise anboten. Wie man mir sagt, zeigte sich die Kauflust schon wegen der stillen Som mersaison nicht eben groß. Und es ist anzunehmen, daß, wenn im Herbst die Schwalben fort- und die Reisevertreter der deut schen Verleger nach Wien ziehen, manches Angebot mit der Be merkung: -Ihre Bücher kann ich hier in Wien franko Haus viel billiger bekommen» beantwortet werden wird. Wien, Ende Juli 1924. Ist kein Friedrich Perthes da? In seiner Berufsbekenntnisschrift »Der deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseyns einer deutschen Literatur» (1816) folgert unser großer Friedrich Urrthes aus dem Um stande, daß einzig wir Deutsche eine allgemeine deutsche Lite ratur besitzen, vier Hauptansprüche an den deutschen Buchhandel. Als deren dritten nennt er: »Aufbietung aller Kräfte, sowohl ein zelner als vereinigter Buchhändler, damit kein wissenschaftliches Unternehmen, welchen Umfang es auch habe, aus MNngel an Unterstützung unausgeführt bleibe«. . Man kann mit mir rechten, ob in die Auffassung des Pcrthes- schen Anspruchs auch meine nachstehende Mahnung an den deut schen Gesamtbuchhandel eingegliedert werden darf. Im Sinne des Urhebers darf sie es zweifelsohne. Denn wenn je ein Buch händler, so hat Friedrich Perthes sowohl für alle Nöte unseres geistigen Lebens in seiner ganzen Ausdehnung als auch beson ders für diejenigen der strebenden gebildeten Jugend ein waches Auge und ein liebevolles Herz gehabt. Nicht zuletzt aber auch einen weitschauenden Blick für die Erfordernisse zum Wöhle des von ihm so hochgeschätzten und unermüdlich gepflegten Berufes, dem er sein ganzes großartiges Wirken gewidmet hat. Als
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