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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.02.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-02-28
- Erscheinungsdatum
- 28.02.1884
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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958 Amtlicher Theil. ^ 50, 28. Februar. den Verbandsvorstand zu überzeugen, daß wir Alle mit vollstem Wohlwollen der Sache gegenüber stehen, und daß wir keine Schwierigkeiten bereiten wollen. Wir sind nun bei einer gestrigen kurzen Berathung zu der Ansicht gekommen, daß es wohl das Zweckmäßigste wäre, wenn zunächst der Herr Vorsitzende des Verbandes uns seine Erfahrungen mittheilen und uns darlegen würde, in welcher Weise er sich die Linderung oder Beseitigung der im Buchhandel herrschenden Mißstände bezüglich der Schlenderei denkt, und ertheile ich hierzu Herrn Lamport das Wort. Herr Lamport: Meine Herren! Ich kann vor allem nur mein Bedauern aussprechen, daß ich in Folge einer Reihe unglücklicher Umstände genöthigt bin, ganz allein im Namen des Verbandsvorstands hier zu erscheinen. Wie schon der Herr Vorsitzende bemerkte, ist Herr Abendroth leider durch Krankheit am Erscheinen verhindert; Herr Hendschel ist nicht bloß geschäftlich behindert; sondern, da überdies sein Bruder Albert im Sterben liegt, so kann er absolut nicht von Hanse abkommen. Wenn ich mir erlaube, das Wort zu ergreifen, so möchte ich zunächst darauf zurückkommen, daß der Verbandsvorstand s. Z. bezüglich der Resolution Meißner und Genossen der Anschauung war, daß keine schriftliche Unterlage vorbereitet, sondern lediglich durch mündliche Zusammenberathung eine Unterlage geschaffen werden solle. Wir haben uns in dieser Beziehung gleich von vornherein gesagt, daß es zu schwierig sei, erst eine schriftliche Vorlage auszuarbeiten. Und wenn wir das auch mit dem besten Willen gethan haben würden, und die Vorlage hätte dann der Ansicht des Börsenvereinsvorstandes nicht entsprochen, so wäre sie vielleicht einfach abgewiesen worden, und unsere gemeinsame Berathung gar nicht zu Stande gekommen. Wenn dagegen dem Berbandsvorstand Gelegenheit geboten würde, sich mit Ihnen mündlich darüber zu benehmen, welcher Weg gemeinsam ein geschlagen werden könne, so glaubten wir, daß dasjenige, was überhaupt die Resolution der Hauptversammlung gewollt hat, dadurch am sichersten erreicht werden könnte. Gestatten Sie mir nun, über die Erfahrungen, die der Verbandsvorstand besonders in den letzten Jahren gemacht hat, Bericht zu erstatten. Ich kann Ihnen natürlich aus dem reichen Material in puncto Schleuderei nur eine Blumenlese geben, gewissermaßen die Quintessenz, und will nur diejenigen Fälle zum Vortrag bringen, die als typisch gelten können dafür, wie es da und dort steht und zugeht, und wie weit es mit den Mißständen in unserem lieben Buchhandel schon gekommen ist. Ich beginne damit zu constatiren, daß nach den uns gewordenen schriftlichen und mündlichen Berichten in Leipzig ein Privatkunden-Rabatt von 15—20°/„ Usus ist, darunter werden Bücher dort kaum verkauft. Es geht aber soweit, daß 25 und selbst 28"/<> gegeben werden. Ich habe hier ein Schriftstück aus der Nachbarschaft Leipzigs. Der betreffende College schreibt: „Hier werden wir durch die Nähe Leipzigs sehr geschädigt. Ich stehe mit Nennung der Firma zu Diensten, die nach hier Journale wie Gartenlaube, Familienblatt, Fliegende Blätter, Ueber Land und Meer, mit 28°/„ Rabatt liefert". — Welche Unsicherheit überhaupt hier in Bezug auf die Rabattverhältnisse herrscht, möge