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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1897
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- Deutsch
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60. 13 März 1897. Nichtamtlicher Teil. 1977 Nichtamtlicher Teil Das hundertjährige Jubiläum der Chr. Fr. Müllerschen Hoslmchhandlung in Karlsruhe. Ein in der Buchhändler- und Buchdruckerwelt nicht gerade allzu häufiges Jubiläum feierte am 21. Februar d. I. die Chr. Fr. Müllersche Hofbuchhandlung in Karlsruhe — dasjenige ihres hundertjährigen Bestehens. Es ist ein interessantes Stück Kulturgeschichte auf dem Boden eines deutschen Kleinstaates damaliger Zeit, an das sich das Entstehen und die Entwickelung der Firma knüpft. Dem Gründer des Geschäfts, dem als Sohn des Hofbuchbinders Friedrich Müller 1776 geborenen Christian Friedrich wurde es nicht leicht, für sein am 21. Februar 1797 gegründetes Geschäft das allergnüdigste Privilegium zu erhalten. Erst am 1. September desselben Jahres erhielt er es. Es lautet, wie wir der zum Jubeltage herausgekommenen Festschrift*) entnehmen: -Carl Friderich Von Gottes Gnaden Marggrav zu Baden und Hochberg rc. Unfern Grußl Edler, Bester, Liebe Getreue! Wir geben Euch hiermit den gnädigen Auftrag dem Bürger Christian Fridrich Müller dahier eine gründliche Vorstellung von der wenig günstigen Aussicht, die ihm die Errichtung einer Buchhandlung dahier für seinen künftigen Lebens Unterhalt nach allen Erwägungen bevorstehen müßte, zu machen; wollen aber, wenn diese Vorstellung keinen Eingang bcy demselben finden und er also dessen ungeachtet auf seinem Sinne bleiben sollte, ihm sodann die Errichtung einer Buch handlung verstattet wissen. Hieran vollziehet Ihr unfern Befehl und wir bleiben Euch in Gnaden gewogen. Gegeben Karlsruhe den l. Septenibcr 1797.- Diescr Bescheid war nun freilich nicht sehr ermutigend, und wäre CH. F. Müller nicht so unternehmungslustig ge wesen, so hätte er wohl den väterlichen Ermahnungen des um das Wohl seiner Unterthanen so besorgten Fürsten Folge gegeben. Allein, er war nicht der Mann der Furcht und des Zagens; mit jugendlicher Energie nahm er alle Schwierig keiten, die sich ihm in den Weg stellten, an, und schon wenige Monate später, Ende 1797, kam er um die Erteilung eines Privilegiums zur Errichtung einer Buchdruckerei ein, die ihm dann auch am 20. Dezember unter dem Vorbehalt gewährt wurde, »als Recognition an den kurfürstlichen O^mogsü-Ver- lag 25 Gulden in freyem Gelde zu zahlen«. So ließ sich denn Müller die nötigen Schriften von Levrault in Straßburg kommen, die ihm dann auch, damaligem Geschäftsgebrauch gemäß, »mit Gottes Hilfe unter sicherem Geleite durch den Fuhrmann« zugesandt wurden. Indessen hatte Müller trotz seines rastlosen Fleißes im Anfang wenig Glück; er verdiente kaum so viel, wie zur Be schaffung des Lebensunterhaltes nötig war, und entschloß sich deshalb, nach Pforzheim überzusiedeln, nachdem er zuvor durch Hochfürstliches Reskript vom 25. Juli 1800 die Er laubnis zur Errichtung einer »Buchdruckereg« in Pforzheim erhalten hatte. Es waren indessen an diese Erlaubnis die nachfolgenden Bedingungen geknüpft: »1) daß er keine Leih- Lescbibliothek errichte, 2) auf den Verkauf der Schulbücher verzichte und 3) den Pforzheimer Buchbindern alles, was er zu heften und zu binden habe, zuwenden und davon nichts entziehen wolle«. Am 7. Januar 1801 trat Müller in den Stand der Zeitungsverleger ein, mit Herausgabe der »Pforzheimer Wöchentlichen Nachrichten«, die ihm freilich nur einen Bruttoertrag von 750 Gulden im Jahre ab *) 100 Jahre. Chr. Fr. Müller'sche Hosbuchhnndlung, Karlsruhe. 