folgende Notiz des Herrn Karl Bädeker zeigen: Derselbe schreibt unterm 4. August d. I. an eine Leipziger Firma: „In Folge einer Reclamation bei Herrn N. N. hier, von dem ich erfuhr, daß er meine Reisebücher mit hohem Rabatt verkauft, behauptet dieser, cs sei hier in Leipzig allgemein Usus, daß meine Bücher mit 20, sogar 25"/, verkauft würden. Ich bitte um gefl. Nachricht, ob das auch bei Ihnen der Fall ist". Ferner ist neuerdings durch ein neugegründetes literarisches Blatt, die „Sphinx", ein förmlich programmmäßiges Angebot von Rabatt an's Tageslicht gekommen, zugleich ein Beweis, wie rasch solche Dinge sich verbreiten. Diese Nummer der „Sphinx" datirt vom 1. September d. I., und wir haben hier in Händen die Postkarte einer Constanzer Firma vom 7. September d. I. Dieselbe schreibt: „Die Expedition der „Sphinx" in Leipzig zeigt in Nr. 1 an, daß alle in diesen Blättern oder irgendwo anders besprochenen und angezeigten Bücher durch die Expedition der „Sphinx" mindestens zu demselben Preise, in den meisten Fällen aber unter Gewährung nicht unbedeutenden Rabattes, — 10—20"/, — vollständig portofrei bezogen werden können." Wie dergleichen allenthalben wirken muß, können Sie sich denken. Dieses Rabattgeben von Leipzig ans hat sich in den höchsten Kreisen bereits geltend gemacht. Einer unserer College» berichtet uns hierauf bezüglich, daß er eine Nota zurückerhalten habe mit der Bemerkung: „ Wenig Rabatt, 10"/„ wogegen L in Leipzig durchweg 16"/,"/, berechnet!" Ich habe nun hier einen weiteren Brief neueren Datums ans Leipzig, der nicht uninteressant ist in Bezug aus die Zustände in Leipzig. Darin steht geschrieben: „Den Bestrebungen, die Rabattverhältnisse des Buchhandels zu bessern, habe ich stets sympathisch gegenüber gestanden, und dies ist auch heute der Fall. Der von Ihnen eingeschlagene Weg, um dies Ziel zu erreichen, ist jedoch meiner Ansicht nach durchaus nicht der richtige; wohin soll dieses Gewirr von Angeberei und Anschwärzerei führen? Wissen Sie, ob die An kläger andere Geschäftsprincipien befolgen, als die Angeklagten, und müssen Sie nicht selbst der Ueberzeugung sein, daß in weitaus den meisten Fällen Mißgunst und Brotneid die Beweggründe sind? Oder glauben Sie wirklich, daß diese Beweggründe immer im Bestreben, dem Allgemeinen zu nütze», zu suchen sind? Wenn mir daran läge, Ihnen Beweise zu bringen, daß hiesige, Ihrer Erklärung längst beigetretene Firmen die Bedingungen derselben nicht innehalten, so würde mir dies ein Leichtes sein. . . . Bevor es mir möglich ist, die vorgelegte Erklärung zu unterschreiben, muß ich die sichere Zuversicht haben, daß Ihre Erklärung jeder Buchhandlung vorgelegt und von derselben unterschrieben wird; die Concurrenz arbeitet von allen Seiten, nicht allein viele Verleger machen Sortimentsgeschäste, und dies speciell hier in Leipzig; die Angestellten in den Verlags und Commissionsgeschäften, sowohl Gehilfen wie Schreiber, als auch Markthelfer." In den letzten Tagen habe ich von einem Leipziger Kollegen eine Mittheilung bekommen, mit Beweismaterial ver sehen, wonach auch eine Leipziger Sortiments-Buchhandlung, von der wir glaubten, daß sie nicht zu den Firmen zählte, die mit übermäßigem Rabatt arbeiten, 16"/z "/, Rabatt gibt. Wir haben die betreffenden Noten in der Hand und sind in Folge dessen leider genöthigt, auch gegen diese Firma vorzugehen. Nachdem ich einige gravirende Fälle aus Leipzig bekannt gegeben, will ich zunächst die ebenso unerfreulichen Zustände in Berlin besprechen.
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