1797—1897. Fol. 41> S. mit 1 Bildnislasel, mehreren Abbildungen von Gebäuden, Faksimiles im Text und 16 saksimilierten Nach bildungen von Urkunden und alten ZeUungsblättern. Lierundsechzigsler Jahrgang. warfen. Seine treue Mitarbeiterin bei der Herausgabe seines Wochenblattes war seine Gattin, eine geborene Maisch aus Karlsruhe, die nicht allein zahlreiche Gedichte dazu lieferte, sondern auch das später von Müller herausgegebene »Taschenbuch für edle Weiber und Mädchen« redigierte. Frei lich, die Hoffnungen, die Müller an seinen Aufenthalt in Pforzheim geknüpft hatte, erfüllten sich nicht, trotzdem nun in den Jahren 1801 bis 1803 Friede cintcat. Mit zwei Pressen und zuweilen vier bis fünf Personen arbeitend, sah er sich doch gezwungen, sich nach und nach wieder mehr dem Buchhandel zuzuwenden; sein Bemühen, seiner Buchdrnckerei Arbeit zu verschaffen, hatte nur wenig Erfolg. »Ich hatte Sorge genug«, schrieb er damals in sein Tagebuch, »nur so viel zu verdienen, was mein täglicher Unterhalt für meine Familie und ein kostspieliges Krankenlager von mehr als zwei Jahren von meiner Frau kostete«. Seine Eingaben an das Hofratskollegium in Karlsruhe um Zuwendung von Kanzlei arbeiten hatten nicht den geringsten Erfolg, man wies sie ab mit der Begründung, daß er zu weit weg von Karlsruhe wohne, um ihn beschäftigen zu können. Erst im Jahre 1803 erhielt Müller auf wiederholte Gesuche den Bescheid, daß man nicht abgeneigt sei, ihm den Druck und VMag entweder des Regierungs- oder des Provinzialblattes zu bewilligen, wenn er in Karlsruhe etabliert sein werde; »seiner eigenen Ueber- legung aber bleibe anheimgestellt, ob ihm dieser geringe Ver dienst ein hinlänglicher Grund sein könne, sein Etablissement zu verlegen«. Müller indessen besann sich nicht lange; schon am 6. Juni zeigte er dem Hosratskollegium seinen Entschluß an, nach Karlsruhe überzusiedeln, und am 13. Juni wurde ihm vom Kurfürsten Karl Friedrich das Privilegium zum Druck des Provinzialblattes erteilt, das heute unter dem Titel »Karlsruher Tageblatt« erscheint. Am 7. Juli 1803 erschien die erste Nummer des Blattes, am 14. Oktober 1803 erhielt Müller den Charakter als Hof buchdrucker, und noch im Jahre 1804 verkaufte er seine kleine Buchdruckerei, sowie den Verlag der Pforzheimer Wöchentlichen Nachrichten für 1500 Gulden »freyes Geld« an C. M. Katz in Pforzheim, wobei freilich auch wieder mancherlei Schwierig keiten zu überwinden waren, weil die Behörden befürchteten, es könne durch die Uebernahme der Druckerei seitens des Katz eine Winkeldruckcrei entstehen. Die erste größere, auch kulturhistorisch interessante Ver lagsarbeit, die aus der Müllerschen Offizin in Karlsruhe hcrvorging, war die im Mai 1804 erfolgte Herausgabe des »Landrechts und Landsordnung für die Markgravschaft Baden- Baden«, die bis dahin nur in Abschriften vorhanden gewesen war. Und nun, da Müller auf seinem rechten Platze war, entwickelte sich auch sein Geschäft mehr und mehr; seinem rastlosen Flcißc, seiner zähen Energie gelang es, Schritt für Schritt seinem Ziele näher zu kommen. Freilich, lange konnte sich Müller dieses Erfolges nicht mehr freuen. Am 3l. August 1821 erlag er einer tückischen Krankheit und hinterließ das blühende Geschäft seiner Witwe und seinen beiden Söhnen, die ebenso wie der jetzige Chef des Hauses, Kommerzienrat Max Müller, es verstanden, im Geiste des Begründers das Geschäft weiter zu führen und in die Höhe zu bringen. Die Müllersche Hofbuchhandlung genießt heute eines Rufes in ganz Deutschland, der stattliche Gebäudekomplex, in dessen Räumen sie sich befindet, zeigt schon in seinem Aeuheren die Solidität und das Streben, alles, was nur die Neuzeit zu bieten vermag, in den Dienst der Arbeit zu stellen. Daß der Firma, die mit Stolz ans ihre hundertjährige Geschichte zurückblicken darf, dies gelungen ist, das ist bekannt, und wenn sich ihre Jubelfeier am 21. Februar zu einem so großen und 263
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